Bedauernswerte Bücherschränke in Frankfurt

Demoliert, zerstört, in Brand gesteckt: Manche haben Spaß am Kaputtmachen. Bis der Schaden repariert ist, dauert es lang.
Der Anblick ist schon längst nicht mehr neu. Trotzdem bleiben immer wieder Menschen davor stehen und schütteln den Kopf. „Ein Trauerspiel“, sagt ein Mann mit Hund, „da tut sich gar nichts.“ Damit hat er recht. Seit November ist der öffentliche Bücherschrank am Tower des Alten Flugplatzes auf Kalbacher Gemarkung demoliert – zum zweiten Mal. Schon Anfang 2022 war er übel zugerichtet, danach aber wieder repariert worden. Jetzt ist er schon wieder kaputt.
Wobei „kaputt“ eine Untertreibung ist. Die Glasscheibe komplett zerstört, die Scherben am Boden seit Monaten nicht entfernt. Plastikfolie schützt die Bücher, die noch drinstehen im Schrank, vor direktem Regen und Schnee – hält aber auch die Menschen davon ab, Bücher herauszunehmen oder hineinzustellen. Sie sollen sich sowieso nicht nähern: Das Areal ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt.
Wie lang soll das noch so bleiben? Anruf bei der Kalbacher Ortsvorsteherin Ulrike Neißner (Grüne) – und die überraschende Erkenntnis: Der Bücherschrank steht zwar auf Kalbacher Grund; da gibt es immer wieder Verwirrung, weil der Volksmund vom „Alten Flugplatz Bonames“ spricht, obwohl er in Kalbach liegt. Aber angeschafft hat den Schrank der für Bonames zuständige Ortsbeirat 10. Neißner: „Ich habe gerade vorige Woche mit Wera Eiselt darüber gesprochen.“ Das ist die Ortsvorsteherin im „Zehner“, ebenfalls von den Grünen.
Und was kam dabei heraus? „Ich habe den Schaden gemeldet“, sagt Eiselt, „aber es dauert, bis sich da was tut.“ Probleme bei der Materialbeschaffung, Krankheit der ausführenden Personen – genau die Mixtur, die viele Bauarbeiten in Zeiten von Ukraine-Krieg und Corona verzögert. Und der Bücherschrank am Tower sei ja nicht das einzige Sorgenobjekt. Am Gravensteiner Platz in Preungesheim und beim Rewe am Frankfurter Berg seien die Schränke ebenfalls schon lange kaputt. „In die Luft gejagt“ hätten sie den Schrank in Preungesheim geradezu, sagt Wera Eiselt. „Das ist so eine Rüpel-Angelegenheit“, hat sie festgestellt, dass sich Täter an Dingen vergreifen, die der Allgemeinheit gehören, „nur um irgendetwas kaputtzumachen“. Auch Glasscheiben an Haltestellen würden oft zerdeppert. „Den Frust rauslassen, und dann hat man was zerstört.“
Zuständig für die Bücherschränke ist das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE). „Eine Instandsetzung leiten wir möglichst kurzfristig ein“, heißt es in seiner schriftlichen Antwort auf die Anfrage der FR. Das gelte für alle beschädigten Bücherschränke – allerdings: „Je nach Schadensbild und Verfügbarkeit von Firmen, die sich um die Instandsetzung kümmern können, kann die Abwicklung etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.“
Grundsätzlich seien diese Schränke sehr robust gebaut, die Fachleute arbeiteten auch an weiteren Verbesserungen, betont das ASE: „Aber sie halten natürlich nicht jedweder Form von mutwilliger Beschädigung stand.“ Es gebe Standorte, an denen die Bücherschränke schon mehrmals beschädigt worden seien. Dazu zähle der Malvenweg am Frankfurter Berg, wo das öffentliche Gebrauchtliteraturdepot in den vergangenen zehn Jahren dreimal brannte.
Das Gegenbeispiel zu jenen, die Freude an der Zerstörung haben, sind die Patinnen und Paten, die sich in Absprache mit der Stadt um die Schränke kümmern, die Bücher ordnen und verwalten. „Der Kontakt mit den Patinnen und Paten läuft aus unserer Sicht sehr gut“, lobt das ASE. Sie gäben wichtige Hinweise – nicht nur, wenn Reparaturbedarf bestehe.