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Magische SGE gegen Barcelona: Countdown zum „Jahrhundertspiel“

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Von: Ingo Durstewitz

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Vorhang auf für das historische Duell mit dem FC Barcelona: Eintracht Frankfurt macht sich groß und rückt nicht von der Maßgabe ab: „Wir treten an, um zu gewinnen“.

Frankfurt – Aus gegebenem Anlass hat der spanische Reporter Xavi Solé dieser Tage mal beim rüstigen Fußball-Rentner David Abraham durchgeklingelt. Solé schreibt für die täglich erscheinende Sportzeitung Mundo Deportivo, die seit 1906 auf dem Markt ist und sich mit Haut und Haaren dem FC Barcelona verschrieben hat. Täglich widmet das aus der katalonischen Hauptstadt vertriebene Blatt dem Weltklub rund 20 bunte Seiten. Die wollen gefüllt werden. Und so lag es nahe, dass Journalist Solé bei David Abraham nachfragte, schließlich trifft der große FC Barcelona im Viertelfinale der Europa League auf die kleine Eintracht aus Frankfurt, und natürlich kennt der Argentinier, fünfeinhalb Jahre im Klub und bis zum Karriereende vor gut einem Jahr stolzer Kapitän, seine Ex aus dem Effeff. „Die Eintracht“, sagt der Capitano im Ruhestand also, „hat nie Glück bei den Auslosungen. Aber sie wächst in den Spielen gegen die Großen, sie ist dann immer besser als normal.“

Nun kann man trefflich darüber streiten, ob Barcelona ein gutes oder schlechtes Los ist. Sportlich sicher der dickste Brocken mit hohen Chancen, den Wettbewerb nach den beiden Partien von der Couch aus zu verfolgen. Für alles andere, den Glamour- und Chichi-Faktor, ist die Paarung ein Volltreffer. Es ist das Spiel der Spiele, ein historisches Duell für die Ewigkeit. „Barcelona“, sagt Eintracht-Trainer Oliver Glasner, „ist ein Mythos.“

Eintracht Frankfurt: Barcelona hat laut Abraham eine solche Atmosphäre „noch nie erlebt“

David Abraham sieht auf die Blaugranas indes eine mächtige schwarz-rote Welle zurollen. Der 35-Jährige ist der festen Überzeugung, dass Barca eine Atmosphäre wie am Donnerstagabend (21 Uhr/RTL) im Waldstadion „noch nie erlebt hat, in Frankfurt ist es anders als überall in Deutschland und Europa.“ Die Mannschaft werde getragen von den Fans, die nach zwei Jahren Pandemie „doppelt und dreifach motiviert“ sein werden. Das Fluidum, das ist klar, wird ein besonderes sein, es wird knistern und knacken, die Luft flirren. Vorhang auf. Endlich.

Es ist angerichtet - der Countdown fürs Jahrhundertspiel läuft. Foto: dpa
Es ist angerichtet - der Countdown fürs „Jahrhundertspiel“ läuft. © dpa

Abraham sieht seine Kumpels alles andere als chancenlos, er führt gute Argumente dafür ins Feld, die womöglich nur ein klitzekleines bisschen subjektiv eingefärbt sind. In Kevin Trapp habe die Eintracht „einen Weltklassetorhüter“ im Kasten, Abwehrchef Martin Hinteregger sei ein furchtloser Hüne: „Hinti ist ein Stier.“ Der gefährlichste Spieler aber sei Filip Kostic, der Linksaußen, der in der Tat ein Faktor werden könnte. Kostic, sagt Abraham schwer beeindruckt, sei „eine Maschine“, die den Flügel „hoch und runter“ walze, „ohne anzuhalten und ohne jemals müde zu werden“. Die größte Stärke sei aber der Zusammenhalt als Ganzes: „Von der Köchin über den Zeugwart bis zum Sportdirektor: Der Verein lebt wie eine Familie.“

Das Spiel im Live-Ticker

Die Eintracht trifft auf Barcelona: Ultras planen große Choreo

Bleibt nur noch die Frage, ob der FC Barcelona überhaupt noch antreten oder schon vorher die weiße Fahne hissen wird. Die Antwort: Sie treten an, die Spanier, am Mittwoch sind sie gelandet auf Rhein-Main, sie werden bereit sein. Behauptet die Barca-Ikone Xavi, zufälligerweise auch ihr Trainer, unterschätzen werde man die Eintracht nicht. Sagt man ja so leicht. Doch auch Nationaltorwart Marc-André ter Stegen drückt seinen Respekt via RTL aus: „Grundsätzlich wissen wir, dass sie physisch stärker sind als wir, das ist einfach so. Das ist eine der physisch stärksten Mannschaften in der Bundesliga.“ Auf internationalem Parkett hat sich bisher tatsächlich gezeigt: Die Intensität und die Härte der Eintracht sind die meisten Gegner nicht gewohnt. Und Barca?

Die Frankfurter rücken von ihrer Marschroute nicht ab, auch am Mittwoch wiederholte Coach Glasner in einem voll gepackten Presseraum die Herangehensweise mantraartig: „Wir sind erfolgshungrig, wir treten an, um zu gewinnen.“ Und selbst wenn es „nur“ zu einem Remis reichen sollte, „dann werden wir eine Woche später in Barcelona wieder einen heißen Fight liefern.“

Eintracht Frankfurt will mutig nach vorne spielen

Glasner sagt, er könne über den übermächtigen Kontrahenten stundenlang referieren, über die Historie („mit Real der größte Name im Weltfußball“), die Investitionen im Winter („die Kleinigkeit von 100 Millionen Euro“), die Spielanlage („seit Xavi wieder Barca-like“), die Offensive („Pedri ist die Zukunft des spanischen und europäischen Fußballs“), die Defensive („Piquet und Busquets haben alles gewonnen, was man gewinnen kann“) – doch all das reißt er nur an, denn: „Wir wollen nicht alles Barcelona unterordnen und uns nach ihnen ausrichten.“ Auch auf dem Feld nicht: „Wir wollen auch nicht 90 Minuten auf den letzten 30 Metern verteidigen und uns nur damit beschäftigen, wie können wir zu Null spielen oder ihre Offensive bremsen.“ Nein, nein, man wolle mutig nach vorne spielen. Vielleicht werde man nicht, wie gegen Barcas-Ligarivalen Betis Sevilla, fünf, sechs, sieben Chancen bekommen, „vielleicht sind es nur zwei, drei, vier“, aber die wolle man mit größtmöglicher Effizienz verwerten.

Die Vorfreude auf die Partie, die weltweit übertragen wird und für die sich 300 000 Menschen beworben hatten, ist immens. „Das wird ein geiler Abend“, orakelt Kapitän Sebastian Rode. „Die Euphorie ist riesig.“ Doch natürlich müsse man aufpassen, nicht zu überdrehen oder „dumm und übermotiviert in die Zweikämpfe“ zu gehen, wie Rode findet. Coach Glasner hat wenig Bedenken: „Die Pferde sollen nicht durchgehen, aber wir wollen sie laufen lassen.“ Donnerstagabend, 21 Uhr, Stadtwald: Es ist angerichtet. (Ingo Durstewitz)

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