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Corona-Härtefälle
32-Jähriger in Frankfurt wird geimpft
- vonThomas Stillbauerschließen
Der schwerstkranke Mann wird wie zwei weitere Patienten aus Frankfurt als Härtefall anerkannt. Daheim Gepflegte sind weiterhin Leidtragende einer Erfassungslücke.
Die FR berichtete im Januar über das verzweifelte Ringen der Familie – jetzt hat ein 32 Jahre alter Mann aus Frankfurt mit schwerster Vorerkrankung seinen Termin für die Impfung gegen das Coronavirus. „Das ist der Durchbruch“, freuen sich Vater Rainer Schell und Mutter Andrea Schumann. Sie hoffen, dass es nun für alle Betroffenen klappt.
Die Eltern des jungen Mannes, der an der unheilbaren Muskeldystrophie Duchenne erkrankt und am ganzen Körper gelähmt ist, hatten sich nach langem erfolglosen Bemühen dem Hamburger Rechtsanwalt Jascha Arif anvertraut – er war durch den FR-Bericht aufmerksam geworden. Der Jurist überzeugte schließlich das Frankfurter Gesundheitsamt.
Das war offenbar gar nicht besonders schwierig. „Die Stadt Frankfurt ist die beste Verhandlungspartnerin, die ich in diesem Zusammenhang hatte“, lobt Arif. „Da war wirklich Interesse.“ Dem Gesundheitsamtsleiter René Gottschalk habe es „richtig leidgetan, wie das gelaufen ist“.
Die Familie war von einer Stelle zur anderen – Stadt, Land, Kassenärztliche Vereinigung – und zurück geschickt worden. Nirgends ging man auf ihr Bedürfnis nach einer vorgezogenen Impfung ein, obwohl die Ständige Impfkommission beim Robert-Koch-Institut solche Einzelfallentscheidungen inzwischen erlaubt.
Weitere Fälle in Frankfurt
Anwalt Arif erwirkte für insgesamt drei Patienten in Frankfurt die beschleunigte Impfung; mehrere weitere Fälle in Hessen seien noch anhängig. Der Jurist hat sich mit Kollegen eine Vielzahl von ähnlichen Verfahren nach Regionen aufgeteilt. Grundsätzlich bestehe die Möglichkeit, sich unter besonderen Voraussetzungen auch als unter 80-Jährige impfen zu lassen, überall. „Aber die Frankfurter haben Glück“, sagt Arif. Anderswo seien die Behörden noch nicht so weit.
Die Bundesverordnung, die gerade überarbeitet wird, soll das Verfahren transparent machen. „Sie öffnet eine Tür für einige besondere Fälle“, sagt Udo Götsch, Leiter der Virologie im Gesundheitsamt. Es sei aber noch ein weiter Weg, bis alle Klarheit hätten. „Die über 80-Jährigen werden in der Rangliste von keiner anderen Gruppe übertroffen.“
Woher kommt das Serum für die Einzelfälle – es ist doch überall knapp und verplant? Aus dem Kontingent, das frei wurde, seit aus einem Fläschchen sechs statt fünf Dosen gezogen werden, sagt Arif. Er ist im Moment übrigens ausgebucht – mit lauter vergessenen Einzelfällen. Behindertenverbände kritisieren weiterhin scharf, dass daheim Gepflegte in eine Erfassungslücke fielen.