ADFC Frankfurt: „Strafen könnten etwas ändern“

Bertram Giebeler vom ADFC Frankfurt spricht im Interview über positive Effekte von mehr Kontrollen und höheren Bußgeldern. Nur bei einer Gruppe ist er unsicher, ob Strafen wirken.
Herr Giebeler, erhoffen Sie sich vom neuen Bußgeldkatalog eine Verbesserung der Situation für Radfahrerinnen und Radfahrer in Frankfurt?
Ja. Drei Punkte sind dabei besonders relevant. Der erste und aus meiner Sicht wichtigste ist das Vorgehen gegen Falschparker – wenn Autos oder Lieferwagen auf Gehwegen oder den Rad- und Schutzstreifen für Fahrräder stehen. Das Falschparken wird von den Radfahrern in Frankfurt als ärgerlichstes Problem beurteilt, zuletzt im Fahrradklimatest 2020.
Was sind dort Ihre Beobachtungen?
Lieferdienste sollten etwa dem Beispiel von UPS folgen und auf der Fahrbahn halten, statt auf den Rad- und Schutzstreifen, wie es zurzeit leider meistens der Fall ist. Wenn das Standard würde, wäre sehr viel gewonnen. Das private Falschparken à la „bin mal Brötchen holen“ auf Rad- und Schutzstreifen ist darüber hinaus ein penetrantes Problem. Wenn jetzt dort verstärkt Knöllchen verteilt werden, könnte ich mir vorstellen, dass viele Autofahrer:innen von diesem Verhalten Abstand nehmen.
Was ist der zweite positive Punkt im Bußgeldkatalog?
Das ist das Vorgehen gegen Raser. Rasen ist ein Problem das zunimmt, auch in Frankfurt. Ich erinnere an die drei Unfälle mit Todesfolgen im vergangenen Jahr, die auf Raserei zurückgehen. Zwar hat es solche Vorfälle immer schon gegeben, aber das Protzverhalten mancher Autobesitzer nimmt immer krassere Formen an, und es terrorisiert Radfahrer und Fußgänger. Ob die Raserklientel von hohen Bußgeldern beeindruckt wird, muss man abwarten.
Kommen wir zum dritten Aspekt.
Der umfasst das Überholverbot. Seit vergangenem Jahr gilt ja bereits, dass Fahrzeuge innerorts mindestens 1,50 Meter Abstand beim Überholen von Fahrrädern einhalten müssen. Nehmen wir als Beispiel die Schloßstraße im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Dort dürfen Autos die Radfahrer gar nicht mehr überholen – und tun es mitunter trotzdem. Wenn hier jetzt Kontrollen und Strafen forciert werden, könnte sich was ändern.
Denken Sie denn, dass sich bald etwas ändern wird? Kontrollen und Bußgeldverfahren brauchen ja Zeit.
Beim Falschparken sind es doch häufig dieselben Personen an immer denselben Stellen. Diese Hotspots würde ich priorisiert angehen. Wir geben der Polizei gerne Tipps, wo kontrolliert werden sollte. Das haben wir in der Vergangenheit ja auch schon getan. Man muss jetzt systematisch dranbleiben, damit das Ganze nicht verpufft.
Interview: Steven Micksch