1. Startseite
  2. Eintracht

Eintracht Frankfurt vor personellem Umbruch: Was wird aus Leistungsträger Mario Götze?

Erstellt:

Von: Ingo Durstewitz

Kommentare

Der Eintracht-Star Mario Götze könnte eine Ausstiegsklausel nutzen – die Frage ist aber, ob das überhaupt Sinn ergibt.

Frankfurt am Main - Die schicke Wohnung auf der Schweizer Straße ist längst gekündigt, die geschätzten Besuche des Konstimarkts oder des österreichischen Lokals Edelweiß in Sachsenhausen werden nur noch Erinnerung sein. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Von Frankfurt, von der Stadt, von der Eintracht und seiner Mannschaft.

Oliver Glasner, ein durchaus emotionaler Typ, was nur auf den ersten Blick nicht so scheint, hat seine Gefühle aber noch ganz gut im Griff, auch wenn er am Samstag zum letzten Mal in seinem Wohnzimmer antreten wird, dem Waldstadion im Herzen von Europa. „Ich habe mich hier wahnsinnig wohlgefühlt“, sagt er und denkt schon mal an den Nachmittag, 15.30 Uhr, das letzte Heimspiel gegen den SC Freiburg. „Wenn das Eintracht-Lied erklingt, kommt vielleicht ein bisschen Wehmut auf.“ Doch dann geht es wieder rein, zack-zack, in diesen Tunnel, in den er sich nach Bekanntgabe der Trennung im Sommer begeben hat. Steht ja auch noch ein nicht ganz unwichtiges Spiel in einer Woche an. Pokalfinale, nur.

Eintracht Frankfurt: Personeller Umbruch steht in der nächsten Transferphase bevor

Nicht nur Oliver Glasner sagt ade. Auch einige Spieler werden das Adler-Trikot nicht mehr tragen in Zukunft, man kennt das in diesem Geschäft. Die einen kommen, die anderen gehen. In diesem Fall Almamy Touré mit unbekanntem Ziel und Regisseur Daichi Kamada, um den sich jetzt auch die AC Mailand bemühen soll. In Italien kann ein Fußballprofi fett abkassieren, das Nettogehalt liegt so hoch wie andernorts der Bruttoverdienst.

Die beiden werden nicht die einzigen Akteure sein, die den Klub verlassen werden. Der Verbleib von Evan Ndicka ist offen, sein Vertrag läuft aus. Jesper Lindström zieht es weg, der würde aber noch eine Menge Zaster bringen, rund 30 Millionen. Auch Djibril Sow kokettiert ein Jahr vor Vertragsende mit einem Wechsel. Der Eintracht wäre das ganz recht. Spieler ablösefrei zu verlieren, will sie vermeiden. Klappt halt, siehe Kamada, nicht immer. Bei Sow ist das Problem, dass die Nachfrage, korrespondierend mit einer fälligen Ablöse um die zehn Millionen, begrenzt ist.

Eintracht Frankfurt: Rätselraten um Mario Götze – geht der Nationalspieler dank einer Vertragsklausel?

Und nun kommt immer häufiger die Frage auf, was aus Mario Götze wird. Der bald 31-Jährige hat, wie die FR bereits am 28. März geschrieben hat, eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die es ihm ermöglicht, für eine überschaubare Summe den Verein zu verlassen. Aber ergibt das Sinn? Zieht er es in Betracht? Zumal sich der Nationalspieler pudelwohl fühlt in Frankfurt.

Klar, Götze würde gerne international spielen, am besten Champions League, das ist sein Anspruch. Aber er sollte nicht vergessen, dass er in Frankfurt in völliger Ruhe zu sich finden und annähernd wieder zu dem Spieler werden konnte, der er einmal war. Er hat es sogar zurück in die Nationalmannschaft geschafft, was ihm einiges bedeutet.

Vielleicht wäre er gut beraten, nichts zu überstürzen und eben nicht der nächsten Challenge, wie er es zu nennen pflegt, hinterherzujagen. Götze, bald zum zweiten Mal Papa, wird das für sich und mit seinem erfahrenen Berater Volker Struth genau abwägen, zumal er ein hochintelligenter, reflektierter und sensibler Typ ist. Er hatte sich ja ganz bewusst für den Frankfurter Weg entschieden.

