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Warnschuss für SGE an der Weser ‒ Spielweise von Bremen „eklig und unangenehm“

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Von: Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz

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Verbissenes Duell um den Ball an der Weser. Foto:afp
Verbissenes Duell um den Ball an der Weser. © AFP

Eintracht Frankfurt lässt bei der ärgerlichen 1:2-Niederlage in Bremen die letzte Verbissenheit vermissen und will nun eine Reaktion zeigen.

Bremen/Frankfurt – Nach dem aufreibenden Wildwestduell am Weserdeich ist der Frankfurter Trainer Adi Hütter nicht nur zur Dauerfehde mit dem in Eintracht-Kreisen maximal mittelmäßig beliebten SV Werder Bremen befragt worden, sondern tatsächlich auch zu rein sportlichen Aspekten. Etwa den, ob seine Mannschaft erstmals seit dem 11. Dezember 2020 wieder ein Bundesligaspiel verloren habe, weil er das Mittelfeld und auch die Abwehr habe umbauen müssen.

Zur Erinnerung: Makoto Hasebe rückte nach hinten in die Abwehrkette, Martin Hinteregger verteidigte dafür auf links für den gesperrten Evan Ndicka, und im Mittelfeld kam Djibril Sow nach seiner gelbbedingten Auszeit wieder ins Team und versuchte sich an der Seite von Sebastian Rode darin, dem Spiel eine gewisse Struktur zu verleihen. Klappte alles nicht so richtig.

Eintracht-Trainer Hütter verteidigt seine Aufstellung gegen Bremen

Coach Hütter mag das ähnlich gesehen haben, öffentlich aber wiegelte er ab. Die erste Schlappe nach einer gefühlten Ewigkeit mit den Umstellungen zu erklären, sei ihm definitiv „zu billig“, zumal er, wie er völlig zu Recht anfügte, „nicht viele andere Möglichkeiten“ gehabt habe.

Der einzig logische Ndicka-Ersatz ist nun mal Martin Hinteregger, der dann aus der zentralen Deckung abgezogen werden muss. In Bremen war das deshalb ein Problem, weil der Österreicher selbst viel zu offensiv und fahrig agierte und auch Kapitän Hasebe der Verteidigung keine Stabilität verleihen konnte, was an den flinken Bremer Spielern lag. „Sie sind schnell da vorne, damit kamen wir nicht zurecht“, räumte der Japaner ein.

Adi Hütter: Eintracht ist Bremen „in die Falle gegangen“

Vor allen Dingen aber fehlte die ordnende Hand im Mittelfeld, die ein Spiel mal beruhigen und bestimmen kann, wenn es hektisch wird, und hektisch wurde es ja zu genüge. Mit Sow und Rode Seite an Seite fehlte es nicht an Einsatzkraft, Laufbereitschaft und Willen, aber an Linie, beide sind fußballerisch sehr ordentlich, aber auch hibbelige Kandidaten, wilde Hummeln. Die Besetzung in der Zentrale mit einem der beiden und dem perfekt antizipierenden und spielerisch hervorragenden Alterspräsidenten Hasebe ist ziemlich idealtypisch. Das passt.

Damit alleine die Niederlage zu erklären, wäre freilich, siehe Hütter, zu einfach. Die Eintracht hat es im Norden nicht geschafft, ihre Konzeption durchzubringen und hat sich von der unruhigen Bremer Spielweise anstecken lassen. „Sie war eklig und unangenehm, wir sind ihnen in die Falle gegangen“, analysierte Coach Hütter.

Eintracht-Sieg gegen Bayern war Gift

Seine Mannschaft habe ihren Stil nicht durchdrücken können, „wir sind nicht auf das Niveau gekommen, das wir in den letzten Wochen gezeigt haben. Wir haben kein gutes Spiel gemacht.“ Die Bälle wurden zu schnell verloren, das Passspiel war zu ungenau, die Aktionen zu überhastet. Gewiss spielen da auch, aber nicht nur, die äußeren Einflüssen eine Rolle.

Vielmehr schien es so, als habe das Team im Gefühl der Überlegenheit oder gar Unverwundbarkeit ein bisschen nachgelassen, ein paar Prozentpunkte liegenlassen und sei die Aufgabe nicht mit der nötigen Verbissenheit angegangen. Das ist nach einer solchen Erfolgsserie von neun Dreiern aus den letzten elf Partien nicht ungewöhnlich, zumal ja auch noch der süße Bayern-Sieg nachgewirkt haben könnte. Erfolge gegen die Münchner Riesen sind nicht selten Gift für Mannschaften, die sich dann womöglich für sehr viel besser halten als sie eigentlich sind.

Bundestrainer Löw hat Younes auf dem Schirm

Dass sich so ein ganz klein wenig der Schlendrian eingeschlichen haben könnte, vermutete auch der Trainer. „Wir haben den Kampf nicht so angenommen, wie wir uns das vorstellt haben“, sagte er. „Wenn man glaubt, man kann durch die Bundesliga spazieren, dann wird es schwierig.“ Worte der Warnung. Vielleicht war das Erlebnis an der Weser ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit, ein Wachmacher, um die Sinne zu schärfen.

Zumal auch einige Spieler nicht ihre Topform auf den Platz gebracht haben. Daichi Kamada etwa blieb deutlich unter seinen Möglichkeiten, auch Amin Younes kam nicht auf Touren. Dafür machte ihm Bundestrainer Joachim Löw in der Sportschau Hoffnung auf eine Nominierung: „Natürlich spielt er in meinen Gedanken eine Rolle. Ich habe ihn jetzt das eine oder andere Mal wieder gesehen und war echt angetan von seiner Leistung.“

Ansage von Hütter: „Ich bleibe bei Eintracht Frankfurt“

Hütter wird seine Mannschaft nun sehr akribisch auf die Heimpartie gegen den starken Aufsteiger aus Stuttgart vorbereiten, da steht jetzt ein bisschen was auf dem Spiel. „Das war ein Rückschlag. Jetzt zeigt sich noch mal, welchen Charakter und Mentalität die Mannschaft hat. Wir werden eine Reaktion zeigen“, betonte Hütter, der am Sonntag bei Sky 90 auch seine persönliche Zukunft geklärt hat.

Auf die Frage, ob er weiterhin in Frankfurt arbeiten werde, antwortete er klipp und klar: „Ich bleibe.“ Eine überraschende und wohltuend klare Ansage, weit weg von jedweder Stand-Jetzt-Ungewissheit. (Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein)

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