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Bombe im Frankfurter Gallus erfolgreich entschärft

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Nur vereinzelt nehmen Gestrandete städtische Räume in Anspruch.

Viele sind es nicht, die am Donnerstagmittag im Saalbau in Griesheim Zuflucht gesucht haben. „Das wundert mich gar nicht“, sagt Armin Bender, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes. „Bei diesem schönen Wetter werden die meisten Menschen die Zeit lieber draußen verbringen oder zu Bekannten gehen.“ Gerechnet habe er im Saalbau mit höchstens 20 Personen, die wegen der Bombenentschärfung im Frankfurter Gallus zwischenzeitlich ihre Wohnungen räumen mussten. „Wer in so einem Fall in die Betreuungsstelle kommt, hängt immer davon ab, welche Viertel wir räumen. Manchmal habe ich dann hier 20 Studierende sitzen, die ihre Laptops aufklappen und arbeiten.“

Vor der Tür vertreiben sich nur vereinzelt Menschen die Zeit. Im Saalbau selbst warten genau drei Gestrandete auf die Entwarnung. Klaus hat erst von der Bombenentschärfung erfahren, als er auf dem Heimweg von der Nachtschicht von der Polizei abgefangen wurde. Mit Kaffee versucht er, die Zeit zu überbrücken, bis er seinen wohlverdienten Schlaf bekommt.

„Um 19 Uhr muss ich schon wieder zur nächsten Schicht antreten. Ich bräuchte vorher eigentlich schon noch ein bisschen Schlaf.“ Bei der Deutschen Bahn ist Klaus für die Fernzüge verantwortlich. „Da darf ich mir keine Fehler leisten, nur weil ich müde bin.“ Sorgen wegen der Bombe macht er sich keine. „Die Baustelle ist bei mir direkt gegenüber. Wenn die Bombe hochgeht, ist meine Wohnung weg“, witzelt er. Es sei allerdings auch nicht die erste Bombenentschärfung, an die er sich in Frankfurt erinnern könne.

Irmgard Kirchner denkt an einem solchen Tag zurück an die Zeit, aus der die Bombe stammt. „In meiner Kindheit bin ich schon vor Bomben weggelaufen, und jetzt im hohen Alter laufe ich wieder vor Bomben weg“, berichtet sie.

Ab dem Jahr 1940 flogen die Alliierten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 75 Luftangriffe auf Frankfurt. Immer wieder tauchen deshalb bei Bauarbeiten Blindgänger auf, für deren Entschärfung dann Menschen evakuiert werden müssen. Zuletzt zwang Mitte Februar ein Bombenfund 2300 Menschen, ihre Wohnungen zu verlassen.

Von der aktuellen Entschärfung hatte Irmgard Kirchner erst bei einem Arzttermin erfahren. „Von dort aus bin ich dann mit dem Taxi direkt hierher gefahren.“ Mit einer Zeitschrift in der Hand wolle sie sich erst ein bisschen ausruhen. Später ziehe es aber auch sie in die Sonne, um einen Spaziergang zu machen.

Den beiden jungen Reporterinnen will sie aber noch eines unbedingt mit auf den Weg geben: „Schon nach dem Zweiten Weltkrieg hat meine Generation gesagt: Nie wieder Krieg! Das hat damals schon nicht so gut geklappt, wenn man sich die Konflikte im 20. Jahrhundert anschaut.“ Dass ihre Worte in Bezug auf den Krieg in der Ukraine traurige Aktualität haben, ist Kirchner bewusst.

Vor dem Saalbau wirken unter dem blauen und wolkenlosen Himmel der alte und der neue Krieg aber weit weg. Nur vereinzelt trudeln noch Menschen ein. Manche entscheiden sich auch erst spontan für die sonnige Parkbank anstelle der Aufenthaltsräume. Informationen der Frankfurter Feuerwehr zufolge besuchten insgesamt etwa 30 Personen die Betreuungsstelle.

Komplett leer blieben die vorbereiteten Isolationsräume: „Bisher ist noch niemand mit einer Corona-Infektion gekommen, der für die Evakuierung seine Quarantäne unterbrechen musste“, berichtet DRK-Einsatzleiter Bender.

Gegen zehn nach zwei habe die Entschärfung mit etwas Verzögerung begonnen, informiert ein Sprecher der Feuerwehr. Schon um 14.40 Uhr konnten die Einsatzkräfte dann Entwarnung geben, und die Bewohner:innen durften in ihre Wohnungen zurückkehren.

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