Eintracht Frankfurt – die perfekte Bühne für Mario Götze
Eintracht Frankfurt bietet dem Starspieler viel, um sein große Ziel zu verfolgen: eine Rückkehr ins Nationalteam.
Frankfurt – Es gibt nicht wenige, die glauben, dass ein Instinktfußballer wie Mario Götze Eintracht Frankfurt zuletzt an vielen Ecken und Enden gefehlt hat – trotz des triumphalen Europapokalsiegs. Martin Hinteregger ist so einer. Der kantige Kärtner, der zurzeit fernab des Rasens für wenig positive Schlagzeilen in Hochfrequenz sorgt, findet, dass Götze „vom Spielertyp exzellent zu uns passt. Genau so jemanden brauchen wir, so einen haben wir letztes Jahr mit Amin Younes verloren“.
Der einstige Nationalspieler pilgerte nach Riesenzirkus von Frankfurt aus in die Wüste nach Saudi-Arabien, er hatte das Eintracht-Spiel unter Adi Hütter zumindest kurzzeitig geprägt, ehe es zum nicht mehr zu kittenden Bruch kam und der Kreativspieler immer sonderbarer wurde. Mario Götze also so einer wie Amin Younes? Das wiederum sehen nicht alles so.
In einem vertraulichen FR-Gespräch mit einem hochrangigen Bundesligafunktionär schüttelte dieser nach jenem Vergleich nur ungläubig den Kopf: „Mario ist eine Klasse besser als Younes. Mindestens.“

Eintracht Frankfurt: Götze konnte hohe Erwartungen oft nicht erfüllen
Der in jungen Jahren als Jahrhunderttalent gehypte Götze kennt das mit den Erwartungen und Hoffnungen. Von ihm, dem Hochbegabten, ist immer ein bisschen mehr verlangt worden als von anderen. Vielleicht auch, weil er mehr kann als die meisten anderen, aber oft weniger zeigte. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffte oft eine Lücke. Gerade in München und beim zweiten Anlauf in Dortmund konnte der mittlerweile auch schon 30-Jährige niemanden mehr zufriedenstellen – weder sich noch die Trainer, Mitspieler oder Führungskräfte. Es war zum Verzweifeln mit Super Mario, dem großen Helden, der sich selbst irgendwie verzwergt hatte.
Die Flucht ins Ausland war der einzig richtige Weg, zu sich finden in einer sich langsamer drehenden Fußballwelt. In Eindhoven hat er in den vergangenen beiden Jahren zwar nicht die Sterne vom Himmel gespielt, doch insgesamt performte er verlässlich auf recht hohem Niveau. 77 Partien für PSV, 18 Tore, 18 Vorlagen. Das ist, siehe oben, nicht herausragend, aber doch ganz gut. Götze, verletzungsanfällig, kam zudem ohne größere Blessuren durch. Austrainiert ist er obendrein. Das sieht man ihm an, das sagen die Fitnesswerte.
Den Memminger, mit der Familie sesshaft in Düsseldorf, zieht es jetzt zurück nach Deutschland, der bekannte Berater Volker Struth sondierte schon früh den Bundesligamarkt. Und da war klar, dass Eintracht Frankfurt relativ schnell in den Fokus geraten würde. Bayern und Dortmund schieden sowieso aus, und die Eintracht erfüllt alle Voraussetzungen für einen Neustart eines Umstrittenen. Sie ist zurzeit die vielleicht angesagteste Nummer in Deutschland, die Fans sind frenetisch, die Reisen durch Europa aufsehenerregend. Der Europapokalsieg mit den fantastischen Bildern rundete das Bild dieses sympathischen Emporkömmlings, des Rebellen gegen das Establishment, ab.
Eintracht Frankfurt: Ndicka bleibt, Kamada weg?
Und: In Frankfurt ist es nicht schwer, Fuß zu fassen, die Integration fällt eigentlich jedem leicht: egal, ob jung, alt, aus Australien, Argentinien oder Deutschland. Götze wird zwar im Blickpunkt stehen, das ist bei seiner Vita klar, doch er wird Nestwärme bekommen. Zuneigung und Vertrauen sind wichtig für ihn.
Für Götze, der bis 2025 unterschreibt und eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag haben soll, ist die Eintracht die perfekte Bühne, sich zu inszenieren und wieder ins rechte Licht zu rücken. Denn das Gefühl, in Deutschland noch nicht fertig zu sein, treibt den Edeltechniker um und an. Wichtig war ihm, dass er bei einem Champions-League-Klub unterkommt und mehr in den Fokus rückt, denn insgeheim träumt er von einem Comeback in der Nationalmannschaft. Vielleicht sogar recht schnell.
Götze wird ein Fixpunkt im Eintracht-Spiel, er wird in der Offensive alle Freiheiten haben. So wie Daichi Kamada sie oft hatte. Doch den Japaner zieht es auf die Insel, die Premier League ist für Asiaten das Maß aller Dinge. Dafür soll Evan Ndicka nicht nur bleiben, sondern vor einer Vertragsverlängerung stehen. (Ingo Durstewitz)