Der letzte Frankfurter Seebär ist tot

Trauer um Robben-Chef Otti im Zoo. Einst war er der Ober-Seebär im großen Becken, aber seit Dezember tauchte er allein.
Bei den Tauchern, die regelmäßig das Robbenbecken saubermachten, war Otti gefürchtet. „Wenn der zwickt, das tut wirklich weh“, sagten sie dem FR-Reporter einmal vor Jahren. Aber eigentlich war Otti ein ganz umgänglicher Bursche. Jetzt ist Otti, einst Ober-Bulle, an einer Krebserkrankung gestorben. Er wurde fast 20 Jahre alt.
Im Dezember waren seine Söhne Emil und Samu in einen brasilianischen Zoo umgezogen – Otti war damit der letzte Seebär in Frankfurt. Ob es die Einsamkeit war, die ihn umbrachte? Eher nicht. Die Untersuchung im Hessischen Landeslabor ergab ein schweres, offenbar schon länger bestehendes Leiden: „Ein großflächiger Tumor, der sich von der Unterhaut tief in die Muskulatur erstreckte sowie dessen Metastasen in der Lunge“, berichtete die Zootierärztin Nicole Schauerte über den Befund.
Anfang Mai war den Pflegerinnen und Pflegern aufgefallen, dass es Otti nicht gutging. Er wollte nicht fressen und blieb fast die ganze Zeit im großen Wasserbecken. „Auch mit Fisch und gutem Zureden war er nicht an Land zu bekommen“, heißt es in der Mitteilung des Zoos.
Vater von 17 Kindern
Um Otti untersuchen zu können, fing die Belegschaft an, das Wasser aus dem Becken abzulassen. Aber noch bevor es zu einer Untersuchung hätte kommen können, sei der Seebär noch am gleichen Abend gestorben.
Der beim Publikum beliebte Otti hatte ein erfolgreiches Leben als Haremsvater in Frankfurt: 17 Mal sorgte er für Nachwuchs mit seinen wechselnden Partnerinnen. Die jungen Robben tragen die Gene weiter in viele verschiedene Zoos auf der ganzen Welt.
In Frankfurt aber gibt es nun keine Seebären mehr. Die Seehunde nutzen nun beide Anlagen in den Robbenklippen. Welche weitere Robbenart in Zukunft in Frankfurt zu sehen sein wird, ist noch offen und hängt auch davon ab, was das Europäische Erhaltungszucht-Programm vorschlägt.
„Wir wollen auf jeden Fall weiterhin Ohrenrobben halten“, sagt Nicole Schauerte. Dazu zählen verschiedene Seebären-, Seelöwen- und Mähnenrobben-Arten. Es gehe auch darum, dem Zoopublikum die Unterschiede zu den Hundsrobben zu zeigen, also zu den Seehunden. Bei Ohrenrobben sieht man noch äußere Ohren, „daher der Name“, erklärt die Veterinärin. Na dann, Otti. Halt die Ohren steif.