Osterruhe im Eintracht-Führungsstreit

Vierstündiges Eintracht-Gipfeltreffen verläuft weitgehend ergebnislos - keine Rücktritte nach Krisengespräch.
Showdown in Frankfurt. Oder auch nicht. Mit einiger Spannung ist jedenfalls dem Gipfeltreffen der Eintracht-Bosse Axel Hellmann und Philip Holzer entgegengeblickt worden. Am Mittwochabend sollte es zur Kraftprobe mit reichlich Konfliktpotenzial kommen. Was würde passieren? Der geordnete Rückzug von Aufsichtsratschef Holzer stand im Raum, auch der vermögende Investor Stephen Orenstein dachte nach turbulenten Tagen über seine Demission nach. Und wie würde sich Vorstandssprecher Hellmann positionieren?
Bekanntermaßen ist er mit dem Rollenverständnis von Kollege Holzer nicht einverstanden und auch mit den Usancen rund um die einst geplante Kapitalmaßnahme der „Freunde des Adlers“ (vulgo Orenstein und Holzer) höchst unzufrieden. Zudem: Die DFL winkt noch immer mit einem anspruchsvollen, herausfordernden und lukrativen Job als Geschäftsführer des Bundesliga-Dachverbandes. Bayern-Boss Oliver Kahn und BVB-Chef Hans-Joachim Watzke, die deutsche Fußball-Allmacht, werben um den Strategen Hellmann, der in Frankfurt ein gültiges Arbeitspapier bis 2027 besitzt.
Eine hochexplosive Gemengelage also. Und dann passiert... nichts.
Okay, das mag so nicht ganz stimmen. Unter Aufsicht von Vereinspräsident Peter Fischer, der gleichzeitig als Moderator und Schlichter auftrat, trafen sich die hohen Herren zu einem ausufernden Krisengespräch, an dem auch Anteilseigner und Aufsichtsrat Orenstein sowie der im Hintergrund agierende Claudio Montanini teilnahmen. Der erfahrene Unternehmer sitzt seit 2010 im Kontrollgremium und ist in diesem schwelenden Konflikt um Ausgleich bemüht. Gut vier Stunden tagte die Elefantenrunde, Standpunkte wurden bekräftigt oder erneuert, und als man dann am späten Mittwochabend auseinanderging, einigten sich alle Teilnehmer erst einmal darauf, die Feiertage zu nutzen, um sich zu sortieren, zu sammeln und sich womöglich neu zu orientieren. Man könnte es auch auf einen Nenner bringen: Ruhepause über Ostern im Führungszoff bei Eintracht Frankfurt.
Kurzes Kommuniqué
Anderntags verschickte der Verein ein Kommuniqué in aller Kürze, in zwölf dürren Zeilen teilte er mit, dass das Gespräch „in guter und konstruktiver Atmosphäre“ über die Bühne gegangen sei und man zu den Inhalten Stillschweigen vereinbart habe. Das ist ausdrücklich einer Erwähnung wert, weil das in den vergangenen Wochen nicht klappte, da wurden mal rechts und mal links Dinge durchgestochen, einmal landete sogar ein nicht eben wenig brisanter Vorstandsbrief in kompletter Länge samt Unterschriften aller Funktionäre auf dem Boulevard. Unhaltbare Zustände. Auch deshalb sprach Präsident Fischer von „schädlicher spaltender Kommunikation“. Die Außendarstellung der Eintracht litt zuletzt kolossal. Viele Außenstehende schauten irritiert und fassungslos auf die Demontage von innen heraus. Doch nun sickerte tatsächlich wenig an die Öffentlichkeit, die hohen Herren verweigerten jeden Kommentar. Reihen geschlossen. Schotten dicht.
Offiziell mitgeteilt wurde lediglich, dass „insbesondere die Lösung möglicher Interessenkonflikte im Hinblick auf eine Kapitalaufnahme durch die Eintracht Frankfurt Fußball AG“ besprochen worden sei. „Alle Anwesenden haben bekräftigt, ohne Einschränkungen hinter der aktuellen Unternehmensbewertung zu stehen.“
Das war zuletzt auch ein heftiger Streitpunkt, Orenstein, der mit den „Freunden des Adlers“ 16,81 Prozent der Anteile an der Fußball-AG hält und damit der größte Minderheitsaktionär ist, soll die hohe Bewertung der Eintracht durch die Nomura-Investmentbank (503 Millionen Euro) als sehr ambitioniert bezeichnet haben. Pikant: Orenstein selbst wollte im August 2022 mehr Anteile kaufen und gab ein entsprechendes Angebot ab – allerdings nicht proaktiv, wie er betont, sondern nach einer offiziellen Anfrage der Nomura-Bank. Mittlerweile hat die Aktie laut Nomura-Einschätzung an Wert gewonnen. Darüber, befand Orenstein, „freuen wir uns alle“.