Die Schwierigkeiten bei der Verkehrsplanung in Frankfurt

Mobilitätsforum zeigt Komplexität des Frankfurter Masterplans. Starke Bürgerbeteiligung in Frankfurt. Infotafeln und Mitmachstationen im Haus am Dom.
Die junge Dame will partout die verkehrssichere Umgestaltung von Kreuzungen. „Wir haben nur ein begrenztes Budget“, gibt der Vater zu bedenken. Vergebens. Die Tochter klebt den beachtlich großen Maßnahmensticker in ihren Masterplan. „Wir scheitern gerade ein bisschen an der Komplexität“, bekennt der Vater. Es hat ja auch niemand gesagt, dass Verkehrsplanung einfach sei. Die Stadt Frankfurt will ihre Verkehrsräume zukunftsfähig machen und setzt dabei auf eine breite Bürgerbeteiligung. Zweimal schon konnten die Menschen der Stadt online ihre Meinung kundtun und sich informieren, am Samstag gab es die erste Präsenzveranstaltung zum Masterplan Mobilität. Im Haus am Dom standen dafür auf drei Etagen Infotafeln und Mitmachstationen bereit.
Gleich am Eingang bekommen alle Interessierten ihren eigenen Masterplan Mobilität ausgehändigt. In verschiedenen Räumen im Haus werden die einzelnen Maßnahmen und Möglichkeiten zur Verkehrsgestaltung erläutert. Wie sehr wirkt die Maßnahme auf Ziele wie Gesundheitsschutz, Klimaschutz, Verkehrssicherheit oder Erreichbarkeit und was kostet sie? Wer die Maßnahme für notwendig erachtet, kann den entsprechenden Sticker in seinen Masterplan einkleben, der dafür jedoch nur begrenzt Platz, sprich Budget, bietet. Wem das nicht kreativ genug ist, der kann sich im „Streetmix-Raum“ an einem der Computer an der Straßengestaltung probieren und merkt bald, dass auch das nicht ganz einfach ist. Denn in einer Wohnstraße ist nun mal nur begrenzt Platz. Wer dort Grün, Sitzgelegenheiten und Parkplätze unterbringen will, wird scheitern. Luftschlösser können die Bürgerinnen und Bürger ohnehin nicht bauen. Dafür sorgen schon die fachlichen Vorgaben, wie Heiko Nickel, von der Strategischen Verkehrsplanung des Dezernats, verrät: „Klimaschutz, Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit sind nicht verhandelbar.“
Starke Beteiligung im Netz
Ohnehin biegt der Masterplan quasi schon auf die Zielgerade ein. Beim zweiten Forum hatten die Beteiligten mehrheitlich dem Szenario „Umstieg“ den Vorzug vor „Effizienz“ gegeben. Soll heißen, im Mittelpunkt der Planungen steht der Mensch und nicht die Technik. „Wir konzentrieren uns auf Bedarfe, nicht auf Verkehre“, erläutert Nickel. Aus den bisher erarbeiteten Maßnahmen und Ideen wurde ein Leitbild erstellt und am Samstag präsentiert. Die Interessierten können mit einem Bällchen in die entsprechende Röhre abstimmen, wie sehr ihnen dieses gefällt.
Die Beteiligung am Samstag bei der Präsenzveranstaltung war mittelprächtig. Etwa 200 Leute, schätzt Nickel, seien über den Tag verteilt da gewesen, weitere 150 hätten sich die Veranstaltung, bei der es auch zwei Podiumsdiskussionen gab, via Stream im Internet angesehen. Qualitativ war Nickel mit der Veranstaltung sehr zufrieden. Wer da gewesen sei, habe sich eingebracht. Ohnehin werde das erste Mobilitätsforum in Frankfurt sehr gut angenommen, sagte Wolfgang Siefert, der Referent von Verkehrsdezernent Stefan Majer: „So eine breite Beteiligung hatte noch kein Masterplan, nicht mal Berlin.“ Bis Ende des Jahres soll er stehen, der Frankfurter Masterplan für die Umgestaltung des Stadtverkehrs.