Neue Mieter und neues Gastrokonzept im „Heck Meck“ - „Überall verschwinden alte Strukturen“
Ein neues Restaurant öffnet im Traditionslokal „Heck Meck“ in der Friesengasse in Frankfurt. Stammgäste befürchten, dass mit dem Wechsel ein Stück Nachbarschaft verloren geht.
Frankfurt - Die Tage des „Heck Meck“ in der Friesengasse in Frankfurt sind gezählt. Ende März soll die Traditionskneipe nach 37 Jahren schließen. Dann macht dort ein veganes Restaurant auf, teilt die mit der Neuvermietung des Ecklokals beauftragte Immobilienfirma Vesta mit. Der neue Vertrag beginne im April.
Die Nachfolger kämen aus „dem Milieu und planen eine vegane Speisekarte unter Beibehaltung des jetzigen Gaststättenkonzeptes“, teilt eine Mitarbeiterin von Vesta-Immobilien mit. Sie verweist darauf, dass die jetzige Wirtin, Michaela Schaar, aus Altersgründen gekündigt habe. Der Vermieter habe in den 14 Jahren des Mietverhältnisses „nicht einmal die Miete“ erhöht.
Das war nach dem Austritt von Wirtin Schaar Ende März geplant. Deren Mitarbeiterin Conni Rädler wollte das „Heck Meck“ und dessen Konzept übernehmen. Die Eigentümerin des Gebäudes, die Franco Habitat GmbH, wollte die Miete verdreifachen. 3900 Euro Kaltmiete pro Monat verlangte sie auf dem Immobilien-Portal im Internet – alternativ steht das Lokal dort auch jetzt noch für 1,25 Millionen Euro zum Verkauf.
Neue Mieter im „Heck Meck“ in Frankfurt: „Der Zug ist abgefahren, dass wie noch etwas ändern können“
Rädler geht davon aus, dass es für die Traditionskneipe in seiner jetzigen Form keine Zukunft mehr gibt. „Der Zug ist abgefahren, dass wir noch etwas ändern können. Wir sind einfach draußen, so beschissen das ist.“ Sie habe alles versucht, „mehr kann man nicht machen“. Bedauerlich sei, dass das „Heck Meck“ kein Einzelfall ist. „Überall in der Stadt verschwinden derzeit alte Strukturen“, sagt Rädler. „Und oft gibt es hinterher einen jährlichen Wechsel, weil keiner die Miete zahlen kann.“ Wichtig sei, dass sich alle fragten, in was für einer Stadt sie leben möchten. Was sie macht, wenn das „Heck Meck“ schließt, wisse sie noch nicht genau, sagt Conni Rädler. „Ich plane vieles und nichts. Ich weiß noch nicht genau, wo’s hingeht.“
Auch Rolf Täumer bedauert es, dass das „Heck Meck“ bald Geschichte ist: „Damit geht ein Stück Nachbarschaft flöten.“ Knapp 3000 Unterschriften für den Erhalt der Kneipe hat der Stammgast über eine Online-Petition gesammelt. Ziel seien anfangs 500 Unterschriften gewesen. „Dass es so viele werden, damit habe ich nicht gerechnet.“

Neue Mieter im „Heck Meck“ in Frankfurt: Begrenzung der Mietanstiege für Gastronomie denkbar?
Die Liste sollte der Eigentümerin übergeben werden. Dass an der rechtlichen Lage nichts zu rütteln war, sei ihm klar gewesen. „Wir wollten aber bewusst machen, was verloren geht“, sagt Täumer, der im „Heck Meck“ seit fünf Jahren ein Kneipenquiz organisiert. Ob es dieses im neuen Lokal noch geben wird, bezweifelt er. Auch dass Gäste zum Kartenspielen kommen, oder um den ganzen Abend „bei zwei Äppler“ Zeitung zu lesen. Anders als im „Heck Meck“ werde das künftig „wohl nicht mehr möglich sein“.
Das bevorstehende Aus der Traditionskneipe hatte auch die städtische Verwaltung erreicht. Planungsdezernent Mike Josef (SPD) verwies darauf, dass es für den gewerblichen Sektor – anders als im Wohnungsbereich – so gut wie keinen Mieterschutz gebe. Sinnvoll wäre eine Begrenzung der Mietanstiege für Gastronomie und Einzelhandel. Um die Vielfalt in den Stadtteilen zu erhalten, könne die Stadt sich etwa als (Mit)-Betreiberin von Gesellschaften, die neue Flächen für Lokale und Läden verwalten, einsetzen.
Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) hatte gesagt, dass ihr Dezernat in der Regel Kontakt zu den Eigentümer:innen aufnehme und versuche, die Hintergründe für die Mieterhöhung zu eruieren. Verliefen die Gespräche ergebnislos, versuche die Wirtschaftsförderung zumindest Ersatzflächen zu finden.
Der Ortsbeirat 2 hatte einstimmig beschlossen, dass sich der Magistrat bei der Eigentümerin dafür einsetzen soll, dass das „Heck Meck“ in seiner jetzigen Form weiter betrieben werden kann. Zudem wollte das Gremium, dass Mechanismen geschaffen werden, um kleine Gewerbebetriebe künftig vor Verdrängung zu schützen. (Boris Schlepper)