Sieben Gründe, Ben Becker gut zu finden

Ben Becker ist das Enfant terrible der deutschen Schauspielszene, geriet mit Drogenexzessen, makabren Böhse-Onkelz-Ansagen und Hells-Angels-Verklärungen in die Schlagzeilen. Der Mann macht es einem nicht leicht, ihn liebzuhaben. Oder doch?
1. Ewig der randalierende Draufgänger bleiben? „Das ist mir lästig geworden.“ Becker (53) gibt sich jetzt geläutert, hat „das Ruhige“ schätzen gelernt. Mindestens 83 will er werden und dann „gerne am Stock gehen“. Genau: So geht cool alt werden!
2. Ganz tief drinnen ist er immer noch der kleine Junge. Nicht nur mit 15, 16 Jahren hat er noch am Daumen genuckelt: „Es passiert mir heute noch, dass ich nachts plötzlich aufwache oder meine Frau sieht das ...“ Ist das nicht süß?
3. Für seine Neigung zur Maßlosigkeit kann er eigentlich gar nichts. Sein Stiefvater, Schauspieler Otto Sander, erzählte mal von Bens Geburtstag: „Ich habe eine Kneipe gemietet und ein Fass Bier ausgegeben. Es wurde viel geraucht und getrunken. Wir hatten es unheimlich nett! Alle seine Freunde kotzten in die Klos.“ Da wurde Ben Becker 14. Das erklärt manches.
4. Mutig ist er: Er hat in Abgründe geschaut, auch in seine eigenen. Nach einem fast tödlichen Drogenkollaps 2007 machte er eine Therapie, in der er das Flechten von Weidenruten lernte und ein Körbchen für seine Mutter bastelte. „Ich glaube an keine Fassade. Ich glaube, dass sie überall, wo man dran kratzt, in sich zerfällt.“ Recht so – die Welt hat schon genug Fassadenmaler.
5. Sein aktuelles Programm „Ich, Judas“ ist ein voller Erfolg. Die Schuldfrage ist es, die ihn an der Figur des Verräters reizt. Das Stück ist ein Plädoyer dafür, sich nicht auf Sündenböcke einzuschießen. In der heutigen Zeit des Rechtspopulismus nötiger denn je!
6. Wenn die Last der Welt zu schwer wiegt, dann geht er eben ins Kloster, „einfach so, um runterzukommen“, arbeitet dort mit den Mönchen Seit an Seit in aller Abgeschiedenheit: „Ich will ja nicht beim Kirschenpflücken im Klostergarten oder beim Schweinestallausmisten heimlich fotografiert werden.“
7. Und wem das alles noch nicht genügt: Ben Becker ist ein grandioser Schauspieler. Ende der Debatte. Einer, dem man alles glaubt, alles abnimmt. Er spielte Kindsmörder und Diktatoren, Wütende, Trauernde, Gebrochene. Und sogar den Tod. Mehr geht nun wirklich nicht.