Klare Absage für private Initiative zu Städtischen Bühnen

Der Leiter der Stabsstelle Städtische Bühnen stellt unmissverständlich klar: Das Engagement der Opernstiftung ist unerwünscht.
Diesem Abend in der Industrie- und Handelskammer (IHK) bleibt ein Verdienst. Er wischt den Nebel beiseite, der in den jüngsten Monaten über der Zukunft der Städtischen Bühnen lag. Und er macht ganz klar: Die Stadt wünscht nicht ein von privater Hand finanziertes neues Opernhaus, wie es eine Bürgerstiftung anbietet.
„Ihr Bauplatz ist nicht qualifiziert.“ Mit diesen Worten kanzelt Michael Guntersdorf, der Leiter der Stabsstelle Städtische Bühnen, die Vorstellungen der Opern-Stiftung ab. Die nämlich auch ein Opernhaus am Osthafen auf dem vom Baumarkt Raab Karcher gepachteten Gelände ins Gespräch gebracht hatte. Martin Wentz, der frühere Planungsdezernent und Initiator der Stiftung, hatte sich zuvor bitterlich darüber beschwert, seit Februar nichts von der Stadt gehört zu haben. „Vom Magistrat will niemand mit uns reden.“ Und Guntersdorf machte auch klar, warum. Er verfolgt den Auftrag der Stadtverordneten, eine Sanierung im Bestand der heutigen Theater-Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz zu prüfen.
Guntersdorf: „Angst und Bange“ bei privatem Investor
Und der erfahrene Architekt und Projektentwickler redet an diesem Abend tatsächlich Tacheles. „Mir wird Angst und Bange, wenn ich daran denke, dass ein privater Investor bauen würde.“ Als negatives Beispiel nennt er das sogenannte Maintor-Quartier auf dem ehemaligen Degussa-Gelände am Main: „Eine städtebauliche Katastrophe, das darf nicht fortgesetzt werden.“
Die Vertreter der Wirtschaft plädieren dagegen naturgemäß für private Bauherren der neuen Bühnen. IHK-Präsident Ulrich Caspar sagt unmissverständlich: „Ein so großes Bauvorhaben sollte durch die Privatwirtschaft erstellt werden und nicht durch die öffentliche Hand.“
Stefanie Kaulich von den IHK-Junioren träumt sogar schon von der neuen Bebauung am Willy-Brandt-Platz durch private Unternehmen: „Man könnte einen schönen Turm hinstellen und könnte zugleich sagen: Wir haben auch eine neue Oper.“
„Die Kiste hat sich überholt“
Architekt Helmut Kleine-Kraneburg vom Vorstand der Stiftung Urban Future Forum will unbedingt das Foyer des alten Theater-Gebäudes von 1963 erhalten: „Ein Raumwunder, der Raum ist nicht zu schlagen!“ Doch auch das durchkreuzt Stabsstellen-Chef Guntersdorf. „Das Foyer ist tagsüber ziemlich trostlos und gewinnt nur abends – wie bei einer Kneipe.“ Nein, zum alten Theater-Haus fällt ihm nur ein: „Die Kiste hat sich überholt.“ Und dann rührt Guntersdorf sogar an ein Tabu: Er qualifiziert die Hamburger Elbphilharmonie ab, von der viele in Frankfurt als Vorbild träumen: „Groß und teuer und viele Sachen drin, die kein Mensch braucht.“ Da geht ein Raunen durch die Menge der 200 Zuhörer im Großen Saal der IHK.
Intendant Loebe will Container vermeiden
Ziemlich zurückhaltend bleibt an diesem Abend Opern-Intendant Bernd Loebe. Er erinnert an die 1200 Beschäftigten von Oper und Schauspiel und wünscht sich nur eines: „Dass die nicht in Containern in Fechenheim landen“ .
Moderator Matthias Alexander, FAZ-Rhein-Main-Chef, versucht vergeblich, Loebe eine Vision vom Opernhaus des 21. Jahrhunderts zu entlocken. Der sagt nur, größer als die heutige müsse sie sein, so für 1500 bis 1800 Zuhörer. Das Foyer müsse „ähnlich oder zitathaft weiter“ bleiben. Seinen Traum, gegenüber vom Theatergebäude ein neues Schauspiel in die grünen Wallanlagen zu stellen, hat er aufgegeben: „Die sind ein Heiligtum.“ Die Theater-Debatte in Frankfurt, sie kehrt zum kleinen Maßstab zurück.
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