Sorge um Villa Wertheim

Grüne im Ortsbeirat 4 wollen, dass das historische Gebäude saniert wird. Nach Ansicht des Denkmalamts ist das Gebäude nicht einsturzgefährdet.
Die ehemalige Villa Wertheim an der Arnsburger Straße/Ecke Habsburgerallee macht einen trostlosen Eindruck. Seit vielen Jahren steht das Gebäude des jüdischen Nähmaschinenfabrikanten und Mäzens Joseph Wertheim leer. Der Vorgarten wird als Müllkippe missbraucht. Die Grünen im Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) wollen jetzt wissen, wie es mit dem Haus weitergeht. In der Sitzung des Stadtteilgremiums am kommenden Dienstag wird eine entsprechende Vorlage beraten.
Immer wieder werde er von Menschen aus Bornheim darauf angesprochen, was den aus der alten Villa werde, erklärt Antragsteller und Ortsvorsteher Hermann Steib (Grüne). Das Haus, das das Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden Ende 2019 als Einzelkulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt hat, liege seit Jahren brach. „Die Bausubstanz wird nicht besser.“ Auch sei der Vorgarten unaufgeräumt. Da es sich um den „Rest vom Imperium“ Wertheims handele, wäre es wünschenswert, wenn das Gebäude in naher Zukunft saniert werde. Mit dem Antrag soll der Magistrat um Auskunft gebeten werden, ob zu dem Gebäude neue Erkenntnisse vorliegen oder ob dort Veränderungen angestoßen werden können.
Sorgen, dass das Haus zusammenbreche, brauche man sich derzeit keine zu machen, sagt Andrea Hampel, die Leiterin des Denkmalamts auf Anfrage der FR. Das historische Gebäude sei zwar nicht im besten Zustand und sehe von außen nicht unbedingt schön aus, doch heiße das nicht, „dass es gleich ans Eingemachte geht. Das dauert lange“, sagt Hampel – so lange das Dach in Ordnung sei und die Fenster geschlossen blieben.
Mit dem Eigentümer befinde sich die Behörde im Gespräch, so die Amtsleiterin. Erst Ende Januar habe es einen Austausch gegeben. Deshalb sei sie zuversichtlich, dass die Villa Wertheim bestehen bleiben werde. Es gebe jedoch kein Baugebot, demnach eine Besitzerin oder ein Besitzer sanieren müsse, „solange ein Gebäude nicht vom Einsturz bedroht ist“. In Frankfurt sei es aber „absolut selten“, dass ein denkmalgeschütztes Gebäude abgerissen werden müsse.
2018 hatte der damalige Eigentümer, der namentlich nicht genannt werden möchte, angekündigt, das klassizistische Gebäude zu sanieren. Die beiden angrenzenden Häuser, die ebenso zum ehemaligen Familiensitz der Familie Wertheim gehörte, hatte der Bauherr abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen. Die Villa sei inzwischen weiterverkauft worden, sagte der ehemalige Besitzer jetzt auf Anfrage. Vor etwa anderthalb Jahren habe eine Privatperson das Haus gekauft.
Sorgen um die Villa hat sich in den vergangenen Jahren auch Carlos Guilliard, Urenkel von Joseph Wertheim, gemacht. Fast alle Spuren, die auf seine Familie hinwiesen, seien verwischt. Wünschenswert wäre es, wenn etwa eine Plakette am Haus angebracht werden könnte, die auf die Geschichte hinweise.
Der Ortsbeirat 4 trifft sich am Dienstag, 14. Februar, 19.30 Uhr, im Saalbau Bornheim, Arnsburger Straße 24.