1. Startseite
  2. Frankfurt

Tod auf der Baustelle

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Oliver Teutsch

Kommentare

Das Dach der ehemaligen Oberfinanzdirektion in der Adickesallee.
Das Dach der ehemaligen Oberfinanzdirektion in der Adickesallee. © Christoph Boeckheler

Ein 23 Jahre alter Mann stürzt im Frankfurter Nordend nach seiner Geburtstagsfeier vom Dach der ehemaligen Oberfinanzdirektion. Seine beiden Freunde, die mit ihm in dem leerstehenden Gebäude an der Adickesallee waren, erleiden einen Schock.

Es  war das tragische Ende seiner eigenen Geburtstagsfeier: Ein 23-Jähriger hatte gemeinsam mit zwei Freunden in einer Kneipe gefeiert. In den Morgenstunden deckten sie sich an der Tankstelle gegenüber der Deutschen Bibliothek nochmal mit Alkohol ein und betraten dann verbotenerweise das abgesperrte Baustellengelände der Frankfurt Finance School an der Adickesallee. Dort stürzte das Geburtstagskind dann wenig später vom Dach des Gebäudes elf Stockwerke nach unten und verletzte sich tödlich. Der Mann sei „vermutlich aufgrund des alkoholisierten Zustands“ über die Dachkante in die Tiefe gestürzt“, teilte die Polizei mit und geht von einem tragischen Unfall aus. Die beiden Begleiter des Opfers, eine 28-Jährige und ein 27-Jähriger, erlitten einen Schock und wurden vom Notfallseelsorger betreut.

Die Staatsanwaltschaft kündigte auf Anfrage an, routinemäßig zu überprüfen, ob der Bauherr seine Verkehrssicherungspflicht verletzt habe. Auf dem Gelände baut die Frankfurt School of Finance bis 2017 ihren neuen Campus. Die Bauarbeiten für das 100 Millionen Euro teure Projekt hatten im Frühjahr begonnen. Zuvor hatte das Gebäude  fünf Jahre leer gestanden. In dieser Zeit war das denkmalgeschützte Gebäude immer wieder eine Anlaufstelle für Müßiggänger gewesen. Die ungebetenen Besuche haben aber auch nach Beginn der Bautätigkeit nicht aufgehört.

Sicherheitsfirma im Einsatz

Ein Frankfurter Blogger hatte erst am Montag einen Bericht seines Besuchs eingestellt, der nahe legt, dass es nicht allzu schwer ist, auf das abgesperrte Gelände zu gelangen. „Eine Lücke im Bauzaun flüsterte uns zu: Komm doch mal rein“, heißt es da und ein paar Zeilen weiter: „Da die Eingangstür nicht wirklich verschlossen war, wagten wir einen zaghaften Blick hinein.“ Im Innern sind demnach vor allem Graffiti und leere Flaschen zu sehen. Immer wieder feiern hier junge Leute unerlaubte Partys. Es wurde aber leider nicht nur gefeiert, wie Angelika Werber von der Frankfurt School of Finance zu berichten weiß: „Wir hatten hier von Anfang an Einbrüche und Vandalismus zu beklagen.“ Zudem habe es einen massiven Kupferklau gegeben.

Seit einem halben Jahr beschäftigt die Universität auf der Baustelle eine private Sicherheitsfirma um die vor allem nächtlichen Besuche einzudämmen. Den Tod des 23-Jährigen nennt Uni-Sprecherin Werner „tragisch“, aber ein Verschulden ihres Unternehmens sieht sie nicht: „Das Gelände ist wie gesetzlich vorgeschrieben gesichert, da stehen hohe Gitterzäune.“ Werner räumt aber  ein: „Wenn sie wollen, kommen sie auf jede Baustelle drauf.“ In der Tat ist das 7,7 Hektar große Gelände nur schwer  gegen Einbrecher abzusichern. Die Polizei geht daher in einer ersten Einschätzung auch nicht von einer Fahrlässigkeit des Bauherrn aus. „Es müssen Hindernisse überwunden werden und Schilder weisen auch auf das Verbot des Betretens hin“, so eine Polizeisprecherin. Der 23-Jährige hat das tragische Ende seiner Geburtstagsfeier letztlich selbst zu verantworten.

Auch interessant

Kommentare