Mutlose Eintracht geht baden

Der Frankfurter Bundesligist verliert nach einer enttäuschenden Leistung mit 1:3 bei Borussia Mönchengladbach.
Europa hin, internationale Festspiele her. Der Fakt im Alltag ist: In der Liga kommt Eintracht Frankfurt einfach nicht auf die Beine. Der Bundesligist aus dem Hessischen hat gestern Abend bei Borussia Mönchengladbach nach einer enttäuschenden Leistung eine Niederlage hinnehmen müssen: Am Niederrhein unterlag die Elf von Trainer Adi Hütter mit 1:3 (0:0) und kann sich langsam, aber sicher nach unten orientieren.
Es war, saisonübergreifend, die neunte Schlappe im zehnten Spiel in der Fremde, die Frankfurter warten seit dem Saisonauftakt (2:0 in Freiburg) auf einen Dreier, sie konnten nur zwei der letzten zwölf Partien gewinnen. Das liest sich nicht gut. „Die Niederlage war unnötig. Wir haben die Tore zu einfach kassiert“, krittelte Linksverteidiger Jetro Willems. „Das war ein Schritt zurück. Das ist kein Start, den wir uns erhofft haben.“
Eintracht Frankfurt agiert nicht zwingend genug
Erst als die Partie durch Tore von Alassane Plea und Thorgan Hazard schon so gut wie entschieden schien, zeigten die Hessen eine Reaktion und kamen durch den eingewechselten Ante Rebic zum 1:2 (74.), doch da war es schon zu spät. Nicht weil nicht mehr genug Zeit gewesen wäre, sondern weil die Eintracht insgesamt nicht zwingend und offensiv genug agierte – und weil der indisponierte Mittelstürmer Sebastien Haller zehn Minuten vor dem Schluss mit einem merkwürdigen Scherenschlag die große Ausgleichschance vergab.
Bald darauf machte Nico Elvedi alles klar. „Wir waren nicht konzentriert, es waren Kleinigkeiten, die wir teuer bezahlen mussten“, sagte Kapitän David Abraham. „Diese Fehler darf man auf dem hohen Niveau nicht machen.“ So langsam wird es ungemütlich für den deutschen Pokalsieger. Am Sonntag schon kommt Hannover 96 an den Main, da sollten dann mal drei Punkte eingetütet werden.
Trainer Adi Hütter hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Leipzig-Spiel verhalten umgebaut, Jonathan de Guzman und Luka Jovic rotierten auf die Bank, Jetro Willems und Nicolai Müller aufs Feld. WM-Star Ante Rebic blieb auf der Bank. Durchschlagenden Erfolg brachten diese Umstellungen nicht, im Gegenteil.
Zögerlicher Beginn von Eintracht Frankfurt
Die Eintracht begann sehr verhalten und zögerlich. Wer ein mutiges Frankfurter Team erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Gäste verlegten sich aufs Stören und Zerstören, sie reagierten zu viel und agierten zu wenig. Da auch die Borussia wenig zustande brachte, entwickelte sich ein sehr zähes Bundesligaspiel, das so ein wenig vor sich hin plätscherte – begleitet jedoch von einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert: Den angekündigten Stimmungsboykott nutzten die Gladbacher Anhänger dazu, alles mit ihren Trillerpfeifen niederzupfeifen. Ziemlich laut war’s auf jeden Fall. Die Eintracht bekam auch deshalb wenig Zugriff aufs Spiel, vor allem in der Offensive, weil Nicolai Müller am rechten Flügel viel zu phlegmatisch wirkte und kaum Akzente setzen konnte. Mijat Gacinovic, als „Zehner“ aufgeboten, schafft es in der Zentrale ebenfalls nicht, ein Spiel zu ordnen oder mit überraschenden Pässen in die Spitze zu beleben. Am Flügel ist der Serbe, zweifellos ein guter Fußballer, doch wertvoller.
Aber auch hinten war die Eintracht nicht sattelfest, die Gladbacher erarbeiteten sich Stück für Stück ein Übergewicht. Und sie hatten die besseren Möglichkeiten. Den Anfang machte Matthias Ginter, dessen Schuss aus Nahdistanz David Abraham noch abfälschen konnte (13.). Nur vier Minuten später vertändelte Thorgan Hazard, ehe Alassane Plea nicht mal 60 Sekunden danach die beste Chance hatte, doch der starke Frankfurter Schlussmann Kevin Trapp konnte ihn parieren.
Die Hessen ihrerseits waren im Spiel nach vorne zu passiv, zu wenig kreativ, zumeist wurden die Bälle, wie so oft, lang und weit hinten rausgeschlagen, außer Makoto Hasebe hatte die Kugel am Fuß. Der Stratege aus Japan hielt den Ball und verteilte ihn.
Die beste Eintracht-Chance bereitete indes der etwas müde wirkende Danny da Costa vor, doch seine Hereingabe auf Müller geriet zu steil (32.). Sehr viel mehr Frankfurter Herrlichkeit gab es nicht zu bestaunen – es sei denn man kann sich an Torwartparaden ergötzen. Dann hätte man sich ganz sicher mit Keeper Trapp gefreut, der nach einem Kopfball von Ginter (42.) katzenartig auf den Boden ging und die Kugel von der Linie kratzte. Ein herausragender Reflex.
Eintracht Frankfurt rennt hinterher
Nach dem Wechsel ging es genauso weiter wie vorher, die Platzherren gaben den Ton an, die Eintracht rannte eifrig hinterher. Erst streichelte Hazard einen Freistoß ans Außennetz (52.), kurz darauf war es dann so weit: Florian Neuhaus legte den Ball mit der Hacke auf Plea, der ihn mit Vollspann unter die Latte hämmerte (56.). Die verdiente Führung gegen eine ängstliche ideenlose Eintracht. Vielleicht musste sie auch den vielen Spielen in den zurückliegenden Tagen Tribut zollen.
Dennoch hatten die Gäste, nur 100 Sekunden später, die Riesengelegenheit zum Ausgleich: Nach einer Flanke von Willems köpfte Abraham den Ball Zentimeter am Pfosten vorbei – mutterseelenalleine. Das hätte der Ausgleich sein müssen.
Die Elf vom Niederrhein blieb klar die bestimmende Mannschaft, und es dauerte auch nicht so furchtbar lange, ehe sich die Dominanz in einem weiteren Tor ausdrückte: Der spielfreudige Hazard kam halblinks im Eintracht-Strafraum frei zum Schuss und versenkte flach (65.). Erst nach dem reingewurschtelten Tor von Ante Rebic wachten die Frankfurter auf, doch zu mehr sollte es nicht reichen. Nico Elvedi machte nämlich den Deckel mit dem 3:1 drauf. Einen Punkt hätte die Eintracht auch nicht verdient gehabt.