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Nicole Anyomi: „Ich muss egoistischer werden“

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Von: Katja Sturm

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Schnell, aber nicht torgefährlich genug: Nicole Anyomi. Foto: Imago Images
Schnell, aber nicht torgefährlich genug: Nicole Anyomi. Foto: Imago Images © Eibner/Imago

Eintracht-Stürmerin Nicole Anyomi schießt für ihren Geschmack viel zu wenig Tore, obwohl sie schon lange genug im Frauenfußball unterwegs ist und dafür eigens geehrt wird.

Schon als Siebenjährige war Nicole Anyomi Ronaldo-Fan. Mit ihrem Bruder Dennis diskutierte die heute 23-Jährige immer wieder, wer der beste Fußballer sei. Obwohl die ältere Schwester einräumte, dass der Argentinier Lionel Messi vom Talent her „nicht von dieser Welt“ sei, imponiert ihr persönlich „CR7“ mehr. „Er hat gezeigt, dass man auch mit harter Arbeit und der richtigen Mentalität ganz nach oben kommen kann“, sagt Anyomi, dass man mehr machen müsse, wenn einem weniger geschenkt wird.

Nun würde die Bundesligaspielerin von Eintracht Frankfurt sich selbst nicht von Natur aus als auffallend fleißig bezeichnen. Aber nach einer Teameinheit noch an sich und seinen Schwächen zu feilen, ist auch der schnellen und athletisch starken Stürmerin nicht fremd. Eine Knieverletzung vor zwei Jahren, deren Ursache bis heute nicht geklärt ist, zwingt Anyomi zu Zusatzübungen. Bei ihrer Einstellung sieht sie Änderungsbedarf.

„Ich muss vor dem Tor egoistischer sein“, betont die gebürtige Krefelderin. Zu oft gebe sie den Ball lieber ab, als sich selbst am Abschluss zu versuchen. Ein Treffer in bislang elf Ligasaisonspielen sei viel zu wenig für sie als Angreiferin. „Zwei sind mir wegen Abseits aberkannt worden“, fügt die Schützin hinzu.

Offen gegen Rassismus

Ihr Ehrgeiz würde auch der Mannschaft dienen, der es nicht selten an Effektivität mangelt. „Manches Spiel könnte anders ausgehen“, gibt Anyomi zu. Das zum Rückrundenauftakt gegen Bayern München etwa, in dem die Eintracht mit 1:2 unterlag und nicht zuletzt sie selbst gute Möglichkeiten vergab.

Es war Anyomis 100. Bundesligapartie; dafür wird sie an diesem Freitag (19.45 Uhr) vor dem wichtigen Heimspiel gegen den Tabellenfünften SC Freiburg, einem direkten Gegner der drittplatzierten SGE im Kampf um die Champions-League-Plätze, geehrt. Sie sei überrascht, schon so viele Duelle auf diesem Niveau hinter sich zu haben, sagt die im Sommer 2021 von der SGS Essen an den Main gewechselte Anyomi. Zwar feierte sie ihre Premiere bereits im September 2016, musste wegen Verletzungen aber immer wieder pausieren. Im Herbst störte die Nationalspielerin ein Kahnbeinbruch, den sie sich bei der Europameisterschaft zugezogen hatte.

Zweimal hatte Anyomi den Silbermedaillengewinner auf dem englischen Rasen vertreten, war gegen Finnland und im verlorenen Finale gegen die Gastgeberinnen eingewechselt worden. Danach hatte sie zahlreiche Hasskommentare erhalten. Gespräche mit engen Freunden, der Familie und anderen Spielerinnen halfen ihr, mit dem Gefühl fertig zu werden, versagt zu haben, das sie erst mal empfand. „Idioten wird es immer geben“, sagt die Tochter eines Paares aus Ghana und Togo, die sich auch offen gegen Rassismus einsetzt. „Man sollte so etwas gar nicht lesen.“

Bei der gerade zu Ende gegangenen Lehrgang der Nationalmannschaft kam die Debütantin von 2021 beim 0:0 gegen Schweden nicht zum Einsatz, erhielt jedoch beim inoffiziellen Testspiel gegen Irland „die Chance, sich zu zeigen“. Anders als im Vorjahr, als Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sie in die Abwehr stellte, durfte Anyomi diesmal auch im Deutschland-Trikot, wie im Verein, in der Offensive spielen. Ob das so bleibt, wisse sie nicht. Sie habe „gutes Feedback“ bekommen. Und nachdem sie im Winter erstmals seit langer Zeit während der Vorbereitung durchtrainieren konnte, fühlt Anyomi sich auf allen Ebenen fit genug, richtig anzugreifen.

Ihren Lieblingsspieler verfolgt sie im Übrigen weiterhin, schaut sich Ronaldos Performance in Saudi-Arabien an. „Er ist zwar jetzt schon älter und hat wahrscheinlich seine beste Zeit hinter sich“, sagt Anyomi. Aber er diene immer noch als Vorbild; „wenn er irgendwann mal aufhört, werde ich seine Auftritte vermissen“.

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