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Eintracht Frankfurt: Sebastien Haller macht dem ehemaligen Verein Mut

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Von: Daniel Schmitt

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Sebastien Haller im Trikot von Eintracht Frankfurt.
Sebastien Haller im Trikot von Eintracht Frankfurt. © Klaus Rainer Krieger/Imago

Der ehemalige Stürmer von Eintracht Frankfurt, Sebastien Haller, trumpft bei Ajax Amsterdam auf - und will jetzt in der Champions League Borussia Dortmund erneut ärgern.

Frankfurt/Amsterdam - Die Bindung zu seiner Ex ist auch Jahre danach nicht abgerissen, selbstverständlich ist sie nicht mehr so eng geknüpft wie früher. Wie sollte das auch funktionieren? Die einstmals heißblütige Liebesbeziehung aber lodert zumindest weiter vor sich hin. Sie waren sich bei der Trennung ja gar nicht so uneins, sie mochten sich, aber da waren halt diese unterschiedlichen Vorstellungen von der Zukunft, auch der schnöde Mammon, der den entscheidenden Keil zwischen sie trieb. Also gingen sie lieber einsam ihrer Wege, ohne Groll aufeinander, der Fußballspieler Sebastien Haller und seine Ex, die Frankfurter Eintracht.

Der finale Elfer im Europa-League-Halbfinale 2019 an der Londoner Stamford Bridge war kaum versemmelt, da beendete der Mittelstürmer die Liaison mit dem hessischen Vorzeigeverein, er schloss sich fortan lieber dem Londoner Mittelklasseklub West Ham United an. Wenn man so will: Karriere statt Liebe - etwas, das nicht immer glücklich macht, manchmal sogar sehr unglücklich. Aber dazu gleich mehr.

Sebastien Haller von Ajax Amsterdam: Die Eintracht im Herzen

Haller jedenfalls trägt auch heute noch die Eintracht im Herzen. Eine „wunderschöne Zeit“ habe er in Frankfurt erlebt, teilte er dieser Tage dem „Kicker“ mit, der Kontakt zu den ehemaligen Kollegen sei nie abgerissen, „und jedes Mal schwärmen wir von unserer gemeinsamen Zeit“. Die Frankfurter Ergebnisse und auch manches Spiel verfolgt Haller noch aus der Ferne, und trotz der derzeitigen Krise beim Bundesligisten ist er überzeugt: „Dieser Verein hat ein Riesenpotenzial mit toller Infrastruktur, etwa dem Stadion, und überragende Fans. Wenn man die richtigen Leute auf den wichtigen Positionen hat, wird Eintracht Frankfurt in einigen Jahren in der Bundesliga oben mitspielen können.“

Oben mitspielen, etwas das auch Sebastien Haller und West Ham United geplant hatten, was frisch Liierten aber gehörig misslang. Haller spielte zwar anfangs recht viel, dafür aber sehr schlecht, später dann durfte er immer seltener ran, und am Ende im Grunde gar nicht mehr. Der Klub veräußerte ihn schließlich nach nur eineinhalb Jahren mit einem Transferminus von über 22 Millionen Euro an Ajax Amsterdam weiter. Für den Spieler ein vermeintlicher Rückschritt in eine unbedeutendere Liga, der sich aber rasch als Glücksschritt entpuppte.

Sebastian Haller mit Ajax Amsterdam gegen Borussia Dortmund

Beim Champions-League-Gegner von Borussia Dortmund (Mittwoch, 21 Uhr, live im TV und Livestream) ist Haller nicht nur Stammspieler im Sturmzentrum, er knipst auch noch in aller Regelmäßigkeit. „Seit ich bei Ajax bin, bin ich überglücklich, und in dieser Saison spiele ich endlich in der Champions League. Ein Traum wurde wahr.“ Die Königsklasse, diesen Wunsch hatte er schon als kleiner Knirps in Frankreich gehegt, ihn mit Auxerre, Utrecht, der Eintracht und West Ham aber nie erreichen können. Nun also mit Amsterdam. „Ich war zwar mit Frankfurt im Halbfinale der Europa League, aber was ich gerade erlebe, ist noch ein Stück höher, was das Niveau des Wettbewerbs anbelangt“, so Haller ehrlich.

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Mit sechs Toren führt der 27-Jährige die Torjägerliste der Champions League an, ebenso wie jene in der heimischen Liga (sieben Tore). Im September gegen Sporting Lissabon traf der größte Brocken der einstigen Frankfurter Büffelherde gleich viermal in einem Spiel, zuletzt im Hinspiel gegen den BVB netzte er einmal selbst ein und bereitete zwei weitere Treffer exzellent vor.

Haller, dieser hüftsteif wirkende, bei genauerer Betrachtung aber doch erstaunlich bewegliche 1,90-Meter-Riese, ist so etwas wie der Leuchtturm im Ajax-Spiel, dessen helles Licht auch die Kollegen erstrahlen lässt. Er wird ständig gesucht, legt die Bälle auf die Kollegen ab, schießt sie selbst ins Tor. Der kluge, gewitzte, sprachbegabte Familienvater ist ein mannschaftsdienlicher Spieler, der für gute Stimmung sorgen kann.

Sebastien Haller: Treffsicherste Torjäger der Champions League

Mit neun Punkten führt der Amsterdamer Traditionsverein nun also die Gruppe C der Champions League an, das Team von Trainer Erik ten Hag zeigte dabei bisher berauschenden Offensivfußball. Im Mittelfeld überzeugt der ehemalige Bremer Davy Klaassen als Taktgeber, vorne legt Altmeister Dusan Tadic reihenweise die Buden auf, auf den Flügeln toben sich hochbegabte Jungprofis wie die Brasilianer Antony oder David Neres aus. Und im Zentrum trifft Sebastien Haller, immer wieder und immer wieder. 38 Torbeteiligungen in 38 Spielen seit seiner Ankunft bei Ajax sind seine herausragende Bilanz. Er fühle sich so stark wie nie, sagt der Angreifer. „Die Qualität dieses Kaders ist sehr hoch, es entwickelt sich eine großartige Mannschaft und wir spielen unheimlich gern gemeinsam. Keiner ist frustriert und hat schlechte Laune. Wir sind sehr hungrig.“

In Dortmund rechnet der gebürtige Franzose, der aber längst das Nationaldress der Elfenbeinküste trägt, wo einst seine Mutter zur Welt kam, diesmal mit mehr Gegenwehr als noch beim lockeren 4:0-Hinspielerfolg der Niederländer vor zwei Wochen. „Durch die Unterstützung ihrer Fans, aber auch weil sich der BVB sicherlich revanchieren will, wird es für uns deutlich schwerer“, schätzt Haller, der unter anderem bei den Westfalen als potenzieller Nachfolger für deren Superstar Erling Haaland gehandelt wird.

Für Sebastien Haller ist dies zurzeit jedoch kein Thema. Er ist genau dort glücklich, wo er gerade kickt: In Amsterdam, bei Ajax, seiner nächsten großen Liebe im Weltfußball. Es mutet so an, als wolle er diese Beziehung noch eine ganze Weile hegen und pflegen. (Von Daniel Schmitt)

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