Die Frankfurter Paulskirche als Film

Thomas Claus dreht eine Dokumentation und sucht Leute mit Erinnerungen an besondere Ereignisse im Zusammenhang mit dem Demokratietempel.
Seine Dokumentation über den Wiederaufbau des Goetheturms hat viele Menschen in Frankfurt und der Umgebung bewegt. Jetzt hat der Filmemacher Thomas Claus ein weiteres Projekt: das Paulskirchen-Jubiläum. In der zweiten Märzhälfte beginnen die Dreharbeiten, rechtzeitig im Mai soll das wieder etwa 25 Minuten lange Werk fertig sein – und dafür sucht Claus noch Zeitzeugen.
„Der Film soll zu den Jubiläumsfeierlichkeiten laufen und auch darüber hinaus“, sagt Claus. Die Tourismus- + Congress-GmbH Frankfurt (TCF) und das Kulturamt haben ihn beauftragt. „Die Idee war, im Reigen der Veranstaltungen etwas anzubieten, das eine verbindende Kraft hat.“ Da habe sich TCF-Chef Thomas Feda an den Goetheturm-Film erinnert.
Die neue Produktion, so der Plan, wird nun vermitteln, was die Paulskirche als Ort prägend macht. Eine Art Biografie des Gebäudes soll es werden, mit Schlaglichtern auf bedeutende Ereignisse von der Nationalversammlung 1848/1849 bis heute. Dazu zählen etwa der erste Spatenstich zum Wiederaufbau nach dem Krieg 1947, die Wiedereröffnung am 18. Mai 1948, die Rede Thomas Manns am 25. Juli 1949, der Besuch John F. Kennedys am 25. Juni 1963, die Ausstellung „Auschwitz – Bilder und Dokumente“ 1964, die Proteste gegen die Friedenspreisverleihung an Leopold Senghor am 22. September 1968, die „Vietnam-Manifestation“ am 20. März 1970 und die Proteste anlässlich der Verleihung des Goethe-Preises an den Schriftsteller Ernst Jünger am 28. August 1982. Wer bei einem der Ereignisse dabei war oder etwas darüber erzählen kann, ist aufgerufen sich zu melden.
Gerade die Auschwitz-Ausstellung, die der Frankfurter Bund für Volksbildung im Herbst 1964 initiierte, habe große Erschütterung ausgelöst, sagt Thomas Claus. Die Schau habe das Mitwissen, Unterstützen und Wegschauen der übrigen Bevölkerung nicht oder nur am Rande thematisiert, bemängelte die Forscherin Cornelia Brink später. Stattdessen habe sie den Mythos von der Unmöglichkeit, sich zu wehren, unterstützt.
ZEITZEUGEN GESUCHT
Wer sich erinnert an Ereignisse im Zusammenhang mit der Paulskirche und davon gern dem Filmemacher Thomas Claus vor der Kamera erzählen möchte, kann sich per E-Mail an die FR wenden: stadtredaktion@fr.de – bitte unbedingt mit der Betreffzeile „Paulskirche-Zeitzeugen“.
„Vielleicht gibt es jemanden, der als junger Mensch in der Ausstellung war und sich erinnert?“, hofft Claus.
Die Paulskirche sei stets ein Ort gewesen, um Demokratie auszudrücken, sagt er, „es kamen immer sehr viele Menschen, wenn dort Reden gehalten wurden – und es gab oft Kontroversen, die man dort austrug“. In seinen Recherchen stieß er wieder auf viele interessante Details – etwa, wie Walter Kolb in der Nachkriegszeit für den Wiederaufbau des Gebäudes kämpfte und sogar Geld aus der britischen Besatzungszone dafür auftrieb. „Wenn man mit seinen Nachforschungen in die Tiefe geht, macht das auch immer große Freude“, schildert der Filmemacher.
Nach dem Jubiläum, schlägt er vor, könnte der Film sehr gut etwa im Schulunterricht weiterverwendet werden. „Den Schülerinnen und Schülern zeigen, was die Paulskirche ausmacht, was sie bedeutet.“ Aber zunächst ist das Paulskirchenfest vom 18. bis zum 21. Mai das Zieldatum.
