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Abschied von Eintracht-Fan Sonny Sonneberg

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Von: Thomas Stillbauer

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Trauernde auf dem Friedhof in Goldstein – drinnen bei Sonny sind alle Plätze besetzt.
Trauernde auf dem Friedhof in Goldstein – drinnen bei Sonny sind alle Plätze besetzt. © Christoph Boeckheler

Eine bewegende Trauerfeier für den Eintracht-Fan, der die Menschen zum Lachen und zum Weinen brachte.

Frankfurt – Es kommt nicht allzu oft vor, dass der Pfarrer die Trauernden auffordert, dem Verstorbenen Applaus für sein Lebenswerk zu klatschen. Aber es wird auch nicht allzu oft ein Mensch wie Helmut Sonneberg zu Grabe getragen. Also kamen am Dienstag (28. Februar) weit über hundert Freunde und Fans auf den Goldsteiner Waldfriedhof, und sie spendeten dem Sonny, wie ihn die ganze Welt nennt, langen, warmen Beifall.

Vermutlich werden auch nicht allzu oft Vereinslieder in Trauerhallen gesungen. Die Eintracht-Hymne „Im Herzen von Europa“ lief gleich zweimal, dazu das schottische Volkslied „Auld Lang Syne“ und, na klar, „My Way“ für den Big-Band-Freund.Enkelin Leonie sagte, sie sei unendlich dankbar für die Jahre mit Sonny und für „sein Schlappmaul, das nie stillstand“. Wäre er an diesem Tag dabei, würde er wohl sagen: „Was wollt ihr alle hier, ihr Arschlöcher?“, sagte sie, und die Menschen in der Halle und davor, viele mit Eintracht-Schals, lächelten. So war er, so kannten sie ihn. „Er hat immer gesagt, die größte Strafe für ihn sei, den Mund halten zu müssen“, erinnerte die Enkelin unter Tränen. „Nun ist es so weit, und das ist unser größter Schmerz. Du hast es geschafft, all unsere Herzen zu berühren.“

Sonny Sonneberg „kannte alle bei der EIntracht“

Für den Verein, dem Sonneberg gleich nach dem Krieg beitrat, sagte Eintracht-Museumschef Matthias Thoma: „Er kannte alle bei der Eintracht, er lebte die Eintracht.“ Und es war diese Gemeinschaft, die ihn ermutigte, nach Jahrzehnten des Schweigens doch über seine schwerste Zeit zu sprechen: die Schreckensherrschaft der Nazis, die den Buben erst vom Lernen und Spielen mit den Gleichaltrigen fernhielt, dann ins Konzentrationslager Theresienstadt sperrte. Den Ort sah er viel später wieder mit einer Gruppe der Eintracht. „Diese Reise wirkt bis heute bei allen Beteiligten nach“, sagte Thoma, und an Sonny gerichtet: „Keiner wird dich je vergessen. Dass deine Geschichte weitererzählt wird, dafür werden wir schon sorgen.“

Eintracht-Präsident Peter Fischer nannte Sonneberg einen „unglaublichen Repräsentanten“ des Vereins. Er erzählte launig von den stets kritischen „Riederwald-Rentnern“, zu denen Sonny gehörte, aber auch von der gemeinsamen Reise 2022 zum Fernsehauftritt nach Hamburg. Da beeindruckte der 91-Jährige nicht nur Talkmaster Markus Lanz mit seiner Lebensgeschichte – er bestand auch darauf, die Reeperbahn zu besuchen.

Sonny kämpfte gegen Rassismus und Antisemitismus

Sonny, der in seinen späten Jahren ein Kämpfer gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus war, habe ihm schon vor langer Zeit das Versprechen abgenommen, nach einer etwaigen Trauerrede daran anzuknüpfen, sagte Fischer. „Hinter dem Gebabbel, hat er gesagt, muss das kommen: Nie wieder!“ Nach der Beerdigung gab es am Dienstag Kreppel, Kaffee und Gemeinschaft im Eintracht-Museum, so wie es Sonny liebte. Der liebe Gott möge ihm die zwölf Jahre hinten dranhängen, die Hitler ihm geklaut habe, das war so ein Spruch von ihm. Es hätten gern ein paar mehr sein dürfen. (Thomas Stillbauer)

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