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Kunst und Notdurft im Bahnhofsviertel vereinen

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Von: Boris Schlepper

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„Frankfurter Schacht“ heißt das Werk in der Taunusanlage.
„Frankfurter Schacht“ heißt das Werk in der Taunusanlage. © Timo Ohler

Der Ortsbeirat 1 regt an, Toiletten nach dem Vorbild von Cyprien Gaillard im Bahnhofsviertel zu schaffen. Der sogenannte Frankfurter Schacht des Künstlers schmückt seit Juni die Taunusanlage - und kann zugleich als öffentliches Klo genutzt werden.

Im Bahnhofsviertel gibt es zu wenige öffentliche Toiletten. Da sind sich die Politiker des Ortsbeirats 1 wohl einig. Einem Antrag der Grünen folgend hat sich das Gremium in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich für einen ungewöhnlichen Weg entschieden, für weitere Klos zu sorgen. Unter dem Titel „Das große Kunst-Bedürfnis im Bahnhofsviertel stillen“ wird der Magistrat in der ironisch formulierten Vorlage aufgefordert, Kunstschaffenden die Möglichkeit zu geben, mit ihren Werken im öffentlichen Raum „dem dringenden Bedürfnis vieler Menschen Abhilfe zu schaffen“.

Antragsteller Alexander Mitsch verweist auf die Skulptur „Frankfurter Schacht“ von Cyprien Gaillard, die seit vergangenen Juni in der Taunusanlage steht. Diese vereine „gekonnt und kreativ Kunst und Notdurft miteinander“. Denn der vier Meter hohe, nach oben offene Stahlbeton-Zylinder des französischen Künstlers kann nicht nur betreten werden, um den Blick nach oben in den Himmel zu richten. Das mit edlen Materialien verzierte Innere dient auch zugleich als Toilette, weshalb der Boden mit einem Gitter ausgestattet ist, unter dem sich ein Abfluss befindet. Die Türe kann man mit einem Ring zuhalten, und ab und zu schaltet sich eine Spülung ein.

Seit langem schon forderten viele Bürgerinnen und Bürger vor allem im Bahnhofsviertel ausreichend öffentliche Toiletten, heißt es in der Begründung des Grünen-Antrags. Doch lediglich in der Moselstraße sei ein Urinal installiert worden. Auf das städtische „Toilettenkonzept“ warteten die Menschen bislang vergeblich, er habe langsam keine Geduld mehr, so Mitsch.

CDU und FDP stimmten gegen die Vorlage. Sie finde es „befremdlich, auf einem Kunstwerk seine Notdurft zu verrichten“; sagte die Fraktionsvorsitzende der Union im Ortsbeirat 1, Sara Steinhardt. Die Kreativität zu fördern sei wichtig, sagte der Chef der Freidemokraten, Stephan Korte. Allerdings sollte die Kunst „nicht für die Versäumnisse des Magistrats und den Mangel an öffentlichen Toiletten“ herhalten.

Die CDU sprach sich in einer eigenen Vorlage für ein kostenloses, öffentliches WC in der Niddastraße aus. Dieses soll in dem Abschnitt südlich der Düsseldorfer Straße oder in der unmittelbaren Umgebung aufgestellt werden. In der Niddastraße gebe es dafür keinen Platz, kritisierte Stephan Korte. Allenfalls für Dixi-Klos, ergänzte Andreas Laeuen (Grüne), „aber die werden umgeworfen“. Sinnvoll sei es, gegebenenfalls auch in den bestehenden Gebäuden nach Lösungen zu suchen. Grüne und Linke enthielten sich.

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