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Aus der Versenkung

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Von: Meike Kolodziejczyk

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Ina Hartwig mit Kunstsammler Oliver Munzel, Petra Munzel und Franziska Kiermeier. (v.l.) m. Müller
Ina Hartwig mit Kunstsammler Oliver Munzel, Petra Munzel und Franziska Kiermeier. (v.l.) m. Müller © Monika Müller

Der Kunstsammler Oliver Munzel schenkt dem Frankfurter Institut für Stadtgeschichte eine Bronzestele der Bildhauerin Christa von Schnitzlers zur dauerhaften Ausstellung.

Wohl von den meisten unbemerkt steht sie da, in der Mitte dreier Skulpturen in der Sandgasse nahe der Hauptwache. Ein undankbarer Ort für Kunst, zumal für das Werk einer Künstlerin, deren Leben so eng mit der Stadt Frankfurt verbunden war wie das der Bildhauerin Christa von Schnitzler. Geboren 1922 in Köln, lebte und arbeitete sie seit Mitte der 1960er Jahre in Frankfurt, wo sie bereits in den 40er Jahren an der Städelschule studiert hatte. Anlässlich ihres 100. Geburtstags im Juli 2022 hat das Institut für Stadtgeschichte ihr unter dem Titel „Mit Köpfen und Körpern“ eine Ausstellung gewidmet, die bis Ende April im Garten und im Kreuzgang des Karmeliterklosters zu sehen ist. Kostenlos.

Dort bedauert Oliver Munzel am kalten Donnerstagvormittag, dass Christa von Schnitzler „trotz ihres interessanten Werks etwas in der Versenkung verschwunden war“. Das Institut für Stadtgeschichte habe ihr quasi „zur Auferstehung verholfen“. Denn bis vor einem halben Jahr war die Stele in der Sandgasse das einzige in Frankfurt öffentlich ausgestellte Werk der 2003 gestorbenen Künstlerin. Die gleiche Stele stehe bei ihnen im Garten, sagt der Kunstsammler und Unternehmer aus Bad Homburg, der mit Gattin Petra nach Frankfurt gekommen ist, um von Schnitzler zu gebührender Ehre in ihrer Wahlheimat zu verhelfen. Und um „der Öffentlichkeit etwas zurückzugeben“: Er schenkt dem Institut für Stadtgeschichte eine ihrer Bronzestelen zur dauerhaften Ausstellung.

Die etwa 1,60 Meter hohe Skulptur „Stele 1976“ ist bereits Teil von „Mit Köpfen und Körpern“. Als er von der geplanten Schau erfahren habe, „waren meine Frau und ich sofort damit einverstanden, als Leihgeber zur Verfügung zu stehen“, sagte Oliver Munzel, zu dessen Sammlung sieben Werke Christa von Schnitzlers gehören, ihre Zeichnungen nicht mitgezählt.

Frankfurter Pionierrolle

Eher zufällig sei er auf die Künstlerin gestoßen, durch einen Sammler, der einen Teil ihres Nachlasses erworben hätte. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Mit der Schwester der Sandgassen-Stele ging es los, er habe sie von einer Auktion in Köln, wo er und seine Frau herstammten. „Eine weitere Gemeinsamkeit“ mit Christa von Schnitzler. Diese habe „wichtige Anstöße zur modernen Bildhauerei“ gegeben, betont Franziska Kiermeier, die kommissarische Institutsleiterin. Ihre Skulptur „steht für sich, kann aber nun auch künftig den Dialog mit den Werken Hans Steinbrenners fortsetzen, die sich schon seit 2009 im Klostergarten befinden“. Steinbrenner war ein künstlerischer Weggefährte von von Schnitzler, so wie ihr Ehemann Michael Croissant. Von ihnen stammen die zwei anderen Figuren in der Sandgasse.

„Christa von Schnitzler gehört zu den großen Bildhauerinnen der zeitgenössischen Kunst, deren Plastiken momentan ein großes Revival erleben und die im Jahr 2023 in mehreren Ausstellungen zu sehen sein werden“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Das Institut für Stadtgeschichte habe mit seiner Schau somit „eine Pionierrolle“ eingenommen.

Bald könnte sogar eine Straße in Frankfurt nach der Künstlerin benannt werden, Kuratorin Claudia Olbrych hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Nun stehe Christa von Schnitzler auf der Liste des Stadtplanungsamts. Schenker Oliver Munzel geht es gleichsam um die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst. „Sie bietet Ausgleich für vieles, was der Alltag so an Widrigkeiten bringt, und kann helfen, den Geist zu öffnen und auf andere Gedanken zu kommen.“

„Mit Köpfen und Körpern“ kann noch bis 30. April im Frankfurter Karmeliterkloster, Münzgasse 9, täglich von 11 bis 18 Uhr besucht werden. Eintritt frei.

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