Das Comeback der Techno-Hauptstadt Frankfurt

In Frankfurt tanzte es sich schon immer gut – nicht nur in den Jazzclubs der Nachkriegszeit. Weltstars der Szene legten hier ihre ersten Platten auf.
Sie lesen es nicht zum allerersten Mal, aber Frankfurt war/ist/wird wieder Techno-Hauptstadt der Republik (sein). Zutreffendes bitte unterstreichen. Tipp: „war“ die Techno-Hauptstadt ist auf jeden Fall schon mal richtig.
Denn einst trug es sich zu, dass Leute wie Andreas Tomalla und Alex Azary die Stilrichtung in dieser Stadt vorantrieben, wie es anderswo seinesgleichen suchte. Tomalla, den jeder Mensch eigentlich als Talla 2XLC kennt, arbeitete im Plattenladen City Music in der B-Ebene des Hauptbahnhofs und richtete dort in den frühen 1980er Jahren ein Fach mit Vinylscheiben unter der Bezeichnung „Techno“ ein. Darin: Musik von Kraftwerk, Heaven 17, Human League, Depeche Mode, Liaisons Dangereuses und Propaganda – Pioniere der elektronisch produzierten Musik.
Später begann Talla, ebenso wie Azary, in den Discotheken aufzulegen. Erst waren es Nischen, dann wurden die Zeitfenster für Technomusik größer, weil es einfach enorm tanzbarer Stoff war, den die DJs da aus ihren Kisten zogen. „Technoclub“ nannte Talla seine Veranstaltungen, zunächst im Tanzschuppen No Name im Steinweg in der Frankfurter Innenstadt, bald in der Flughafendisco Dorian Gray, die sich mit Techno einen Ruf weit über Frankfurt hinaus machte.
Es war die große Zeit der Tanzclubs. Der größte und wichtigste in der City war das Vogue, bald unter dem Namen Omen noch viel berühmter. Es gab dort schon früh Maschinen, die ein Lied praktisch übergangslos mit dem nächsten verschmelzen ließen, gleicher Rhythmus, gleiches Tempo, durchtanzbar für Stunden. Doch das ganz große Rad drehte Frankfurt erst, als Sven Väth die Regie übernahm. Seine Single „Electrica Salsa“ (1985, mit dem Bandprojekt OFF) ist bis heute beispielhaft dafür, wie man praktisch ohne Melodie, aber mit stampfendem Rhythmus einen Welthit landet.
Väth legte im Omen, später im Cocoon auf und zog dann hinaus in die Welt. Kann sein, dass Frankfurt seither nicht mehr Techno-Hauptstadt war. Aber gerade hat das Momem eröffnet, das Museum für moderne elektronische Musik. Vielleicht macht es Frankfurt wieder zur Techno-Hauptstadt. Dafür sprechen vor allem zwei Namen: Talla 2XLC und Alex Azary, die Gründer.