Das Positive der Pandemie

Die Fotoausstellung „Corona – Eine Chance?“ will Hoffnung machen
Natur, Familie und Entschleunigung. Diese drei Motive prägen die Fotoausstellung „Corona – Eine Chance? Die positiven Seiten der Pandemie“, die seit Anfang Januar im Gewerkschaftshaus Frankfurt gezeigt wird.
Die Fotografin und Designerin Anouchka Olszewski porträtiert dabei 14 Menschen aus Frankfurt und Umgebung, die sie nach positiven Veränderungen während der Corona-Pandemie befragte. Es ist ein mutiges Unterfangen, einer Pandemie, die für viele Menschen finanzielle und mentale Herausforderungen brachte und gefährliche Situationen im eigenen Zuhause erzeugte, etwas Gutes abgewinnen zu wollen.
„Während des ersten Lockdowns faszinierten mich die leeren Plätze. Der Römerberg ohne Menschen ist eigentlich unvorstellbar“, schildert Olszewski die Ideenfindung. Im letzten Jahr habe sich ihr Interesse von der Stadt hin zu den Menschen bewegt, die dort wohnen. „Woraus schöpfen die Leute Kraft? Gibt es auch gute Dinge und werden diese bleiben?, diese Fragen haben mich begleitet und den Anstoß für das Projekt gegeben“, sagt die Fotografin.
Gefördert durch die Hessische Kulturstiftung, Verdi Frankfurt und den Verein Fototeam Hessen konnte Olszewski sich auf die Suche nach gesprächsbereiten Menschen machen. Begonnen habe sie dabei im eigenen Umfeld und den Kreis im Laufe der Zeit vergrößert. Die 14 Porträtierten sind laut Olszewski zwischen 19 und 60 Jahre alt und üben unterschiedliche Berufe aus. Da ist der Gastronom Ruben, der anfing, Pilze zu sammeln, der Marktbeschicker Matthias, der zum Lesen fand oder die Studentin Yasmina, die nicht mehr pendeln muss. Zu jeder Person hat Olszewski eine Collage entworfen, die Zitate und Erzählungen, illustrierende Bilder und klassische Porträtaufnahmen enthält.
Peter Giefer, Mitarbeiter von Verdi Frankfurt und des Fototeams Hessen, beschreibt das Projekt als „Sozialfotografie“, die dazu einlade, „über eigene Grenzen hinauszuschauen und sich zu engagieren“. Olszewskis Protagonist:innen haben genügend Ressourcen gehabt, um sich während der Pandemie zurückzulehnen, neue Hobbys zu entdecken oder Zeit mit der Familie zu verbringen. Ilkas Collage zeichnet das Bild einer jungen Familie mit zwei kleinen Kindern und Eltern im Homeoffice. Die Familie sei enger zusammengerückt, sagt Ilka. Herausfordernde Momente, die sich in dieser Konstellation mit hoher Wahrscheinlichkeit ergaben, kommen nicht vor – für sie hätte es aber auch keinen Raum in der Ausstellung gegeben.
„Ich wollte ein ‚Mut-Mach-Projekt‘ entwerfen, dass Inspiration für diejenigen gibt, die die letzten Jahre als sehr negativ empfunden haben“, erläutert Olszewski ihre Intention. Im Gespräch hätten vor allem Jüngere schnell Gutes sehen können, resümiert sie weiter. „Lediglich zwei, drei ältere Menschen konnten nichts Positives finden und deshalb auch nicht teilnehmen.“
Hoffnung und eine ‚Kopf-Hoch-Mentalität‘ lassen sich vielleicht leichter für Menschen mit Partner:innen, Familie- und Freund:innenkreis bewahren als für alleinstehende Rentner:innen, die auch ohne Pandemie von Isolation und Vereinsamung betroffen sind. „Corona – Eine Chance?“ bräuchte das Fragezeichen im Titel nicht, die Ausstellung beantwortet die Frage mit einem klaren Ja. Olszewski möchte trotzdem in ein paar Jahren erneut mit den Menschen sprechen, um „zu sehen, was geblieben ist“, wenn alles wieder normal ist.
Zu sehen sind die Werke bis zum 12. April im DGB-Gewerkschaftshaus.