Deshalb ist die Sportliche Leitung relativ gelassen, der Austausch mit dem erfahrenen Mann ist stets gegeben und sehr konstruktiv. Und: Mit nur einem Sieg am 3. Juni in Berlin gegen RB Leipzig steht europäischen Festspielen made in Frankfurt nichts mehr im Wege.

Bleibt Mario Götze der Eintracht erhalten?
Bleibt Mario Götze der Eintracht erhalten? © Revierfoto/imago

Eintracht Frankfurt: PSG-Deal würde wohl 80 Millionen für Kolo Muani einbringen

Die Eintracht, das ist nicht nur Götze wichtig, wird zudem versuchen, mit dem neuen Trainer eine variablere Spielweise in der Offensive zu erlangen. Es ist kein Geheimnis, dass sich nicht nur die Sportführung, sondern auch Teile der Mannschaft mehr Flexibilität und Lösungsansätze gerade gegen massiv verteidigende Opponenten gewünscht hätte. War die Eintracht einmal dechiffriert, so wie jetzt, hatte sie keine Antworten mehr parat. Doch das ist Zukunftsmusik. Und dann nicht mehr die Baustelle von Oliver Glasner, sondern wahrscheinlich von Dino Toppmöller.

Vieles wird generell natürlich davon abhängen, was aus Himmelsstürmer Randal Kolo Muani wird, der den Uralt-Rekord des Ex-Bayern-Stürmers Luca Toni noch knacken kann. Der Italiener hatte damals, vor fast 35 Jahren, in seiner Premierensaison 31 Scorerpunkte (24 Tore, sieben Vorlagen) für sich verbuchen können. Kolo Muani liegt bisher bei 29 (14 Treffer, 15 Assists). Auch die Torjägerkanone hat er noch nicht abgeschrieben, Niclas Füllkrug liegt zwei Treffer voraus. Kann man aufholen, wird aber nicht ganz leicht gegen Freiburg.

Kolo Muani ist weiterhin bei vielen europäischen Topklubs im Rennen, die Bayern sind interessiert, Manchester United und Paris Saint-Germain. Noch immer steht der Deal mit PSG im Raum, wonach die Eintracht 80 Millionen für Kolo Muani bekommt plus die Pariser Talente El Chadaille Bitshiabu und Hugo Ekitiké. Die Frage wird aber auch sein, was der 24-Jährige selbst will. Zurück in die Heimat oder doch zu den Bayern? In der Bundesliga fühlt sich der Nationalspieler sehr wohl und gut aufgehoben. Die Bayern müssten aber mehr als 100 Millionen Euro lockermachen. Selbst für den Branchenführer kein Pappenstiel.

Eintracht Frankfurt verkündet Deal: Verteidiger Philipp Max bleibt bis 2026

Mit Einnahmen in dieser Größenordnung könnte Sportvorstand Markus Krösche natürlich auf große Einkaufstour gehen. Da geht es nicht um einen eher kleinen Deal, wie den am Freitag eingetüteten: Für zwei Millionen Euro verpflichtet die Eintracht den bisher von Eindhoven ausgeliehenen Linksverteidiger Philipp Max fest, er bleibt bis 2026

Krösche kann sich nicht viele Fehler erlauben. Das weiß er nur zu gut. Aber das treibt ihn an. Der Manager hat sich dem Projekt Eintracht voll verschrieben. Denn er ist auf dem Markt durchaus begehrt, Premier-League-Topklub Tottenham Hotspur hatte definitiv ein Auge auf ihn geworfen, doch Krösche bügelte das sofort ab.

Der Sportchef wird sich an dem folgenden Transfersommer messen lassen. Nicht immer findet man Volltreffer wie Kolo Muani, Lindström oder Eric Dina Ebimbe. Aber dennoch sollten teure Flops wie Lucas Alario oder Jens Petter Hauge besser umdribbel werden. Apropos Hauge: Der an KAA Gent verliehene Offensivmann soll im Sommer eine neue Chance in Frankfurt bekommen. Schwer vorstellbar irgendwie, wie einer, der in Belgien zuletzt gar nicht mehr spielte und in der Liga nur auf einen einzigen Startelfeinsatz kommt, einem Verein mit den Ansprüchen und Ambitionen wie der Eintracht helfen soll. Aber im Fußball weiß man ja nie.

Auch interessant

Kommentare