Vorbildliche Eintracht

Das Gute ist, dass Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann für eine Überzeugung steht, den Standort Frankfurt zu einer Hochburg des Frauenfußballs zu machen.
Eintracht Frankfurt ist auf bestem Wege, im deutschen Fußball einen Führungsanspruch anzumelden. Und dabei sind sportliche Meriten wie der frenetisch bejubelte Europa-League-Triumph nur ein Baustein.
Beinahe unbemerkt schließt sich der hessische Bundesligist als Auftaktpartner der Fraueninitiative „Fußball kann mehr“ an. Genau wie die Ligagefährten VfB Stuttgart und Werder Bremen setzt die Eintracht damit ein klares Signal für die Förderung von Frauen und Diversität im eigenen Verein.
Ganz nebenbei bezahlen die Klubs eine für ihre Verhältnisse eher kleine Summe an die Organisation, die aus dem losen Verbund neun tapferer Frauen um die frühere Frankfurter Torhüterin und ehemalige Eintracht-Pressesprecherin Katja Kraus entstanden ist. Jetzt ist eine digitale Plattform gegründet, die ein lebendiges Netzwerk sein soll. Die ersten Ansätze klingen modern und innovativ.
Es geht auch um die gesellschaftliche Rolle des Fußball, der sich ändern soll. Die Eintracht will ein vorbildhafter Treiber werden. Dass es zwischen der mittlerweile in Hamburg beheimateten Vorkämpferin Kraus und dem Frankfurter Präsidenten Peter Fischer bis heute eine enge Freundschaft gibt, hilft natürlich, die Zusammenarbeit schnell mit Leben zu füllen. Doch es ist nicht nur Wohlgefallen, dass hinter dieser Verbindung steckt. Das Gute ist, dass Vorstandssprecher Axel Hellmann für eine Überzeugung steht, den Standort Frankfurt – wie einst in besten Zeiten des 1. FFC Frankfurt – zu einer Hochburg des Frauenfußballs zu machen.
Zwei Jahre sind seit der Fusion unter dem Adlerdach vergangen, da lebt die Eintracht die Geschlechtergerechtigkeit schon viel besser als so manch anderer Lizenzverein, der schon viel länger dabei ist, aber offenbar gar nicht weiß, wo er hin möchte. Bei der Eintracht ist der Kurs klar abgesteckt. Er führt nach den Männern vielleicht auch die Frauen – wenn sie ihre mühselige Qualifikation schaffen – in die Gruppenphase der Champions League. Das wäre ein Coup.
Nur mit der Förderung des Frauenfußball will es der Eintracht-Vorstand aber nicht bewenden lassen. Und das ist gut so. Denn auch Frauen im Fußball müssen gefördert werden. Und an dieser Stelle hinkt der boomende Klub gewaltig hinterher – das weiß Hellmann. Wer die Gremien durchforstet, finden auf Vorstandsebene oder im Aufsichtsrat ausschließlich Männer. Das ist nicht gut. Hellmann ist daher der Ansicht, dass bei wachsender Bekanntheit an dieser Stelle ein Umdenken stattfinden muss. Und damit hat der Strippenzieher fraglos Recht.
Die Eintracht hat sich keine Quote und kein Zeitfenster gegeben, aber es gilt als sicher, dass die Lenker eines mehr als 110 000 Mitglieder fassenden Vereins wissen, dass es so nicht bleiben kann, dass ausschließlich Männerrunden die Leitplanken vorgeben. Denn damit werden wichtige Blickwinkel gar nicht abgedeckt. Die Zusammenarbeit mit der Fraueninitiative dient auch dazu, hier Abhilfe zu schaffen – und eine fähige Funktionärin bald nach Frankfurt zu holen.