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Das Kunsthotel Nizza feiert 30. Geburtstag in Frankfurt

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Der Romantikraum ist mit einem üppigen Blumengemälde dekoriert. Monika Müller (3)
Der Romantikraum ist mit einem üppigen Blumengemälde dekoriert. Monika Müller (3) © Monika Müller

Die Herberge gleicht keinem gewöhnlichem Hotel. Als Tatortkulisse, Ort für Kulturveranstaltungen und Toleranz für spontane Musikproben, punktet sie bei Kulturschaffenden. Von Christian Düring.

Das Wandgemälde war mal ein Hawaiihemd-Motiv. Stefanie Pesin erzählt, dass eine ihrer treuen Gäste, Dani Muno, die Wand für sie bemalte.

So spontan entstanden viele Ideen, die das Hotel „Nizza“ im Frankfurter Bahnhofsviertel an seinem 30. Geburtstag von den meisten anderen Hotels unterscheidet. Es trägt überall Spuren von all jenen künstlerischen Gästen, die das Hotel gerne für einige Nächte aufsuchen. Pesin leitet die Hotellerie in dem renovierten Neubau, der eine beliebte Adresse für Künstler:innen in Frankfurt geworden ist.

Besonders sei zum Beispiel, dass die Gäste regelmäßig auf den Zimmern oder in den größeren Räumen mit ihren Instrumenten übten. Das würde woanders wohl die restliche Kundschaft stören, doch hier sei das Gegenteil der Fall. „Wir genießen es, das sind meistens richtig gute Musiker“, sagt Pesin. Diese fahren häufig am Tag darauf zu kulturellen Veranstaltungen oder fliegen dafür weiter in andere Länder.

Pesin sitzt im überschaubaren Hotelfoyer auf einem Ohrensessel und erzählt, welcher Künstler ihr die Idee für das Klebeband-Kunstwerk an der Decke über ihr präsentierte. Gašper Kunšic sei einer der jungen Student:innen gewesen, die eine Kunstveranstaltung im Hotel mitgestaltet hätten. Dabei sei er auf die Idee gekommen, das „Gewusel“ in der Lobby mittels schwarzer ebenfalls irgendwie wuselnder Klebebandstreifen zu illustrieren. „Das ist bemerkenswert, oder?“, fragt Pesin.

Im Aufzug wirft ein Spiegel in Form von einem Spiegelei das Bild zurück. In der Mitte des offenen Treppenhauses ragt eine Hängepflanze über mehrere Stockwerke nach unten. „Die habe ich mal gefunden, als sie klein war und dann gepflegt“, erklärt die Inhaberin. Beide Wege führen fünf Stockwerke nach oben bis zur Dachterrasse. Das braune hölzerne Quadrat, auf dem einige Stühle stehen, wird von den gläsernen Wolkenkratzern Frankfurts umringt.

Auch hier ist eines nicht zu übersehen. Das Hotel Nizza versucht, eine Grenze zur hektischen Außenwelt zu ziehen und „Raum für die Ideen der Künstler zu schaffen“, sagt Pesin. Sie vergleicht die Atmosphäre des gesamten Hotels mit der von den alten WG-Zimmern der Künstler:innen. „Daran fühlen sie sich hier erinnert.“

Während der Pandemie hingegen freute sich die gelernte Hotelfachfrau weniger über die 27 Zimmer und das ganze Haus, deren Leitung, sie erst kurz zuvor in 2018 übernommen hatte. Die meisten ihrer zwölf Mitarbeiter:innen musste sie in Kurzarbeit schicken, sie selbst ist sogar in das Hotel gezogen. Es lief auf Notbetrieb, die vielen Übernachtungen und Einnahmen blieben aus. Pesin resümiert zurückblickend trotzdem dankbar: „Es war familiär, ich habe für die wenigen Gäste gekocht und war quasi die Herbergsmutter.“ Das seien Erfahrungen gewesen, die sie sonst nie erlebt hätte.

Dazu haben sicherlich auch die drei ukrainischen Familien beigetragen, die sie zwischenzeitlich in das Hotel aufgenommen hat. „Eine der Frauen sollte gerade in Kiew operiert werden, als der Krieg plötzlich ausbrach“, sagt sie. Mit den Familien sei sie regelrecht zusammengewachsen und freut sich dennoch, dass sie inzwischen langfristig woanders untergekommen sind.

Somit kann sie ihre Zimmer wieder in normalem Betrieb vermieten. Oder das Hotel als szenische Kulisse für Filme und Serien anbieten. Zweimal schon kam es im Tatort vor, mehrfach in vielen weiteren Serien.

Für den Hotelbesuch müssen Kulturschaffende und alle anderen Gäste zwischen 75 und 115 Euro pro Nacht einplanen, je nach Zimmer und Personenanzahl. Das Frühstück kostet immer 15 Euro. Das können auch Gäste probieren, die nicht im Hotel übernachten, dann jedoch mit Anmeldung.

Im Jubiläumsjahr freut sich Pesin insbesondere auf zwei kulturelle Veranstaltungen in ihrem Kunsthotel. Zum einen wird es einen Bar-Abend mit „Aktionskunst“ von Daniel Hartlaub geben, sprich bewegter Kunst, in die auch das Publikum integriert werden kann. Der zweite Termin wird ein Kunstgespräch mit Fotografin Sandra Manu und einer Kunstprofessorin sein. Mehr wollte Pesin noch nicht verraten.

Lobby mit besonderer Decke.
Lobby mit besonderer Decke. © Monika Müller
Leiterin und Eigentümerin Stefanie Pesin auf der Dachterrasse.
Leiterin und Eigentümerin Stefanie Pesin auf der Dachterrasse. © Monika Müller

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