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Deutsch-türkische Kita eröffnet

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Der Name „dOSTluk“ der neuen Kita spielt auf den Stadteil Ostend an und bedeutet so viel wie „Freundschaft“.
Der Name „dOSTluk“ der neuen Kita spielt auf den Stadteil Ostend an und bedeutet so viel wie „Freundschaft“. © dpa

Es ist ein Novum in Hessen: In Frankfurt hat nun auch die größte Migrantengruppe einen zweisprachigen Kindergarten. „Erstaunlich spät“, findet der OB. Die deutsch-türkische Kita steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Tamino (2) lernt gerade die ersten Worte Türkisch, beide Eltern sind Deutsche. Emilys (9 Monate) Eltern kommen aus Aserbaidschan, ihr Kind soll mit beiden Sprachen aufwachsen. Tamino und Emily gehören zu den ersten Kindern in der deutsch-türkischen Kindertagesstätte Dostluk in Frankfurt – es ist nach Angaben des Sozialministeriums die erste in Hessen.

In Berlin, Hamburg und Köln gebe es schon lange solche Einrichtungen, sagt der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, der zur Eröffnung am Montag eigens aus Berlin angereist war. Eine bilinguale Erziehung sei „ein Beispiel für gelungene Integration. Fremde Kulturen sind nicht fremd, wenn man sie kennt.“

Beim Eröffnungsfestakt stand vor allem eine Frage im Raum: Wieso erst jetzt? Fast jeder zweite Frankfurter hat einen Migrationshintergrund. Bei Kindern unter sechs Jahren beträgt der Anteil dem Integrationsbericht zufolge bereits 68 Prozent. Türkisch ist die am häufigsten gesprochene Fremdsprache in der Mainmetropole. Eine deutsch-türkische Kita komme „erstaunlich spät“, findet auch OB Peter Feldmann (SPD). Es gebe bereits bilinguale Kitas mit Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch oder Russisch. 

Die Kita wird von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betrieben. Dostluk sei eine „kultursensible, aber säkulare Einrichtung“, betont AWO-Geschäftsführer Jürgen Richter. Es gehe darum, Zweisprachigkeit zu fördern, mit dem Verstehen der Sprache wachse auch das Verständnis für die Kultur. „Integration heißt nicht Assimilation“, sagt Richter und forderte eine deutsch-türkische Grundschule in Frankfurt. „Türkisch ist keine Sprache zweiter Ordnung.“

Der Name der Einrichtung spielt auf den Stadtteil Ostend an, wörtlich übersetzt bedeutet er Freundschaft. Die Kita ist Krippe und Kindergarten unter einem Dach. Bis zu 60 Kinder sollen in vier Gruppen unterrichtet werden – bisher sind es fünf, neben Emily und Tamino gibt es ein deutsch-türkisches, ein türkisch-italienisches und ein slowakisches Kind. Seit dem 1. September hat die Kita in der Nähe der neuen Europäischen Zentralbank geöffnet.

Die Kinder sollen „kultursensibel“ erzogen werden, sagt die 29 Jahre alte Leiterin Zübeyde Temizel. Sie sollen nicht nur beide Sprachen lernen, „sondern auch beide Kulturen erleben“. Christliche Feste würden ebenso gefeiert wie muslimische. „An Bayrami („Zuckerfest“) gibt es türkische Süßigkeiten und an Weihnachten Plätzchen.“ Bei Puppen- oder Schattenspielen könnt man einmal mit Kasperle-Figuren spielen, beim nächsten Mal die Legende von Karagötz und Hacivat erzählen.

Wenn die Kita einmal voll belegt ist, sollen 12 bis 15 Erzieher hier arbeiten, bisher sind es vier. Alle sind zweisprachig, in der Kita aber einer Sprache zugeordnet – sie kommunizieren mit den Kindern entweder deutsch oder türkisch. Temizel hofft, dass sich auch Deutsche bewerben, sie müssten nur bereit sein, ein paar Kurse zu machen, „um den Grundwortschatz zu lernen“.

Erzieherin Nihal Gedik ist vom ersten Tag an dabei. Anders als ihre Chefin trägt sie Kopftuch. Die 36-Jährige, die Krippenkinder betreut, ist selbst zweisprachig aufgewachsen. Nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit hat sie sich bei Dostluk beworben, „weil mich das Konzept überzeugt hat: Ich glaube, dass so Vorurteile abgebaut werden“.

Jasmin Philippi Novak hat sich für diese Kita entschieden, weil sie es gut findet, dass der zweijährige Tamino hier eine zweite Sprache lernt und dabei auch gleich eine andere Kultur, Religion und Bräuche kennenlernt. Er könne schon die ersten türkischen Worte, berichtet die Mutter.(dpa)

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