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Ansgar Knauff und Philipp Max: Alarm am Eintracht-Flügel

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Von: Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz

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Schnell über rechts: Ansgar Knauff, 21 Jahre jung.
Schnell über rechts: Ansgar Knauff, 21 Jahre jung. © Imago

Die Außenspieler Ansgar Knauff und Philipp Max sind entscheidende Faktoren - die Zukunft ist aber nur bei einem der beiden geklärt.

Senkrechtstarter der Vorsaison, gar offiziell ausgezeichnet als Rookie des Jahres auf internationalem Geläuf – schön und gut, doch selbst bei einem jungen Burschen zählen Meriten der Vergangenheit nichts. Seinen Stammplatz auf rechts oder auch links hat Ansgar Knauff bei Eintracht Frankfurt jedenfalls verloren. Der Flügelspieler avancierte in letzter Zeit zur Teilzeitkraft, saß meistens auf der Bank und wurde irgendwann eingewechselt, manchmal nicht mal das. Der 21-Jährige hat sich davon aber nicht ins Bockshorn jagen lassen, es sportlich genommen. „Wir haben im Training eine sehr hohe Qualität“, sagt der gebürtige Göttinger. Und wenn man nicht spiele, sei das kein Grund, um Trübsal zu blasen, sondern „Ansporn, noch mehr Gas zu geben, um wieder in die Startelf zu kommen.“ Hat sich ausgezahlt, das berühmte Gasgeben.

Sein Trainingsfleiß blieb nicht unbemerkt, Coach Oliver Glasner nominierte ihn gegen den SV Werder Bremen für die Startformation. Das kann der Fußballlehrer bedenkenlos und ohne einen Leistungsabfall befürchten zu müssen tun, denn Knauff hat seine Tauglichkeit in der zurückliegenden Spielzeit bereits nachhaltig nachgewiesen. Gegen die Hanseaten spielte er auf der rechten Außenbahn zwar nicht die Sterne vom Himmel, machte aber einen soliden Job und heimste ein Extralob seines direkten Vorgesetzten ein, der seinen Spieler hervorhob, ohne nach ihm gefragt worden zu sein. „Ansgar hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, befand Glasner.

Es sei wichtig, dass jeder Akteur auf den Punkt in der Lage sei, seinen Mann zu stehen und der Mannschaft zu helfen. „Das erwarten wir von den Jungs“, und zumeist lieferten sie, siehe Knauff, zuverlässig. „Toll“, findet das der Trainer. Sportvorstand Markus Krösche hebt die Chose auf ein ungleich höheres Level, sieht in jedem Einzelnen einen wichtigen Bestandteil des großenen Ganzen. „Der Erfolg eines Teams hängt sehr stark von denen ab, die nicht so oft spielen.“ Wie Knauff. Oder Kristijan Jakic. Oder Rafael Borré. Oder ganz andere, die noch viel seltener zum Einsatz kommen. Nur wenn sie bei der Stange bleiben und nicht ausscheren, könne das Kollektiv in seiner Gesamtheit funktionieren.

Zehn Millionen sind zu viel

Knauff hatte gegen Bremen sehr wohl einige Anlaufschwierigkeiten, zu Beginn landeten seine Pässe zu oft beim Gegner. Vielleicht auch normal, wenn man keinen guten Spielrhythmus hat. Der rechte Läufer fand aber besser hinein in die Partie, und es war kein Zufall, dass er es war, der den Treffer zum 2:0 durch Randal Kolo Muani vorbereitete.

Eingeleitet wurde der Angriff von Knauffs Pendant auf der anderen Seite, Philipp Max, dessen Flanke Kolo Muani schon fast ins Tor geköpft hätte, aber in Werder-Torwart Jiri Pavlenka seinen Meister fand, weshalb der Ball erst rüber zum mitgelaufenen Knauff kam. Die ballfernen Flügelspieler sind explizit angewiesen, am zweiten Pfosten auf eben solche Bälle zu lauern. „Unser Plan ist voll aufgegangen“, sagte Knauff, meinte das aber eher allgemein.

Der Youngster fiebert schon dem nächsten Highlight entgegen, am Dienstag kommt SSC Neapel in der Königsklasse nach Frankfurt. Ober er dann wieder für Aurelio Buta weichen muss, der ihm den Platz streitig gemacht hat? Knauff weiß es nicht, aber er schickt schon mal ein paar Grüße rüber nach Italien. „Wir haben alles, was es braucht, um sie zu schlagen“, findet Knauff. „Wenn wir an unser Limit kommen, dann ist es für jeden Gegner schwer. Wir sind bereit für das Spiel.“

Und da ja ein Großereignis das nächste jagt, macht sich der unbekümmerte Kerl auch keine Gedanken über seine Zukunft. Ob er in Frankfurt bleibt oder zurück nach Dortmund geht? „Das ist jetzt der falsche Zeitpunkt“, sagt er verständlicherweise. „Ich fokussiere mich aufs Hier und Jetzt.“ Klar ist freilich, dass die Eintracht keine Mondpreise bezahlen wird, zehn Millionen Euro sind für einen guten, aber keinen alle überragenden Spieler mit einer vertraglichen Restlaufzeit von einem Jahr entschieden zu viel.

Schnitt über links: Philipp Max, 29 Jahre alt.
Schnitt über links: Philipp Max, 29 Jahre alt. © IMAGO/Jan Huebner

Philipp Max auf der anderen Seite werden die Frankfurter für weit weniger Geld fest verpflichten, nicht mal zwei Millionen Euro werden sie im Sommer an PSV Eindhoven überweisen. Das ist eine Investition, die sich ziemlich sicher amortisieren wird. Der 29-Jährige hat sich in Windeseile zu einem unverzichtbaren Akteur entwickelt, in allen vier Pflichtspielen seit seiner Verpflichtung Ende Januar stand er in der Startformation. Er spielt so, das ist vielleicht das größte Kompliment, als sei er nicht erst seit drei Wochen Bestandteil des Teams, sondern schon seit vielen Jahren.

Gegen Bremen leitete er beide Treffer ein, den ersten mit einem scharfen und immer länger werdenden Freistoß an den langen Pfosten und den zweiten mit einer energischen Einzelleistung samt gekonnter Flanke. Es war sein bester Auftritt im Eintracht-Trikot, der frühere Augsburger passt mit seiner offensiven, rassigen Spielweise und seiner Mentalität perfekt zur Eintracht. „Er kommt immer besser rein, er kennt die Bundesliga und die Art und Weise, wie wir Fußball spielen aus Eindhoven von Roger Schmidt“, urteilt Manager Krösche. „Deshalb ist die Eingewöhnungsphase nicht so lange.“ Oder auch: erstaunlich kurz. (Ingo Durstewitz, Thomas Kilchenstein)

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