Der Frankfurter Storch ist zurück

Erneut recht früh im Jahr besetzt der erste Rotschnabel das Harheimer Nest, denn: Wer wagt, gewinnt.
Inzwischen wundert man sich ja über gar nichts mehr. Buckelwale in der Nidda, Zitronen im Nieder-Eschbacher Januar, Fastnacht im Juni, Weihnachten im August – es gibt im Klimawandel nichts, was es nicht schon gab. Na gut, das mit den Walen ist noch unbestätigt. Aber fest steht, dass der Storch auch in diesem Jahr die ersten halbwegs lauwarmen Sonnenstrahlen genutzt hat, um sich bereits im Februar zwecks Fortpflanzung in Frankfurt zurückzumelden.
Genauer: in Harheim, am mittlerweile schon wieder traditionellen Standort. Noch genauer: Frau Storch – das ist jedenfalls die Einschätzung der treffsichersten Storchbeobachterin Yukiko Kaneko.
„Sehr wahrscheinlich (bin 99% sicher) handelt es sich um das Weibchen aus dem letzten Jahr“, twittert sie, was normale Menschen niemals erkennen würden. Aber Anwohnerin Kaneko hat regelmäßig ein Auge aufs Geschehen zwischen Niddaufer und Feldrand. Und sollte es tatsächlich wieder dasselbe Weibchen sein, wäre es nun das dritte Jahr in Folge da.
Noch Anfang Februar bahnte sich ein Konflikt an. Da besetzte ein Nilgänsepaar das Storchennest. Majestätsbeleidigung. Hätten die Gänse dort gebrütet, wäre das womöglich zum Problem geworden, denn kampflos hätten sie den Standort sicher nicht aufgegeben. Kaneko: „Sollten die Nestbesetzer mit dem Brüten anfangen, werden sie sehr aggressiv. Es ist für die Rückkehrer nicht so einfach, sie aus dem Nest zu vertreiben.“
Aber offenbar haben ein paar lebenserfahrene Krähen den frechen Nestbesetzern geflüstert, dass sie sich auf schwierigem Terrain bewegten: auf dem einzigen Frankfurter Storchenbrutplatz seit vielen Jahrzehnten. Bekanntlich wurde dieses Nest am Stiel (zwölf Meter hoch) im Frühjahr 2015 gemeinsam von Nabu, Stadt und Mainova errichtet, und schon im Jahr darauf beendete ein Pionierpaar die storchlose Frankfurter Zeit nach sage und schreibe 48 Lenzen. Seither war jedes Jahr eine Storchenfamilie – in wechselnder Besetzung auf den Vater- und Mutterpositionen – zur Stelle und brachte stets ihren Nachwuchs durch.
Bei mitunter stürmischen Wetterbedingungen. So ein Februar und auch ein März oder April kann ja ungemütlich werden. Aber die Erfahrung lehrt, dass es dennoch schlau ist, früh aus dem Afrika-Urlaub zurückzukommen. Das Harheimer Nest war in den vergangenen Jahren durchaus von diversen Rotschnäbeln umkämpft – während die anderen Nester der Umgebung gähnend leer blieben. Muss wohl ein besonderes Plätzchen sein. Und sehr fruchtbar. Alles Gute für die Familienplanung, liebe Störche.