Birke sucht Moor in Frankfurt

Die Stadt pflanzt fünf „Baum-des-Jahres“-Exemplare in den Ostpark, dem Klima zuliebe. Aber die Moor-Birke wird wohl nicht finden, wonach sie benannt ist.
Das Beste wäre, die Stadt gönnte sich im Ostpark gleich ein frisches Moor. Und eins im Stadtwald und eins auf dem ehemaligen Buga-Gelände. Aber das wird schwer – so ein Moor ist nicht gerade schnell zur Hand. Es braucht eher ein paar Jahrtausende, bis es soweit ist, dass es dem Klima hilft. Schade.
Aber was die Stadt in ihrer Moorlosigkeit tun kann, ist immerhin: ein paar Exemplare der Moor-Birke pflanzen. Die ist „Baum des Jahres“ in Deutschland – ausgewählt, um darauf hinzuweisen, dass es nur noch wenige intakte Moore gibt. Dabei wären sie doch so wichtig. Sie speichern immens viel Kohlendioxid, und das kann dem Klima nichts mehr tun, wenn es im Moor gebunden ist.
Im Ostpark ist das Grünflächenamt am Dienstagmorgen in großer Personalstärke erschienen, um die Moor-Birke zu würdigen. Die wackeren Azubis buddeln ein Loch aus und setzen ein Exemplar hinein, etwa fünf Jahre alt, geschätzte sechs Meter hoch. Dazu Anfeuerungsrufe der ebenfalls zahlreich angetretenen Frühlingsvögel in den umstehenden Bäumen. Ausgesprochen stattlich, das Loch für den Wurzelballen. Platz ist wichtig, damit der Baum gut anwächst. „Ich höre oft: Pflanzt doch lieber großkronige Bäume!“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). „Aber wir haben in Frankfurt meistens gar nicht den Untergrund dafür.“
So wie die kleine Metropole zu wenig Fläche hat für all die Leute, die hier gern wohnen wollen, hat sie auch zu wenig Platz für die Bäume, von denen sie gern noch viel mehr pflanzen würde – und eben größere, damit sie sich schnell aufs Klima auswirken können. Überall lägen Rohre, Leitungen, Tiefgaragen im Weg, seufzt Heilig.
Die Azubis rammen noch drei Holzpfähle um die Moor-Birke drumherum in den Boden und binden den Stamm daran fest. Die Nilgänse brüllen dazu über den Weiher, sie wollten jetzt ihre Ruhe. Ortsvorsteher Hermann Steib (Grüne) witzelt, statistisch gesehen habe sich die Gänsevergrämung durch Hecken am Wasserrand bewährt – aber „nicht jeder Einzelne“ sei davon auch überzeugt. Immerhin sei es wohl gelungen, das Brutgebiet von der großen Wiese wegzuverlagern.
Draußen bleibt auch der Radschnellweg nach Hanau, dessen Trasse eine Zeitlang durch den Ostpark zu verlaufen drohte, erinnert Steib, lobt die sanierten Wege und die neu angeordneten Kinderspielplätze. „Der Ostpark sieht super aus“, attestiert auch Heilig, selbst wenn er keines der hochgelobten Moore hat, keinen dieser „Superhelden im Kampf gegen die Klimakrise“, wie die Stadträtin sie nennt. Aber fünf Moor-Birken habe er jetzt wenigstens, der Park, und die erinnerten künftig an die Moore.
Top-Azubis hat er am Dienstag auch, der Park. 20 von ihnen tun gerade Dienst in den Einrichtungen des Grünflächenamts, sagt Behördenchefin Heike Appel: 15 im Garten- und Landschaftsbau, drei als angehende Forstwirtinnen und -wirte, je eine Person in Tischlerei und Mechatronik. Für alle bietet die Stadt günstige Zimmer an. Das hilft, damit sie im teuren Frankfurt wurzeln können. Wie die Moor-Birke.