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Mental angeschlagen

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Von: Thomas Kilchenstein

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Macht mal ne Pause: David Abraham (re.)
Macht mal ne Pause: David Abraham (re.) © EPA

Eintracht Frankfurt ist auf der Suche nach Frische.

Diese Trainingswoche, das hat der Frankfurter Trainer Niko Kovac, noch in den Katakomben des Hoffenheimer Stadions gesagt, diese Trainingswoche werde nicht „so intensiv“ werden. Die Woche begann mit einem blauen Montag, am heutigen Dienstag rollt erst am Nachmittag der Ball. Es wird keine langen und ausgedehnten Einheiten geben, der Fokus liegt auf Regeneration, auf Kräfte sammeln. „Die Jungs müssen durchpusten. Wir müssen“, sagt der 45 Jahre alte Fußballlehrer, „geistige und körperliche Frische kriegen.“ Die ist den Frankfurtern in diesen aufregenden Tagen ein bisschen abhanden gekommen. Das liegt natürlich an den kräfteraubenden 120 Minuten von Mönchengladbach plus ausgiebigen Elfmeterschießens, dieser Abend hat die Frankfurter – trotz des Happyends – mental ordentlich geschlaucht. Und es liegt auch daran, dass den Hessen langsam die Spieler ausgehen. Am Sonntag in Hoffenheim fehlten trotz ausgebauter medizinischer Abteilung und intensiver Prophylaxe allein acht Profis, von denen fünf (Meier, Vallejo, Hasebe, Mascarell, Gacinovic) zu absoluten Stammspielern zu zählen sind. Ein solcher Qualitätsverlust ist für Mittelklasseteams wie Eintracht Frankfurt nur schwer zu kompensieren, auch wenn Trainer Kovac mit viel Fantasie einiges aus dem Hut gezaubert hat: Etwa Timothy Chandler im defensiven Mittelfeld aufzustellen.

Co-Trainer Armin Reutershahn, einst beim 1. FC Nürnberg in Lohn und Brot, habe sich erinnert, dass Chandler beim Club ab und zu auf der Acht gespielt hatte. Ein Volltreffer war diese Maßnahme nicht, Chandler gab sich aber alle Mühe. „Wir müssen flickschustern“, hat Kovac bereits vor der Partie gesagt. Manches spricht auch dafür, dass Marc Stendera nicht in der Startelf gestanden hätte, wenn der Coach personell aus dem Vollen hätte schöpfen können. Immerhin hat Kovac durch die Rückkehr von Stendera eine Alternative mehr, sogar im defensiven Mittelfeld, wo aktuell der Schuh am meisten drückt.

Dafür wird im nächsten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg mal wieder die Innenverteidigung neu justiert werden müssen. David Abraham sah in Sinsheim zum fünften Mal die Gelbe Karte, er wird also fehlen. Damit fällt der Eintracht die komplette Stamm-Dreierkette mit Vallejo, Hasebe und Abraham aus. Vermutlich wird dieses Mal Timothy Chandler zentral verteidigen, weil wegen der neuen Verletzung von Taleb Tawatha (Bänderanriss im Sprunggelenk) Bastian Oczipka auf seiner angestammten Position als Linksverteidiger bleiben wird. Immerhin hat Guillermo Varela in Hoffenheim nicht nur eine recht ansprechende Leistung geboten, sondern war auch beschwerdefrei durch die Begegnung gekommen. Sehr wahrscheinlich wird der Ecuadorianer Andersson Ordonez keine große Hilfe sein; zum einen hat er Mühe mit dem Niveau in der Liga, zum anderen strahlen mittlerweile seine Schmerzen im Knie bis in die Wade aus.

Bei Meier wird die Zeit knapp

Trainer Kovac muss jetzt also den Spagat schaffen, einerseits seine derzeit noch angeschlagenen oder geschonten Spieler bis zum großen Saisonfinale am 27. Mai in Berlin zum Laufen zu bekommen. Das dürfte schwer genug sein: Omar Mascarell, der an einer Entzündung der Achillessehne leidet, dürfte auch in den nächsten ein, zwei Wochen aus dem Trainings- und Spielbetrieb herausgenommen bleiben, Mijat Gacinovic sollte demnächst wieder spielen können. Aber Alex Meier droht die Zeit wegzulaufen, vier bis sechs Wochen soll es im Normalfall dauern, bis die Entzündung an der Sohle abgeklungen sei, es könne aber auch länger dauern. Fürs Finale wird es knapp. Andererseits hat Kovac schon gesagt, dass es wenig Sinn macht, die restlichen drei Spiele abzuschenken oder die Saison austrudeln zu lassen und nur noch aufs Endspiel zu schauen. „Es gibt kein gutes Finale, wenn die letzten Spiele nicht gut laufen“, hat er gesagt. Kovac fordert „positive Ergebnisse“, um mit einem guten Gefühl die Reise nach Berlin antreten zu können. Beides unter einen Hut zu bekommen, ist die große Kunst, den Mittelweg zwischen Anspannung und Erholung zu finden. Das ist nicht einfach, „aber einfach“, sagt Kovac, „kann jeder.“

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