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Ansgar Hegerfeld: Der Fahrrad-Fürsprecher in Frankfurt

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Von: Florian Leclerc

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Ansgar Hegerfeld, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt, mit seinem Fahrrad an der Hauptwache. Renate Hoyer
Ansgar Hegerfeld, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt, mit seinem Fahrrad an der Hauptwache. Renate Hoyer © Renate Hoyer

Ansgar Hegerfeld ist neuer verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt. Er will mehr Menschen zum Radfahren in der Stadt motivieren.

Auch Ansgar Hegerfeld, seit April verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt und damit oberster Fürsprecher des Radverkehrs, ist in Frankfurt schon kurze Wege mit dem Auto gefahren.

Vor sechs Jahren habe er in Niederrad gewohnt und sei nach Sachsenhausen mit dem Auto gependelt. „Natürlich habe ich damals auch die Radfahrer gesehen, die rechts am Stau vorbeigefahren sind, und schneller waren als die Autos“, erzählt er. Das habe ihn motiviert, das Radfahren wieder auszuprobieren, nachdem er jahrelang relativ wenig gefahren sei.

Per Twitter bekannt geworden

„Dann habe ich mich aber über die schlechten Radwege geärgert.“ Auf Twitter richtete er sich ein Konto ein, um die Holperpisten anzuprangern. Und gegen Autofahrerinnen und Autofahrer anzuschreiben, die auf dem Radweg parkten.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Frankfurt wurde auf ihn aufmerksam. Dann ging alles ganz schnell. „Wenige Monate später war ich im Kreisvorstand.“

Nun hat Ansgar Hegerfeld die Funktion als verkehrspolitischer Sprecher übernommen, als Nachfolger von Bertram Giebeler. Wie Giebeler geht Hegerfeld in den Verkehrsausschuss des Römers und spricht zum Radverkehr, wenn das Thema auf der Tagesordnung steht. Er besucht Ortsbeiräte, schreibt im ADFC-Frankfurt-Magazin. Und auch Gespräche mit der Presse bei Tee und Gebäck gehören dazu.

Stadt bezuschusst ADFC

Wie anderen Vereine auch, gibt die Stadt dem ADFC jährlich einen Zuschuss. Damit finanziert der Verein Projekte und Öffentlichkeitsarbeit. Und die Stelle des verkehrspolitischen Sprechers. „Wir sind aber unabhängig“, betont Hegerfeld. Politische Einflussnahmen seitens der Stadt gebe es nicht.

Ansgar Hegerfeld, der 31 Jahre alt ist, geht damit beruflich in eine neue Richtung. Er kommt aus der Nähe von Soest in Nordrhein-Westfalen, machte eine IT-Ausbildung und arbeitete als IT-Administrator. Diese Stelle reduziert er jetzt, um eine zweite halbe Stelle beim ADFC auszufüllen.

„Ich möchte die Menschen motivieren, die bislang noch nicht mit dem Fahrrad unterwegs sind“, sagt er. Frankfurt sei eine kompakte Stadt der kurzen Wege und wie fürs Radfahren gemacht. Ein weiteres Ziel sei, die Radverkehrsprojekte weiter anzuschieben.

Lückenschlüsse auf Friedberger fehlen

Zum Beispiel die Lückenschlüsse auf der Friedberger Landstraße. Nördlich des Alleenrings endet der Radweg für Menschen, die nach Süden fahren, plötzlich im Nichts. Und am Matthias-Beltz-Platz gibt es ebenfalls keine sichere Radinfrastruktur. „Würde man eine Fahrspur für den Radverkehr umwidmen, wäre das Problem gelöst“, sagt er.

Auf der Eschersheimer Landstraße fehle der Radweg zwischen Miquelallee und Hügelstraße. Hegerfeld ist zuversichtlich, dass die Stadt in diesem Jahr ihre Pläne vorstellen will.

Etwas ratlos lässt ihn der Protest gegen die Fahrradstraße im Oeder Weg zurück. Bürgerinnen und Bürger hatten sich über den Ausweichverkehr beschwert, der wegen der Sperre an der Holzhausenstraße nun unter anderem durch die Cronstettenstraße fährt.

Ausweichverkehr sei natürlich nicht gut. „Der Ortsbeirat hat einen Diagonalfilter für die Cronstettenstraße beschlossen.“ Aber selbst diese Lösung lehnten die Anwohnerinnen und Anwohner, die sich zusammengetan haben, ab, sagt Hegerfeld.

Hitzige Stimmung wegen Oeder Weg

Bei Sitzungen im Verkehrsausschuss und im Ortsbeirat war die Stimmung beim Thema Weg zuletzt ziemlich aufgeheizt. Auch wurden Falschinformationen gestreut. Etwa: Über den Umbau des Oeder Wegs habe die Stadt nicht informiert. Dabei habe es unter anderem eine Ausstellung im Stadtteil gegeben, weiß Hegerfeld.

Eine ähnliche Auseinandersetzung gab es zuletzt wegen der Sperrung des Mainkais für den Autoverkehr. Hegerfeld sagt: „Beim Mainkai geht es weniger um den Radverkehr und mehr um die Stadtgestaltung.“ Für den Radverkehr gebe es dort nun Radwege. Die Frage sei: Wollen die Menschen lieber Autos nahe dem Mainufer oder Platz für Veranstaltungen und zum Flanieren?

Mit den Debatten über den Umbau der Stadt wird sich Ansgar Hegerfeld weiter auseinandersetzen. Seine Argumentation. „Es ist immer schwer, wenn Menschen ihre Gewohnheiten ändern sollen. Sie haben dann das Gefühl, man nehme ihnen etwas weg. Dabei gewinnen sie im Gegenteil etwas dazu, nämlich Flexibilität und auch ein Stück Freiheit.“

Gewohnheiten verändern

Er denkt dabei an ein anderes Beispiel aus seinem Leben zurück. Nach der Station in Sachsenhausen zog er nach Maintal, von wo aus er zur Arbeit pendelte. Aber nicht mit dem Auto. „Mit dem Auto konnte ich nie kalkulieren, komme ich schnell durch, oder stehe ich ewig im Stau.“ Mit dem Fahrrad sei das einfacher gewesen. Für die Fahrt habe er mit dem Rad immer mehr weniger oder weniger gleich lang gebraucht.

Nun wohnt er wieder in Frankfurt und kommt zum Gespräch Ende März auch wieder mit dem Fahrrad. Und in wetterfester Kleidung, falls es regnet.

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