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Darts-Open Frankfurt: Ballermann in der Ballsporthalle

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Von: Oliver Teutsch

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Wayne Mardle und Fallon Sherrock machten den Auftakt zur dritten Darts Open in Frankfur
Wayne Mardle und Fallon Sherrock machten den Auftakt zur dritten Darts Open in Frankfur © Renate Hoyer

Bei den Darts Open in Frankfurt geht es vor allem um Party, Bier und gute Laune. Rekord-Weltmeister Pfil Taylor begeistert gefeiert.

Im Westen von Frankfurt ist schon wieder Karneval. Zumindest am Ostersamstag rund um die Ballsporthalle. Eisbären sind genauso unterwegs wie Nikoläuse und Osterhasen. Besonders hoch im Kurs stehen Motto-T-Shirts und ulkige Kopfbedeckungen. Eine Gruppe junger Männer aus Groß-Gerau hat sich Flamingo-Hüte auf die Köpfe gestülpt. Warum Flamingos? „Einfach, weil es sie im Internet zu bestellen gab“, sagt einer der Männer. Ein älterer Mann mit weißem Backenbart trägt das Motto-T-Shirt im Umlauf der Halle spazieren: „Darts und Bier – darum bin ich hier.“ Die Show auf der Bühne beginnt um kurz nach 18 Uhr. „Ich brauche jetzt 100 Prozent Stimmung“, fordert Moderator und Einpeitscher Patrick Wolf. Er bekommt sie. Die meisten der 4300 Menschen in der Halle grölen wie gewünscht.

Zum dritten Mal hat die südhessische Event-Agentur S-Promotion Darts-Legenden nach Frankfurt gelockt, um den Menschen im Rhein-Gebiet ein ähnliches Spektakel zu bieten wie einmal im Jahr bei der Darts-Weltmeisterschaft in London. Im Norden der Stadt, im altehrwürdigen Alexandra Palace, wurden die feuchtfröhlichen Darts-Partys sogar für das Fernsehen salonfähig gemacht. Auf der Bühne die Aktiven mit den kleinen Pfeilen, im Zuschauerraum die Aktiven mit den großen Humpen. Wenn Darts eh als Kneipensport verrufen ist, dann kann man auch Party machen und saufen, so die Einstellung, die auch in der Ballsporthalle gilt.

In Frankfurt geht es nicht um die Weltmeisterschaft und dicke Preisgelder, aber das Starterfeld kann sich durchaus sehen lassen. Der amtierende Weltmeister Michael Smith ist genauso gekommen wie die Legende des Sports schlechthin. Phil Taylor, 16-facher Weltmeister und eigentlich schon im Ruhestand. Aber für Spaßveranstaltungen und Antrittsgagen wirft er gerne noch ein bisschen und lockt die Massen. „Ohne diesen Mann wäre keiner von euch hier“, kündigt Moderator Wolf den 62-Jährigen an, der kurz darauf auf die Bühne tapst. Allerdings zunächst mal nur als Einlage. Bis er die Pfeile in die Hand nimmt, dauert es noch ein bisschen.

Zunächst ist jemand dran, für den die wenigsten an diesem Abend gekommen sind. Aber das ist Nico Schmidt herzlich egal. Der 28-Jährige aus Heusenstamm hat über einen Radiosender eine Wildcard für das Turnier gewonnen. „Ein Traum geht in Erfüllung“, gesteht Schmidt, der selbst erst vor rund einem Jahr mit dem Darts-Spielen angefangen hat und mit seinem Verein Teutonia Hausen in der Oberliga antritt. „Vielleicht kann ich ja ein Leg gewinnen“, hofft der 28-Jährige vor seiner ersten Partie. Kann er nicht, aber ihm wird es egal sein. „Die Wildcard war bisher das Größte in meinem Leben“, wird er hinterher sagen. Denn er darf gegen Weltmeister Smith antreten und gegen einen weiteren Top-Spieler, Joe Cullen.

Die sportlichen Highlights an diesem Abend setzen andere. Etwa Fallon Sherrock. Die 28-jährige Engländerin gilt aktuell als beste Darts-Spielerin überhaupt und lässt das sowohl den Alt-Meister Wayne Mardle, als auch Rekord-Weltmeister Taylor spüren. Als sie zum Auftakt eines Legs, also eines Satzes, sechs perfekte Darts in Folge spielt – sechs mal das Triple-20-Feld trifft, kochen die Emotionen in der Halle hoch. Es gehört zum guten Ton im Darts, dass die Spielerin erst mal ausgebuht wird, wenn der siebte Pfeil keine 60 Punkte bringt und die Partygesellschaft in der Halle weiß das und buht fachkundig. Auch bei den Ballermann-Songs, die zwischen den Partien immer wieder zur Auflockerung eingestreut werden, zeigt sich das Publikum textsicher. Meist geht es um Bier oder Brüste. Oder um „Sweet Caroline“. Bei dem Neil Diamond-Klassiker zücken die Menschen wie geheißen ihre Handy-Taschenlampen. „Ich habe Gänsehaut“, lobt Moderator Wolf.

Nicht bei jeder Partie wird wirklich mitgefiebert, davon zeugen die langen Schlangen an den Bier-Ständen und dort, wo man das Bier wieder wegbringt. Auch vor der Halle gibt es immer ein paar Darts-Begeisterte, die eine Zigarette der aktuellen Party vorziehen. Schließlich geht es an diesem Ostersamstag in aller erster Linie um gute Laune.

Am Ende des Abends siegte, wie es sich gehört, der amtierende Weltmeister, Im Finale setzte sich Michael Smith gegen seinen Landsmann Joe Cullen durch, der zuvor im Halbfinale den viel umjubelten Taylor nach 0:3-Rückstand noch bezwungen hatte. Der Veranstalter teilte mit, im nächsten Jahr werde es wieder eine Darts Open in Frankfurt geben. Und die Ballsporthalle dann wieder für einen Abend zum Ballermann.

Nico Schmidt startete mit einer Wildcard und durfte Autogramme schreiben. Foto: Renate Hoyer.
Nico Schmidt startete mit einer Wildcard und durfte Autogramme schreiben. Foto: Renate Hoyer. © Renate Hoyer
Gute Laune und schrille Kostüme waren Pflicht am Samstag in der Ballsporthalle. Foto: Renate Hoyer.
Gute Laune und schrille Kostüme waren Pflicht am Samstag in der Ballsporthalle. Foto: Renate Hoyer. © Renate Hoyer

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