Betrugsverdacht am Frankfurter Flughafen

Fünf Rumänen kämpfen vor dem Frankfurter Flughafen um ihren Lohn. Zoll und Staatsanwaltschaft ermitteln.
Mit Plakaten machen die fünf rumänischen Männer auf das Unrecht aufmerksam, das ihnen widerfahren ist. Nach eigenen Angaben haben sie seit Monaten keinen Lohn für ihre Arbeiten am Frankfurter Flughafen bekommen. „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir unser Geld bekommen“, sagt Alexandru Spalatelu auf Rumänisch – Letitia Matarea-Türk übersetzt. An die Frau vom Projekt Faire Mobilität des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) haben sich die Männer am Montag gewandt und ihren Fall geschildert.
Demnach waren sie ursprünglich 28 rumänische Bauarbeiter, die für die Weiss GmbH Trockenbau und Reinigung in Neu-Isenburg arbeiteten. Deren rumänischer Geschäftsführer setzte sie auf diversen Baustellen ein – die letzte war vor zwei Monaten das neue Gebäude 337 auf dem Gelände der Lufthansa-Technik am Frankfurter Flughafen.
Dort sollten sie Trockenbauarbeiten durchführen. Jedoch sei der Arbeitgeber da schon im Rückstand mit den Lohnzahlungen gewesen. 23 Männer seien daraufhin nach Rumänien zurückgekehrt. Die fünf blieben. „Man hat uns angelogen und gesagt, dass wir das Geld bald bekommen“, erklärt Spalatelu. Zwischendurch gab es häppchenweise Entlohnung. Mal 150 Euro, mal etwas mehr oder eben gar nichts. Das Geld habe gerade gereicht, um sich notdürftig zu ernähren. „Unsere Familien sind von unserem Einkommen abhängig und fragen, wann wir endlich wieder etwas schicken“, sagt Marin-Marius Baboi, der in Rumänien Frau und zwei Töchter ernähren muss.
Als die Situation sich zuspitzte, schliefen die Männer sogar eine Nacht auf dem Bau – aus Angst, weil sie dachten, dass sie keinen Zutritt mehr zum Lufthansa-Gelände bekommen. So kam es letztlich auch. Die Männer seien nur als Besucher angemeldet gewesen, oftmals war der Chef mit vor Ort und habe sie aufs Gelände gelotst.
„Wir haben beim Geschäftsführer der Weiss GmbH nachgefragt“, sagt Johannes Schader von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). Der Weiss-Chef habe selbst noch Forderungen an den Generalunternehmer: die TM Ausbau in Puchheim bei München. Die offenen Forderungen stammen aus einem Bauprojekt der Klinik Kirchheim, bei dem auch die rumänischen Trockenbauer gearbeitet haben.
„Bei den Rechnungen der Weiss GmbH haben Unterlagen gefehlt, so dass Teile der Rechnungen nicht prüfbar waren“, sagte Roland Härtl, Geschäftsführer der TM Ausbau, auf Anfrage der Frankfurter Rundschau. Deshalb seien diese Punkte aus den Rechnungen gestrichen und die Unterlagen angefordert worden. Für die Arbeiten am Flughafen gebe es keine offenen Rechnungen, hier sei alles bezahlt, so Härtl. Durch das Kontrollsystem im Haus sei auch gewährleistet, dass alle Arbeiter sozialversichert sind und Mindestlöhne erhalten.
Trotzdem ermitteln nun der Zoll und die Staatsanwaltschaft Darmstadt. Die fünf Rumänen werden als Zeugen vernommen. Bestätige sich der Verdacht, dass Lohn vorenthalten und Sozialleistungen nicht gezahlt wurden, drohe dem Arbeitgeber ein Strafverfahren. Die Nicht-Zahlung von Mindestlohn sei eine Ordnungswidrigkeit und könnte ein Bußgeld nach sich ziehen, so Udo Michael Bäumle, stellvertretender Pressesprecher des Hauptzollamts Darmstadt.