Café Albatros macht nach 40 Jahren zu

Der einstige Treff von Studentinnen und Studenten in 80er und 90er Jahren macht am 31. Januar zu. Ein Brett- und Videospiel-Lokal will im März öffnen.
Es ist überraschend mehr los als sonst um 14 Uhr an einem Donnerstag im Café Albatros. Auf die Küchentheke werden im Minutentakt Salate und Schnitzel gestellt, die dann zu den Gästen gebracht werden. Am Dienstag, 31. Januar, zum letzten Mal. Dann wird das Café Albatros nach mehr als 40 Jahren schließen. „Es ist schade“, bedauert Sukhwinder Singh. Er hat das Traditionslokal im Juli 2020 übernommen. Bis auf eine kurze Hochphase in den Sommermonaten ist der erhoffte Umsatz jedoch ausgeblieben.
Vermieter Alfred Winkler hat eine einfache Erklärung dafür: „Früher war hier abends Remmidemmi“, erzählt er. In den 80er und 90er Jahren war das Café Albatros der Treff für Studentinnen und Studenten und die Nachbarschaft der 68er-Bewegung. Mit dem Wegzug der Goethe-Universität von Bockenheim ins Westend haben sich auch die Treffpunkte der Studierenden verlagert. Entweder ins Westend oder in die Innenstadt. Einzig wenn „Erstis“ durch Bockenheim geführt wurden, kamen sie nach der Karl-Marx-Buchhandlung auch immer mal ins Café Albatros, berichtet Winkler.
Begonnen hatte alles mit der Gründung eines Frauen-Buchladens direkt neben der Lokalität. Einige aus der „linken Clique“, so beschreibt es Winkler, hat dann den benachbarten früheren Gemüseladen übernommen und in ein Café umgewandelt. „Es hat floriert“, erinnert sich Winkler. Die umliegenden linken Treffs wurden mit Essen versorgt und das Café mit Sommergarten selbst diente sogar als Büro für politische Gruppen von Studierenden. In den folgenden Jahren wurden die rustikalen Räumlichkeiten erweitert. Geführt wurde das Café bis zum Jahr 2016 von einer GmbH.
Danach folgten mehrere Besitzerwechsel. Unter anderem folgte ein fast dreijährigerer Prozess mit zwei Pächtern, berichtet Winkler. Ein Jahr lang stand das Café sogar leer. Sukhwinder Singh, der 13 Jahre lang als Koch die Lokalität bestens kannte, wagte dann einen Neustart. Die traditionelle deutsche Küche wurde um indische Gerichte erweitert. Neben den Corona-Einschränkungen hat sich jedoch die Klientel zu stark verändert, durch Homeoffice bleibt die Kundschaft aus. „Wir haben zwar Stammkunden. Doch abends sitzen hier nur drei oder vier Leute“, schildert Singh. Der Unternehmer hat sich dann selbst um die Nachfolge bemüht und ist fündig geworden.
Katja Eisert und Dennis Horn wollen im März „Playce“ eröffnen, ein Brett- und Videospiel-Lokal. Aktuell läuft eine Crowdfundingkampagne auf der Webseite plays.rocks, um Geld für die Renovierung der 120 Quadratmeter großen Fläche zu sammeln. Vermieter Alfred Winkler hofft, dass sie vielleicht wieder ein jüngeres Publikum in den Stadtteil ziehen können. So wie einst, als das Café Albatros noch florierte.