Beim Radrennen Eschborn-Frankfurt kamen alle ins Ziel

Neben den Profis waren am Sonntag auch Kinder mit Laufrädern, Jugendliche sowie Hobbysportler und -sportlerinnen unterwegs.
Räder werden durch die Menge geschoben, Speichen klappern rhythmisch, Radrennschuhe klacken auf dem Asphalt – der Radsportklassiker Eschborn-Frankfurt ist zurück. Nach zwei Jahren Pause findet das Rennen wieder am eigentlichen Termin statt. 2020 erfolgte die coronabedingte Absage, ein Jahr später musste der Tag auf einen Termin im September ohne Zuschauer:innen verschoben werden. Der erste Mai als Radsportfeiertag ist jedoch Tradition. 60 Jahre nach der ersten Austragung des Rennens im Jahr 1962 kommen jetzt wieder tausende Frankfurterinnen und Frankfurter zur Alten Oper, um den Radsport zu feiern und den Fahrerinnen und Fahrern an der Zieleinfahrt entgegenzujubeln.
Fast schon Jahrmarkt-Atmosphäre herrscht in der Stadt. Bei über 75 Aussteller:innen rüsten sich einige für ihr nächstes Rennen aus, andere genießen, dass sie sich heute zurücklehnen können. An den Essensständen gibt es Apfelwein und Grüne Soße und in den Schlangen warten nicht nur Zuschauerinnen und Zuschauer. Wer das Rennen hinter sich gebracht hat, feiert hier die persönliche Leistung und stößt mit einem isotonischen Apfelsaft auf die Urkunde an. Das Rennen der Hobbysportlerinnen und Hobbysportler hat bereits am Vormittag stattgefunden, hier wurden 6000 Teilnehmende erwartet.
Auch die Kleinsten können sich an diesem Tag für den Radsport begeistern. Einige kurze Rennen werden heute gefahren. Für die Kinder ab fünf Jahren geht es in mehreren Runden um den Platz. Der Startschuss fällt, sie strampeln und treten in die Pedale. „Immer schön nach vorne gucken“, ruft der Kommentator. Bei so viel Aufregung kann man das Ziel aber auch leicht aus den Augen verlieren.
Die Anstrengung ist ihnen anzusehen, rot glühende Gesichter blicken unter den bunten Helmen hervor. Unter Jubel und lauten Anfeuerungsrufen kommen sie gleich zwei Mal auf ihren Runden in der Frankfurter Innenstadt an der großen Zieleinfahrt vorbei, an der später am Tag auch das Rennen der Profis sein Ende findet. Für jedes Kind flammt der Jubel neu auf. Hier und da entlockt es den Kindern auch ein Grinsen aus den meist zahnlosen Gesichtern, wenn ihnen die Menge entgegen ruft und laut klatscht. In ihren eigenen Radfahrtrikots fühlen sie sich wie die Großen.
Für Philipp Schmieder ist es schon das zweite Rennen, das er mitgefahren ist. Der Siebenjährige trägt eine Medaille um den Hals, eine Urkunde gibt es zum Andenken auch. „Auf der Strecke war viel los. Aber es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht“, sagt der kleine Radfahrer stolz. Seine radsportbegeisterte Familie unterstützt ihn heute.
Sein Vater Robert Schmieder hat an diesem Morgen zum dritten Mal am Hobbyrennen des Klassikers teilgenommen, jetzt verfolgt er das Rennen seines Sohnes. „Eschborn-Frankfurt repräsentiert die Stadt in der Welt. Zudem ist es auch das erste Highlight der Saison“, sagt der Triathlet im Training. Jetzt geht es aber nach Hause. Die Zieleinfahrt der Profis verfolgt die Familie dann doch lieber von der bequemen Couch.
Das Rennen der Profis ist eine andere Dimension. Der Startschuss fällt in Eschborn um 12.15 Uhr, dann geht es für die erste Zieldurchfahrt durch die Innenstadt. Im Anschluss erfolgt ein Ritt durch die hochgelegenen Gemeinden des Taunus. Nach Frankfurt rein geht es über die Ludwig-Landmann-Straße, entlang der Taunusanlage, dem Schaumeinkai folgend. Die letzte Schleife fahren die Profis über die Eschersheimer Landstraße, den Grüneburgweg und eine scharfe Kurve zurück Richtung Main. Das Rennen endet nach 183,9 Kilometern und über vier Stunden, mit dem Blick fest auf die Alte Oper und die dahinterliegende Skyline gerichtet.
Kurz vor der Einfahrt der Profis wird es voll entlang der Absperrung rund um die Zieleinfahrt. Das Publikum verfolgt das Feld auf Bildschirmen und wartet gespannt auf sein Eintreffen. Mehrere Male passieren die Rennfahrer die Menge am Opernplatz, bis es an die letzten Kilometer geht. Die Straße wird abgesperrt, ein paar Fotograf:innen wechseln noch schnell die Straßenseite. Lautes Klatschen und Jubeln kündigen das Finale und den Höhepunkt des diesjährigen Radsportklassikers an, die Begleitfahrzeuge geben ein letztes Mal Gas. In Sekunden schießen die Rennfahrer am feiernden Publikum vorbei durch die Ziellinie. In einem packenden Schlusssprint kann sich der Ire Sam Bennet vom deutschen Team Bora-Hansgrohe den Sieg sichern. Ob Profi, mit dem Laufrad oder einfach nur rennradbegeistert – hier kommen an diesem Sonntag alle im Ziel an.



