Baustart für die Chemie der Frankfurter Goethe-Universität

Land und Hochschule haben am Donnerstag Spatenstich auf dem Campus Riedberg gefeiert. Erster Bauabschnitt kostet 86 Millionen Euro.
Die Baugrube ist beeindruckend. Eine Fläche von 4000 Quadratmetern haben die Bagger in den Boden gefressen, plus Böschung. Die Grundlagen sind gelegt für Strom, Heizung, Kanal. Alleine ins Loch sind bereits 11,8 Millionen Euro geflossen. Dort wächst demnächst nicht nur ein schmucker Neubau für die Chemischen Institute der Goethe-Uni. An der südlichen Hangkante des Campus Riedberg entsteht auch eine neue Technikzentrale für den ganzen Campus.
Am Donnerstag haben Land und Hochschule Spatenstich gefeiert. Die Reden werden aber erst einmal fernab der Grube gehalten, in einem Bio-Hörsaal. Zur Einstimmung singt ein Männerquartett vom Liebchen im kühlen Grunde, die Außentemperatur ist wahrscheinlich der Grund, warum die Ansprachen drinnen sind. Nur ein Schelm vermutet beim holden Herrengesang einen Seitenhieb darauf, dass die Naturwissenschaft Männerdomäne ist.
Immerhin spricht Hessens Wissenschaftsministerin, Angela Dorn (Grüne). Die Kosten in Höhe von rund 86 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt kämen aus dem Hochschulbauprogramm Heureka des Landes Hessen, sagt sie zum Beispiel. Und dass die Menschheit vor gewaltigen Herausforderungen stehe. Die Wissenschaft helfe „in Echtzeit“ dabei, die in den Griff zu bekommen. Wobei auch die Grundlagenforschung der freien Wissenschaft, fernab von „Hypes und Trends“, niemals unterschätzt werden dürfe. „Penicillin war ein Zufallsfund.“
Bahnbrechende Forschung dürfte auch der Riedberg liefern, wo mit den versammelten Naturwissenschaften der Goethe-Uni und den benachbarten Max-Planck-Instituten für Biophysik und für Hirnforschung und dem Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie „der leistungsfähige Mittelpunkt der biowissenschaftlichen Wissensregion Rhein-Main entstanden“ sei, sagt Dorn.
Auch Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) ist voll des Lobes. Er wolle nicht pathetisch wirken, leitet er ein. Aber: Die „Zukunft des Planeten“ hänge auch davon ab, dass junge Menschen sich der Wissenschaft widmen und Möglichkeiten ausloten könnten, wie den Problemen der Zeit beizukommen wäre.
In „Jahresfrist“, so sagt es Unipräsident Enrico Schleiff, folgt auf der Nordseite des Riedbergs wohl der Spatenstich für den Neubau der Mathematik und Informatik, das sind die letzten Institute, die auf dem Campus Bockenheim ausharren. Rund 82 Millionen Euro sind dafür eingeplant.
Aber halt, was bedeutet eigentlich erster Bauabschnitt für die Chemischen Institute? Nun, dass noch zwei folgen werden. Das erste ist das Praktikumsgebäude mit Mehrzweckräumen, flexibel nutzbare Forschungsflächen, einigen Laboren, dem Chemikalienlager und Rückkühlungsgeräten auf dem Dach.
Bauabschnitte zwei und drei mit weiteren Gebäudeteilen für die Chemie sollen folgen, müssen aber separat ausgeschrieben werden. Das Geld dafür sei im Heureka-Programm bis 2031 hinterlegt, versichert Ministerin Dorn.
Eine deutlich besserer Klimabilanz als die alte Chemie soll der Neubau aufweisen. Was kein Kunststück ist, stammt das alte Gebäude doch aus den 70er-Jahren. Als Pioniere sind 370 Studierende der Chemie damals auf den Riedberg gezogen. Heute sind es 477 plus die 356 Kommiliton:innen aus der Biochemie.
„Moderne Infrastrukturen sind die Grundvoraussetzung für exzellente Grundlagenforschung“, sagt Präses Schleiff. Die wiederum ist Basis für Innovationen am Standort, für weltweite Vernetzung zur Stärkung der Internationalität der Region und für moderne Lehre zur Ausbildung zukünftiger Fachkräfte.
Der gesamte Riegel erstreckt sich nach Vollendung in Richtung Altenhöferallee oder Mertonviertel den Hang hinab. Er werde ein „weithin sichtbares Wahrzeichen der Science City Riedberg“ sein, freut sich Schleiff. Die Kita Zauberberg am Eckzipfel des Baufelds wird wohl umziehen. Auf dem Campus Westend sei Bedarf, sagt Kanzler Albrecht Fester. Die Kinder kommen weiterhin am Riedberg unter, in der Kita Kairos ist noch Luft.