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„Mehr als arbeiten kann ich nicht“: Paketzusteller beklagt Arbeitsalltag bei der Post

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Von: Steven Micksch

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Der Paketzusteller Domenico Raponi berichtet in Frankfurt von den Widrigkeiten seiner täglichen Touren und dem niedrigen Lohn.

Frankfurt - Zu Beginn des Gesprächs ist Domenico Raponi noch ruhig. Doch nach und nach bahnen sich Zorn und Enttäuschung ihren Weg. Der 56-jährige Mühlheimer ist seit 15 Jahren bei der Post beschäftigt, zunächst als Postbote, seit zehn Jahren als Paketzusteller. Und er ist unzufrieden. Mit der Zwischenmenschlichkeit bei der täglichen Arbeit. Und vor allem mit der Bezahlung.

15 Prozent mehr Lohn fordern die Gewerkschaft Verdi und die Angestellten der Deutschen Post. „Wir möchten was von dem Kuchen haben, den die Post in der Corona-Zeit bekommen hat“, sagt Raponi. Und selbst dann sei das Stück nicht riesig, weil zehn Prozent der Forderung nur zum Ausgleich der Inflation dienten. Der wahre Lohngewinn sei kleiner. Deshalb sagt der Zusteller: „Unter 15 Prozent haben wir verloren“.

Domenico Raponi ist seit 15 Jahren bei der Post angestellt.
Domenico Raponi ist seit 15 Jahren bei der Post angestellt. © Christoph Boeckheler

Raponi spricht von 14 Euro Grundgehalt beim Bruttolohn. Er selbst verdiene dank seiner langen Betriebszugehörigkeit mittlerweile 18,50 Euro. Für große Sprünge reiche aber auch das nicht. Mittlerweile müsse er schon überlegen, ob er es sich leisten können, mit seiner Frau mal eine Pizza essen zu gehen. Das Plus beim Lohn wäre eine Anerkennung der Leistungen der Kolleginnen und Kollegen. Dass sich die Arbeitsverhältnisse verbessern, daran glaubt der 56-Jährige nicht mehr.

Post-Streik in Frankfurt: „Es ist eine sehr, sehr harte Arbeit“,

„Es ist eine sehr, sehr harte Arbeit“, sagt Raponi. Um die 150 Pakete müsse er täglich ausliefern. Bei manchen Kollegen seien es 220. Neben der schieren Menge sei auch die Größe des Zustellbezirks entscheidend. Raponi ist in Rodgau unterwegs. Die Bezirke, die man abdecken müsse, würden immer größer. Und Personalmangel herrsche ohne Ende. Das verwundere ihn aber nicht, denn neue Angestellte bekämen befristete Arbeitsverträge, ein niedriges Grundgehalt und müssten als „Springer“ fungieren. Täglich ein neuer Bezirk sei da nicht ungewöhnlich.

In der Regel schaffe er seine 150 Pakete, sagt Raponi. Kämen jedoch weitere hinzu, blieben schon mal welche liegen, die er am nächsten Tag ausfahre. „Mehr als arbeiten kann ich nicht.“ Der Zusteller beklagt die trübe Stimmung in seiner Zustellbasis. Es fehle die Motivation durch die Führungskräfte. Stattdessen werde nur Druck weitergegeben.

Ob er je daran gedacht hat, aufzuhören? „Ja. Aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem man nicht mehr einfach den Job wechselt.“ Bei anderen Arbeitgebern verdiene er noch weniger als bei der Post, dort müsste er wieder von ganz unten anfangen. „Andernfalls wäre ich schon längst weg.“ (Steven Micksch)

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