Cannabis in Frankfurt auf Rezept

Die Hanfpflanze kann schmerzlindernd wirken. In einem befristeten Modellprojekt sollen schwerkranke Patienten die Droge auf Rezept erhalten können.
Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) hat am Mittwoch ein auf zunächst drei Jahre befristetes Projekt zur Verschreibung von medizinischem Cannabis begonnen. „Schwerkranke Patienten sollen bei Bedarf ohne große Schwierigkeiten Cannabis auf Rezept erhalten können“, erklärte Majer in einer Pressemitteilung. Dies sei nach einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes vom 10. März 2017 möglich. Er werde sich dafür einsetzen, dass es in Frankfurt bald genügend gut informierte Ärztinnen und Ärzte geben werde, die Cannabis bei einer entsprechenden Indikation verschreiben.
Zu dem Spektrum der Erkrankungen, für die eine Therapie mit Cannabis infrage kommen, gehören Neurodermitis, ADHS, Epilepsie, spastische Lähmungen, verschiedene neurologische Krankheitsbilder und Krebserkrankungen. Auch Patienten, die an starken Schmerzen leiden, gehören zur Zielgruppe.
Im Januar hat die Gesundheitswissenschaftlerin Frauke Heinze im Drogenreferat damit begonnen, die Versorgungsstrukturen aufzubauen. Dazu gehören ein Netzwerk aus engagierten Ärztinnen und Ärzten, entsprechende Fortbildungsangebote und Informationsveranstaltungen für die Patienten.
„Wir werden Patientinnen und Patienten über die Behandlungsmöglichkeiten informieren und über ihre Rechte aufklären“, versprach Majer. Außerdem soll eine Clearingstelle für Ratsuchende eingerichtet werden.
Großer Bedarf in Frankfurt
Bereits im Juni 2015 wurde, bundesweit einmalig, eine Beratungsstelle „Medical Marihuana Projekt“ ins Leben gerufen. Dabei sei deutlich geworden, wie groß Bedarf und Nachfrage in Frankfurt seien. Gesundheitsdezernat und Drogenreferat hätten sich schon vor der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes für schwerkranke Menschen eingesetzt, die sich darüber beklagt haben, dass sie sich nur auf dem Schwarzmarkt mit Cannabis versorgen konnten.
Um zu soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen zu kommen, sind in Kooperation mit dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin und dem Centre for Drug Research – beide Einrichtungen gehören zur Goethe-Universität, umfassende Begleitstudien vorgesehen, für die es jetzt im März eine weitere Stelle geben soll. Man habe „lange darauf hingearbeitet“ die ärztliche Vergabe von medizinischem Marihuana zu ermöglichen, so Majer.
Nun hofft der Gesundheitsdezernent, dass die Krankenkassen „ohne bürokratischen Aufwand“ das verschriebene Marihuana bezahlen werde und „ein breiter Schulterschluss mit Ärztinnen und Ärzten sowie Apothekerinnen und Apothekern gelingt“. Im Römer kann das neue Projekt, anders als bei der Forderung um eine generelle Entkriminalisierung von Cannabis auf eine breite politische Mehrheit bauen.