Der ADFC-Fahrradklimatest aus Frankfurter Sicht

Frankfurt hat sich beim aktuellen ADFC-Fahrradklimatest verbessert. Die Befragten sehen aber noch Handlungsbedarf.
Beim Radfahren in einer deutschen Großstadt gibt es noch Potenzial nach oben. Das zeigt der aktuelle ADFC-Fahrradklimatest mit bundesweit 245 000 Befragten, bei dem Frankfurt den zweiten Platz in der Kategorie „Spitzenreiter“ erreicht hat. Den ersten Platz unter Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner:innen belegte Bremen, den dritten Hannover.
Allerdings bekamen weder Spitzenreiter Bremen noch Frankfurt oder Hannover eine Schulnote 1 oder 2. Frankfurt erreichte den zweiten Platz mit der Note 3,61 (2020: 3,72 auf Platz 3). Das entspricht weiterhin der Schulnote vier plus. Analoge Schulnoten bekamen Bremen und Hannover.
Der Frankfurter Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne), der eigens zur Preisverleihung nach Berlin gereist war, wertete das Ergebnis als „großartige Bestätigung für die Radverkehrsförderung, die Frankfurt in den letzten Jahren buchstäblich auf die Straße gebracht hat“.
1700 Radfahrende aus Frankfurt befragt
Der ADFC-Landesvorsitzende Ansgar Hegerfeld, der auch verkehrspolitischer Sprecher des ADFC in Frankfurt ist, hob anerkennend hervor: „Die Umgestaltung von Fahrstreifen zu teils geschützten Radwegen in Frankfurt verändert allmählich die sonst eher kritische Bewertung der Radwegbreiten, Hier ist eine positive Entwicklung festzustellen, die honoriert wird.“ Fahrraddiebstähle und verkehrsgefährdendes Falschparken trübten aber weiterhin die Bilanz.
Die 1700 Radfahrerinnen und Radfahrer, die in Frankfurt befragt wurden, bewerteten das Fahrrad- und Verkehrsklima in der Stadt insgesamt positiver als beim vormaligen Fahrradklimatest im Jahr 2020. Fortschritte sehen sie bei der Infrastruktur, der Fahrradförderung, den Abstellanlagen, der Führung an Baustellen, der Fahrradmitnahme im Nahverkehr, den Wegweisern für Radfahrer:innen, geöffneten Einbahnstraßen, zügigem Radfahren und der Erreichbarkeit des Stadtzentrums.
Aus Sicht der Befragten gibt es vergleichsweise weniger Punkte, die sich seit 2020 verschlechtert haben. Negativer bewertet wurden demnach die Ampelschaltungen für den Radverkehr, Konflikte mit Kfz und vor allem die hohe Zahl an Fahrraddiebstählen. In Frankfurt wurden laut jüngstem Polizeireport von 2021 exakt 5251 Fahrräder gestohlen; ein Plus von 19 Prozent.
Neun Kilometer neue Radwege gebaut
Majer hob mit Blick auf den zweiten Platz in der Kategorie Spitzenreiter die Radverkehrsprojekte in Frankfurt hervor: Im Sommer 2021 sei die Beschilderung des Radverkehrsnetzes in Frankfurt abgeschlossen worden.
Seit dem Stadtverordnetenbeschluss zur „Fahrradstadt Frankfurt“ im Sommer 2019 seien etwa neun Kilometer neue Radwege an Hauptstraßen gebaut und 29 Kilometer Radwege rot markiert worden. Drei Nebenstraßen auf drei Kilometer Länge wurden demnach fahrradfreundlich umgestaltet, 8000 neue Fahrradabstellplätze errichtet.
Im Einklang mit dem Deutschen Städtetags forderte Majer den Bund dazu auf, Kommunen künftig die Möglichkeit zu geben, selbst Tempo 30 anordnen zu können.