Der lange Weg zum 49-Euro-Ticket - VGF bittet um „Verständnis und Geduld“
Der Andrang auf das Deutschlandticket ist an der Hauptwache in Frankfurt besonders groß. Die Warteschlangen sind lang und strapazieren die Nerven vieler Wartender.
Frankfurt - Welche Warteschlange ist denn nun die richtige? Der Weg zum Deutschlandticket (wahlweise 49-Euro-Ticket oder von Wartenden Maiticket genannt) ist in Frankfurt zwar nicht steinig, aber durchaus langwierig. In den ersten Tagen nach Start des Tickets sind drei Warteschlangen in der B-Ebene der Hauptwache die Normalität. Bis zu 40 Menschen reihen sich hintereinander auf, um das Ticket zu ergattern. Andere wollen einfach nur eine Monatskarte und müssen trotzdem stundenlang warten.
Tülay Özyigit steht am Donnerstagmittag in der kürzesten der drei Warteschlangen an der Hauptwache. Sie möchte am sogenannten Pop-up-Store der VGF mehr Informationen zum Ticket erhalten. „Bisher habe ich eine Monatskarte. Nun will ich das 49-Euro-Ticket kaufen“, sagt sie. Ihre kleine Tochter neben ihr langweilt sich bereits. Seit einer halben Stunde stehe sie schon an. Sie war bereits am Mittwoch da gewesen, doch da habe sie die noch längere Schlange abgeschreckt. Nun soll es aber klappen. Gern hätte sie das Ticket einfach am Automaten geholt, doch das ist nicht möglich – das Ticket gibt es nur online oder eben am Schalter. Özyigit habe es online versucht, doch dort nur die Option ab ersten Juni gehabt. „Ich wollte es aber sofort und keinen Fehler machen.“
Deutschlandticket in Frankfurt kaufen: Eigene Schlange an der Hauptwache
Die VGF-Beschäftigten eilen von Kundin zu Kunde und versuchen, die Anliegen der Menschen zu sortieren. Das Deutschlandticket gibt es in einer Schlange, in der anderen alle anderen Belange. Manches Problem lässt sich am Automaten lösen, auch dabei gibt es eine individuelle Betreuung. Das wird auch durchaus goutiert. Etwa von Ingeborg aus Dreieich. Ihren Nachnahmen möchte die ältere Dame nicht nennen, lobt aber die „liebenswürdigen Herren“ von der VGF (fairerweise muss man sagen, dass auch ein paar Damen darunter sind).

Sie möchte sich das 49-Euro-Ticket kaufen, erzählt sie weiter. Wegen eines Krankheitsfalls werde sie demnächst öfters nach Düsseldorf fahren. Dafür biete sich die Fahrkarte an. Dies sei auch der Grund gewesen, wieso sie das Ticket nun sofort brauche. „Ich hoffe, dass es bei dem Preis bleibt“, sagt sie. Dabei schwingt die Sorge mit, dass der Abonnementpreis irgendwann steigen könnte. Doch fürs Erste hat sie nur Lob für das „sehr schöne Ticket“. Sie werde damit auch die Verwandtschaft in Darmstadt besuchen oder einfach mal öfters nach Frankfurt kommen – Museen besuchen oder zur Goethe-Universität fahren, wo sie manchmal Vorlesungen besuche.
In der Schlange für sonstige Belange gibt es auch kritische Töne zu hören. Nicht zum Deutschlandticket. Das sei ein gutes Angebot für einen guten Preis, sagt Ulas Yilmaz. Aber die Wartezeiten seien schlimm. Seit eineinhalb Stunden stehe er mit seiner Frau in der Schlange, um für sie eine Monatskarte zu kaufen. Da sie auf einer Chipkarte sein soll, müssen sie alles am Schalter abwickeln. Angesichts des Platzes in der Warteschlange werden beide wohl mindestens noch eine Stunde stehen, bis sie dran sind. „Das Timing ist blöd“, sagt die Frau. Weil eben so viele das 49-Euro-Ticket haben wollen. Die Organisation des Ansturms empfinde sie als gleich null. Ihr Mann hingegen weiß schon, warum er lieber das Auto oder wahlweise auch mal das Motorrad nutze. „Ich muss die Kontrolle haben“, sagt er.
Das Ticket
Das Deutschlandticket kostet monatlich 49 Euro und ist nur im Abonnement erhältlich. Es ist monatlich kündbar und personalisiert, das heißt nicht übertragbar.
Die Fahrkarte gilt rund um die Uhr im gesamten Nah- und Regionalverkehr, aber nicht im ICE, IC, EC oder Flixtrain.
Bestellungen sind am Schalter etwa bei der VGF, dem RMV oder der Bahn möglich. Wer lange Wartezeiten vermeiden will, kann das Ticket auch online kaufen. Am Startwochenende brachen die Server einiger Anbieter zusammen, mittlerweile sollen alle Systeme wieder stabil laufen.
In der Regel wird die Bonität der Käufer:innen mit einer Schufa-Abfrage geprüft. Wer das vermeiden möchte, kann entweder online mit Kreditkarte bezahlen oder den Anbieter Transdev nutzen. Dieser verzichtet laut eigener Aussage auf die Abfrage und verkauft die Tickets unter deutschlandticket.de.
Alternativen zur Bestellung über die Internetseiten der Anbieter sind die Apps der Verkehrsbetriebe. Im DB Navigator oder der RMVgo-App ist das Ticket erhältlich. Man hat eine digitale Fahrkarte in der App – ohne Wartezeit.
Im RMV-Gebiet können Hunde und Fahrräder kostenfrei mitgenommen werden. mic
Ein Sprecher des Verkehrsgesellschaft Frankfurt berichtet auf Nachfrage, dass man bisher etwa 23 000 Verträge mit Privatpersonen und etwa 36 000 Verträge mit Firmenkunden geschlossen habe. Davon sei ein beträchtlicher Teil Vertragswechsel aus bisher bestehenden Zeitkarten gewesen: 9000 bei privat und 31 000 bei Firmen.
Deutschlandticket in Frankfurt kaufen: „Sehr, sehr“ großer Andrang bei VGF
Phasenweise habe es einen „sehr, sehr großen Andrang“ auf der VGF-Ticketseite im Internet gegeben. Auch die Ticket-Center seien stark frequentiert. Zwar erlebe die VGF zum Monatsende immer einen Kundenandrang, aber das Deutschlandticket habe dies sicherlich verstärkt. „Wir bitten hier um Verständnis und Geduld, denn sowohl Personal- als auch Arbeitsplatz-Kapazitäten (die Zahl der Schalter in den Ticket-Centern) sind begrenzt“, so der Sprecher.
Bei der Umwandlung und Abrechnung der bestehenden Abos in das 49-Euro-Ticket gebe es keine Probleme. Jede und jeder müsse den Wechsel beantragen, beim 9-Euro-Ticket passierte das noch automatisch und war dadurch schwieriger. Nicht alle Kundinnen und Kunden hätten aber die Möglichkeit des frühzeitigen Wechsels genutzt. Auch deshalb komme es nun zu dem großen Andrang an den Schaltern.
Auch in Nordhessen kommt das Ticket gut an. Der NVV (Nordhessischer Verkehrsverbund) teilt auf Anfrage mit, dass zum Stichtag 1. Mai 18 000 Abos bestellt wurden. 7150 davon waren Neukundinnen und -kunden. Bei der Online-Bestellung gab es wegen des Ansturms zunächst technische Probleme – die Webseite funktionierte nicht. Mittlerweile sei alles wieder stabil. (Stefan Micksch)