Übernahme scheitert wegen zu hoher Kaltmiete: Traditionslokal Heck Meck in Frankfurt schließt

Mit dem Abhängen der Schilder endet die Geschichte der Traditionskneipe endgültig. Sie finden ein neues Zuhause bei Stammgästen.
Frankfurt – Als die beiden Handwerker ihre Leiter zusammenschieben, legt Conni Rädler den Arm um Michaela Schaar und sagt: „Das war jetzt der letzte Akt.“ In ihrer Stimme schwingt Wehmut mit.
Das letzte Bier im Heck Meck ging bereits Ende März über den Tresen. Am Freitagmorgen (21. April) nun wurden die beiden Schilder abgehängt, die jahrzehntelang an der Fassade der Bockenheimer Traditionskneipe prangten. Gekommen sind neben der ehemaligen Wirtin Michaela Schaar und ihrer Mitarbeiterin Conni Rädler auch Reiner Falk und Zino Peterek. Sie wollen die Schilder mitnehmen. „Eine nette Erinnerung an einen schönen Treffpunkt“, blickt Falk zurück.
Heck Meck in Frankfurt: Erhöhung der Kaltmiete nicht zu stemmen
Lange hatten er und andere einstige Stammgäste darauf gehofft, dass das Heck Meck erhalten bleibt. Weil Michaela Schaar sich in den Ruhestand verabschiedete, wollte Conni Rädler das Lokal übernehmen. Doch die Eigentümerin des Gebäudes, die Franco Habitat GmbH, erhöhte die Kaltmiete von knapp 2000 auf 3900 Euro. Eine Summe, die Rädler nicht stemmen wollte.

Ihrem Eindruck nach müssen in Frankfurt verwurzelte Kneipen wegen Miterhöhungen immer häufiger schließen. Ins Heck Meck seien oft Leute mit schmalem Geldbeutel gekommen; „der Handkäs hat vier Euro gekostet.“ Dieses Konzept hätte Rädler beibehalten wollen.
In einer Online-Petition hatten sich über 3000 Personen für den Erhalt eingesetzt. Am 24. März stieg eine Abschiedsparty. „Um halb drei in der Nacht waren die Getränke aus“, erinnert sich Michaela Schaar, die die Kneipe 37 Jahre lang geführt hatte. 400 bis 500 Leute hätten sich zwischenzeitlich im und vor dem Laden versammelt, schätzt Reiner Falk, darunter auch viele Jüngere. „Irgendwann kam sogar die Polizei.“ Das abmontierte Schild will er sich ins Wohnzimmer oder in den Garten hängen, genau wie Zino Peterek, der sagt: „Jetzt, wo auch Binding zu macht, ist das für mich ein Stück Erinnerungskultur.“
Restaurant mit veganer Küche als Nachfolger
In den Innenräumen des Gebäudes in der Friesengasse 19 hat derweil die „Zukunft“ Einzug gehalten, wie es Fernando Schmidt ausdrückt. „Tonka“ heißt das Restaurant mit veganer Küche, dass der 26-Jährige mit Justin Steberl, 29, am Mittwoch eröffnet hat. Auf der Speisekarte stehen etwa geschmorter Fenchel und gebackener Romanesco.
Die neuen Inhaber wissen, dass ein „Drahtseilakt“ vor ihnen liegt. Nachhaltiges Essen sei in Zeiten der Klimakrise wichtig, sagt Schmidt. Ihr Gemüse würden sie „direkt vom Erzeuger“ beziehen; „wir versuchen, sehr gute Qualität anzubieten.“ Die Getränkekarte sei weiterhin preiswert. Gleichzeitig werden sich manche Leute ärgern, nun kein Schnitzel mehr zu bekommen, ahnt Schmidt. Zum Start habe es von Alteingesessenen aber positiven Zuspruch gegeben, „auch weil wir den Gastraum fast genauso gestaltet haben, wie er vorher war.“

Dass die Gaststätte von der Immobilienfirma Vesta im Internet weiterhin zum Verkauf angeboten wird, bereitet Schmidt keine Sorgen. Ein Inserat weist den Kaufpreis von 1,25 Millionen Euro aus. Selbst ein Verkauf des Gebäudes müsse jedoch nicht das Aus ihres Lokals bedeuten, sagt Schmidt. Der Mietvertrag laufe mehrere Jahre. Schmidt und Steberl möchten nun möglichst viele Menschen in Bockenheim von ihrer Leidenschaft des veganen Kochens überzeugen. Reiner Falk aber sagt, dass er künftig lieber in den Tannenbaum oder in die Volkswirtschaft gehe. (Sebastian Theuner)