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Verzicht auf Tickets in Neapel: Eintracht setzt wichtiges Zeichen

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Von: Ingo Durstewitz

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Fackeln können diesmal nur Neapolitaner. Foto: dpa
Fackeln können diesmal nur Neapolitaner. Foto: dpa © dpa

Es ist richtig, dass Eintracht Frankfurt in der Ticket-Posse klare Kante gezeigt hat und keine Karten verkauft. Wie sich SSC Neapel und die Uefa verhalten haben, ist schäbig und skandalös. Ein Kommentar.

Nun also doch keine Eintracht-Fans unten in Süditalien, definitiv nicht. Aus, Ende, Feierabend. Der Fußball-Bundesligist hat auf die Posse rund um das Stadionverbot für Anhänger:innen aus Frankfurt reagiert und freiwillig auf sein Kontingent von insgesamt 2700 Tickets für das Champions-League-Rückspiel am Mittwoch beim SSC Neapel verzichtet. Das mag vordergründig überraschend sein, ist es auf den zweiten Blick aber nicht, sondern nur konsequent und richtig.

Denn durch den neusten Erlass der Präfektur Neapels, wonach explizit Menschen aus Frankfurt am Main unerwünscht sind, werden Fans qua ihres Wohnorts benachteiligt. Willkommen in Absurdistan. Natürlich ist das nur ein leicht zu durchschauender Winkelzug. Wo ist der Unterschied, ob jemand aus Bad Vilbel oder Bonames kommt? Aus Zeilsheim oder Hofheim? Der Frankfurter Klub hat dem unwürdigen Treiben ein Ende und ein Zeichen gesetzt. Es wäre ohnehin ein Leichtes gewesen, diese Vorgabe zu umgehen.

Die Verantwortlichen handeln auch insofern verantwortungsbewusst, da nun gewiss weniger Eintracht-Fans in der Stadt sein werden. Klar, Chaoten und Hooligans, also die, die auf Gewalt aus sind, werden sich sowieso zusammenrotten und im Süden Italiens aufschlagen. Das ist schlimm genug, aber wahrscheinlich nicht zu verhindern. Doch es ist vernünftig, unbescholtene Fußballfans erst gar nicht in eine derartige Gefahrensituation zu bringen. Und die wird es vor Ort geben, die Eintracht geht von einer aggressiven Stimmung gegen Eintracht-Anhänger aus, von Repressalien und Drangsalierung. Bei klarem Verstand sollte am Dienstag und Mittwoch ohnehin jeder von einem Trip nach Neapel absehen. Jetzt er recht. Dass das gravierende Folgen für die Einzelnen hat, liegt auf der Hand. Viele bleiben auf Hunderten von Euro und gebuchtem Urlaub sitzen, sie schauen in die Röhre. Pech gehabt. Wegen behördlicher Willkür. Puh.

Uefa duckt sich feige weg

Dass der SSC Neapel als Gastgeber im Hintergrund das Verbot angeschoben hat, ist mittlerweile klar – und schäbig. Richtig, dass die Eintracht nur mit einer Mini-Delegation (etwa ohne einen hochrangigen Funktionär wie Vorstandssprecher Axel Hellmann) anreist und auf jeden offiziellen Anlass verzichtet. Ein stiller Protest, der nichts bewirken wird, aber doch ein Signal und ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den „einfachen“ Fans ist.

Die noch größere Unverfrorenheit leistet sich die Uefa. Dass sie sich zu den ungeheuerlichen Vorgängen einfach nicht äußert, sich wegduckt und zuschaut, wie ihr eigener Wettbewerb missbraucht wird, ist ein handfester Skandal und lässt tief blicken in einen Verband, der der Fifa in der Vergangenheit in punkto Korruption, Betrug und Schieberei kaum nachstand.

Das Los SSC Neapel stand vom ersten Tag an unter keinem guten Stern für die Eintracht – sportlich, weil die Italiener eine Klasse für sich und eine Nummer zu groß sind. Aber gerade auch abseits des Feldes. Schade, dass das erste Champions-League-Jahr der Eintracht wohl unter diesen unschönen Umständen enden wird.

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