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Den Rekord teuer bezahlt

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Von: Ingo Durstewitz, Daniel Schmitt

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Schwerer Schlag ins Kontor: Frankfurts Bester, Makoto Hasebe (li.), hat sich im Duell mit dem Römer Joaquim Correa verletzt.
Schwerer Schlag ins Kontor: Frankfurts Bester, Makoto Hasebe (li.), hat sich im Duell mit dem Römer Joaquim Correa verletzt. © dpa

Die Frankfurter Eintracht gewinnt das bedeutungslose Spiel gegen Lazio Rom zwar mit 2:1, verliert aber ihren besten Mann Makoto Hasebe durch Verletzung.

In der historischen Stadt Rom, hatte Trainer Adi Hütter angekündigt, wolle die Eintracht ihre Erfolgsgeschichte um ein weiteres Kapitel erweitern und die Chance beim Schopfe packen, um diesen „einmaligen Rekord“ zu knacken. Keine andere deutsche Mannschaft hatte in der Europa League jemals zuvor alle sechs Gruppenspiele gewonnen und die Maximalausbeute von 18 Punkten geholt. Hütter hielt Wort. Die Eintracht hat am Donnerstagabend auch ihre sechste Partie in Gruppe H für sich entschieden, bei der italienischen Spitzenmannschaft Lazio Rom drehten die Hessen das Spiel nach dem Rückstand und siegten verdient mit 2:1 (0:0).

„Wir haben Historisches geleistet mit diesen sechs Siegen“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner nach dem Triumph. „Hochachtung vor dieser Mannschaft. Wir brauchten einen österreichischen Trainer, um deutsche Geschichte zu schreiben“, ergänzte Hübner grinsend. Zudem habe das Team nach den letzten beiden Niederlagen in der Bundesliga „eine starke Reaktion gezeigt. Wir gehen gestärkt ins Spiel am Sonntag gegen Bayer Leverkusen.“ Natürlich war auch Trainer Hütter zufrieden: „Ich bin stolz, dass wir diesen Rekord aufgestellt haben und wie wir nach dem Rückstand zurückgekommen sind. Ich sehe eine Mannschaft, die sehr hungrig ist auf die Europa League. Der Sieg tut richtig gut.“ Doch diesen Sieg mussten die Hessen teuer bezahlen. Denn wenn es ganz schlecht läuft, werden sie bis zur Winterpause auf ihren wichtigsten Akteur auskommen müssen: auf Makoto Hasebe. 

Makoto Hasebe signalisiert: Das war’s

Es ist nicht besonders lange her, gerade mal zwei Tage, da adelte der Frankfurter Trainer Adi Hütter den alten Hasen. Was der Routinier auf dem Platz abliefere, Woche für Woche, sei schlichtweg „unfassbar“, er sei ein „absoluter Schlüsselspieler“ und einer „der intelligentesten Abwehrspieler“ der gesamten Bundesliga. Hasebe, 34, ist der Stützpfeiler, der das ganze Eintracht-Gebilde zusammenhält, wenn sich einer nicht verletzen sollte, klar, dann ist das der Japaner. 

In Rom, beim eigentlich bedeutungslosen Spiel, waren dann knapp 31 Minuten gespielt, als sich Hasebe mitten in einem Laufduell an den linken hinteren Oberschenkel fasste, die Hand hob und signalisierte: Das war’s, Ende, Aus, Feierabend. Der Mann aus Nippon, Asiens Fußballer des Jahres, wurde umgehend ausgewechselt, das sah nach einer Zerrung oder einem Muskelfaserriss aus. Damit könnte für Hasebe die Hinrunde beendet sein und die drei restlichen Bundesligaspiele am Sonntag gegen Leverkusen, am Mittwoch in Mainz und in acht Tagen gegen die Bayern müssten ohne ihn über die Bühne gehen. Ein Schlag ins Kontor. Einen hohen Preis, den die Eintracht für diesen Betriebsausflug in die Ewige Stadt hatte zahlen müssen. 

Natürlich kann man fragen, ob es so klug war, den Strategen in diesem unwichtigen Spiel aufzubieten, aber Hasebe hatte sich sehr gut gefühlt, war im Rhythmus, den er nicht verlieren wollte, er will sowieso immer spielen. Und die Statik des Spiels ändert sich, wenn der Japaner nicht dabei ist, er ist der Stabilisator und der Ruhepol, der der Mannschaft die notwendige Sicherheit gibt. Das sah man auch in Rom ganz deutlich. Nach dem Ausfall des Abwehrchefs, bis dahin natürlich wieder bester Mann auf dem Platz, war ein klar erkennbarer Bruch im Spiel der Eintracht, das vorher eigentlich recht flüssig lief, obwohl Trainer Adi Hütter gleich sieben Reservisten die Chance gab, sich zu zeigen.

Nur vier Stammspieler standen in der Startformation, eben Hasebe, Gelson Fernandes, Danny da Costa und Sebastien Haller, dafür bot er Akteure auf, die lange nicht gespielt hatten, Nicolai Müller etwa auf dem rechten Flügel, Simon Falette und Taleb Tawatha in der Abwehr, Frederik Rönnow im Tor. 

Trotzdem machte es die Eintracht anfangs ganz gut, übernahm die Initiative, versuchte, Lazio mit Pressing zu ärgern. Zwingend war es zwar nicht, aber sehr ordentlich – bis zur 31. Minute. Nach der Auswechslung Hasebes ging erst mal nichts mehr zusammen, die Frankfurter kamen kaum noch vor das Tor der Italiener. Interessant, welch Stellenwert, welchen Einfluss der 34-Jährige in der Mannschaft hat. 

Die Römer kamen im zweiten Abschnitt folgerichtig zur Führung, Joaquin Correa ließ Rönnow keine Chance (56.). Ein Wachmacher für die Hessen, die sich dann urplötzlich schüttelten und wieder mutig nach vorne spielten. Es war dann Mijat Gacinovic, der zuletzt auch nicht so oft gespielt hatte, der mit einem Traumtor die Wende einleitete: Sein Rechtsschuss aus 20 Metern schlug im Winkel des Lazio-Tores ein (66.). Und nur fünf Minuten war es wieder Gacinovic, der die Führung einleitete, als er den Ball fein auf Sebastien Haller durchsteckte, der vollstreckte (71.) – und die Eintracht-Geschichte um einen kleinen Rekord erweiterte.

Negativer Höhepunkt waren indes die Eintracht-Fans, die zwar für eine gute Stimmung im leeren Olympiastadion sorgten, sich aber dennoch schwer daneben benahmen. Sie zündeten viele Donnerschläge, warfen sogar eine Leuchtrakete auf die Gegentribüne und feuerten welche auf die Ordner auf der Laufbahn. Unmöglich. Erst die aufmarschierende Polizei konnte die Situation etwas entschärfen. Dieses schäbige Verhalten der Fans wird für den Verein teuer werden. Vorstand Axel Hellmann war richtig sauer. „Da nimmt eine kleine Gruppe die anderen in Sippenhaft. Wir haben kein gutes Bild abgegeben. Das schadet Eintracht Frankfurt und der Fanszene.“

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