Schlimme Diagnose für Sebastian Rode

Schlüsselspieler Sebastian Rode fällt auf unbestimmte Zeit aus – die Frage ist, ob er überhaupt noch mal für die Eintracht auflaufen wird.
Einen wie Sebastian Rode hätte Eintracht Frankfurt am Sonntag auf dem Spielfeld gut gebrauchen können. Einen Fighter eben, der weder sich noch den Gegner schont, der in jeden Zweikampf fliegt, als wäre er sein letzter, der aufrüttelt, einpeitscht und mitreißt. Sebastian Rode hätte dem taumelnden Bundesligisten in der Partie gegen den Nachbarn aus Mainz (0:2) mit seiner Haltung zum Spiel und seiner Aufopferung helfen können. An ihm können sich die Kollegen orientieren, er kann sie mitziehen.
Sebastian Rode auf der Tribüne
Der 28-Jährige aber stand nicht auf dem Feld, er saß auf der Tribüne und schaute sich das Trauerspiel gegen Mainz 05 aus sicherer Entfernung und mit versteinerter Miene an. Stadionsprecher Bartosz Niedzwiedzki verlas bei der Mannschaftsvorstellung eigens seinen Namen und sendete beste Grüße. Denn Sebastian Rode wird so schnell nicht mehr auf den Platz zurückkehren, auf absehbare Zeit nicht, der Mittelfeldspieler der Eintracht hat sich beim Halbfinalrückspiel in London gegen den FC Chelsea nämlich eine schwere Knieverletzung zugezogen. Am Sonntag, kurz vor dem Anpfiff, kam dann die befürchtete bittere Nachricht: Ein Stück des Knorpels im rechten Knie ist abgeplatzt, ein Schlag ins Kontor. „Er ist natürlich down“, sagte Trainer Adi Hütter. „Es ist ein Nackenschlag, er ist ein Schlüsselspieler, der das verkörpert, was uns ausgemacht hat.“
Bobic lobt Rode
Fredi Bobic, der Sportvorstand, sagte: „Sebastian Rode hat in den vergangenen Monaten gezeigt, welch großartiger Fußballer er ist. Er hat einen großen Anteil an den starken Auftritten unserer Mannschaft in der Bundesliga und der Europa League. Sebastian ist ein kluger Kopf und ich bin mir sicher, er wird wieder stärker zurückkehren.“ Es wäre dem Blondschopf, der vorerst nur für die Rückrunde von Borussia Dortmund ausgeliehen wurde, zu wünschen. Doch sicher ist das nicht.
Lesen Sie auch: „Wir waren so nah dran“
Ein Knorpelschaden ist so ziemlich das Schlimmste, was einem Profifußballer im Knie zustoßen kann, eine solche Verletzung kann auch mal eine Karriere beenden. Zumal Rode ohnehin vorbelastet ist, seine Gelenke sind nicht mehr jungfräulich, sondern arg lädiert. Er musste schon einmal einen Knorpelschaden im selben Knie sowie einen weiteren Knorpelschaden im anderen Knie sowie einen Kreuzbandriss wegstecken. Das ist eine ganze Menge. Schon vor einigen Jahren war immer wieder mal gemunkelt worden, dass er mit diesen Vorschädigungen sicher keine besonders lange Laufbahn vor sich hat. Auch vor diesem Hintergrund war es nur allzu verständlich, dass er damals die Eintracht verließ, die höchst lukrativen Verträge in München und dann in Dortmund annahm.
Rode: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich wieder alles geben werde"
Die Frage wird sein, zu welchem Grad der Knorpel jetzt beschädigt ist und ob eine Glättung die erhoffte Heilung bringen wird, damit der Fußballer seine Karriere auf diesem Niveau wird fortsetzen können. Rode selbst, ein Mentalitätsspieler, lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich wieder alles geben werde, um zurückzukommen“, befand er.
Wie es nach der erneuten Knieblessur für den gerade mit seiner Frau Johanna in den Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen gezogenen Rode weitergeht, ist offen. Sportvorstand Bobic sagte gestern nur: „Wir werden in den kommenden Wochen in Ruhe Gespräche mit dem BVB über die weitere Vorgehensweise führen.“ Ob die Eintracht den Mittelfeldrenner trotz der komplizierten Verletzung weiter an sich binden wird, wie bis Donnerstag geplant, ist ungewiss. Klar ist, dass Rode, der in Dortmund noch einen Vertrag bis 2020 hat, sicher keine hohe Ablösesumme mehr kosten wird. Unwahrscheinlich ist es nicht, dass die Eintracht den Akteur trotz der schweren Verletzung fest verpflichten wird. Es gibt Vertragskonstellationen, die das Risiko für den Verein minimieren und dem Spieler dennoch die nötige Sicherheit geben.
Auch bei Martin Hinteregger wird die Eintracht sich überlegen müssen, ob sie den aus Augsburg ausgeliehenen Verteidiger fest binden will. Das wäre nicht günstig, zehn Millionen Euro wären sicher fällig. FCA-Trainer Martin Schmidt hatte angedeutet, dass sich die Augsburger durchaus vorstellen könnten, den Abwehrmann zurückzuholen. „Stand jetzt gehe ich nicht davon aus, dass das hier mein letztes Heimspiel ist.“, sagte Hinteregger nach der Niederlage gegen Mainz. „So kann ich mich nicht verabschieden. Eintracht und Hinteregger – das passt ganz gut.“