Berkersheimer Theater ist zurück aus der Corona-Pause

Im zehnten Jahr seines Bestehens zeigt das „Lempenfieber“ drei Stücke. Am 23. Oktober geht es weiter mit „Krach im Chianti“.
Ein Ehepaar mit zwei Kindern sucht in Frankfurt eine Wohnung. Ein Kampf, der sich über Monate hinzieht, bis der Frau ein wenige Stunden alter Totenschein in die Hände fällt. Sie findet die Adresse des Toten heraus, verabredet sich mit der Vermieterin, da ist der Verstorbene noch nicht mal aus der Wohnung getragen worden. Mit der Leiche zwischen ihnen verhandeln das Paar und die Vermieterin über den Mietvertrag, 2500 Euro pro Monat für vier Zimmer. Man einigt sich und in der ersten Nacht wacht der nur vermeintlich verstorbene, sturzbetrunkene Vormieter wieder auf.
Zwei Mieter, zwei Mietverträge, eine Wohnung auf dem grausamen Frankfurter Wohnungsmarkt: Das ist der Grundkonflikt von „Vier Zimmer, Küche, Leiche“, mit dem das Theater „Lempenfieber“ in Berkersheim seine neue Saison eröffnet hat. Geschrieben haben das Stück Marc Ermisch, der auch den Familienvater spielt, und Sven Eric Panitz (Licht und Kasse). Es ist die 20. Produktion in der zehnjährigen Geschichte des Theaters, mit der es die erzwungene Coronapause abgeschüttelt hat.
Den ersten Applaus gibt es deshalb schon bei Panitz‘ Begrüßung: „Es ist das erste Mal, dass wir in diesem Jahr spielen“. Und die Resonanz des Publikums wird noch euphorischer. Laut gelacht wird oft bei der Komödie. In der Pause treffen sich zwei Zuschauer an der Tür. „Das Stück ist doch toll, oder?!“, sagt sie. Er antwortet: „Ja, dafür, dass es hier so ein kleines Theater ist.“
Noch kann und will das Theater nicht wie vor der Pandemie arbeiten. „Normalerweise passen 85 Zuschauer in den Saal“, sagt Panitz. „Um ordentlich Abstand zu halten, lassen wir erst einmal nur 35 rein.“
Sabine Koch hat das „Lempenfieber“ auf dem Hof der Gaststätte „Zum Lemp“ gegründet. Sie führt in fast allen Stücken Regie und spielt in „Vier Zimmer, Küche, Leiche“ zudem die Vermieterin. Ihr Theater hat einen urigen und menschennahen Charakter. „Endlich ein Theater bei uns“, meldeten viele Zuschauer dem Ensemble zurück, erzählt Panitz.
Und dieses „bei uns“ sei nicht geographisch gemeint. „Wer aus Nieder-Eschbach kommt, braucht bis zu uns etwa so lange wie bis zum Schauspiel Frankfurt.“ Was das „Lempenfieber“ aber auf die Bühne bringt, ist näher dran an den alltäglichen Problemen der Menschen – verglichen etwa mit dem Schauspiel, das manche Theaterlaien nach der Vorstellung verlassen, ohne das Thema des Stücks benennen zu können, weil die künstlerische Darstellung zu abstrakt war.
Da „ein Theater niemals gegen das eigene Haus spielen sollte“, wie Panitz sagt, spiele das „Lempenfieber“ zumeist Komödien. „Das erwarten die Zuschauer von uns.“ Ein Thriller, Steven Kings „Misery“, sei jedenfalls schlechter besucht worden.
Neu ist „Vier Zimmer, Küche, Leiche“ nicht. 2019 feierte das Stück Premiere. Auch „Krach im Chianti“, das ab 23. Oktober, gespielt wird, stammt aus der Vor-Corona-Zeit. Mit „Schatz, die Plätzchen brennen“ will das „Theater Lempenfieber“ aber noch 2021 ein neues Stück produzieren.
Die Premiere ist für Freitag, 19. November, geplant.