Lammers da, Kostic nicht weg: Ende des Theaters bei Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt sichert sich am letzten Transfertag die Dienste von Stürmer Sam Lammers. Der Streik von Filip Kostic bleibt ohne Erfolg.
Frankfurt - Markus Krösche ahnte es schon früh in dieser sommerlichen Transferphase, hinten raus wird’s erst richtig spannend. Das hat er stets erklärt, was freilich keine ganz neue Erkenntnis in diesem manchmal ja schon aberwitzigen Fußballbusiness ist. Und so kam es dann auch für die Frankfurter Eintracht und ihren Sportvorstand, sogar noch ein bisschen geballter als vorher erwartet: Nicht nur die üblichen Last-Minute-Wechsel wollten noch eingetütet werden, auch die Causa um den streikenden Starspieler Filip Kostic ploppte auf. Das Ergebnis des finalen Tages im Sommerschlussverkauf: Der Linksaußen bleibt und ein Mittelstürmer kommt neu dazu.
Sam Adrianus Martinus Lammers, 1,90 Meter großgewachsen und dennoch einigermaßen geschmeidig, ist der neue Zielspieler im Angriff. (Fast) alle Flanken, lange Bälle, Befreiungsschläge sollen künftig auf den 24-jährigen Wuschelkopf aus dem niederländischen Tilburg fliegen. Lammers, zum Profi entwickelt in der Jugend der PSV Eindhoven, zwischenzeitlich ausgeliehen an den SC Heerenveen und vergangenen Sommer für bald zehn Millionen Euro zu Atalanta Bergamo transferiert, kickt die laufende Runde auf Leihbasis in Frankfurt.
„Sam ist ein Spieler, der uns eine größere Flexibilität in der Offensive verschafft“, sagt Sportvorstand Krösche und betont: „Er war von Beginn an einer unserer Topkandidaten.“ Mit seiner körperlichen Präsenz, seinen technischen Fähigkeiten und seinem Spielverständnis werde Lammers der Eintracht schnell weiterhelfen, so Krösches Überzeugung.
Eintracht Frankfurt: Sam Lammers als Sturm-Tower
Trotz des früh fixierten Wechsels von Torjäger André Silva zu RB Leipzig benötigte Eintracht Frankfurt also bis zum allerletzten Tag, um die entstandene Lücke in der Abteilung Attacke zu schließen. Nun wird Lammers zwar ziemlich sicher so schnell nicht an die Topwerte von Silva heranreichen können, zuletzt in der italienischen Serie A kam er bei Champions-League-Klub Bergamo als Ersatzmann nur auf zwei Ligatörchen. Rafael Borré, Jesper Lindström oder Jens Petter Hauge sollen um den Tower im Zentrum herumwuseln.
Im vergangenen Sommer hatte das Bergamo-Kapitel des Angreifers, der schon mit 18 Jahren sein Profidebüt feierte, manierlich begonnen. Früh in der Saison erzielte er seine beiden Tore, danach aber war er fast nur noch Ersatz, zusätzlich bremste ihn eine Schulterblessur aus. Bereits im Winter dachte der italienische Spitzenklub über eine Leihe nach, Parma, Genua und auch die Eintracht hinterlegten damals schon ihr Interesse. Ein halbes Jahr später also der Wechsel ins Hessenland.
Nachdem Lammers lange Zeit in der Jugend im Mittelfeld spielte, wurde er in Eindhoven unter anderem vom ehemaligen Weltklassetorjäger Ruud van Nistelrooy – ein großes Vorbild Lammers – fußballerisch weiterentwickelt. Früher habe er sich Filmmaterial van Nistelrooys angeschaut, ließ Lammers verlauten, „und jetzt sehen wir uns Clips von mir an.“ Eine verrückte, fast schon irreale Erfahrung, wie der Niederländer fand. „Sam hat den Vorteil, dass er beidfüßig ist und mit kleinen Räumen umgehen kann. Er ist wissbegierig und möchte den ganzen Tag Fußball spielen“, urteilte einst auch Twan Scheepers, Jugendcoach in Eindhoven.

Eintracht Frankfurt: Kostic-Deal platzt
Es wird für Eintracht-Trainer Oliver Glasner nun darauf angekommen, rasch eine erfolgsbringende Verbindung zwischen dem glücklichen Neuen und einem unglücklichen Alten herzustellen. Filip Kostic, der flankende Starspieler, der sich auf übelste Art und Weise wegstreiken wollte aus Frankfurt, bleibt nun doch in der Stadt am Main. Die anfangs von Lazio Rom gebotenen neun Millionen Euro Ablöse waren der Eintracht verständlicherweise viel zu gering, eine für den Klub annehmbare Erhöhung des Gebots blieb bis zur Schließung des TOR, des Transfer-Online-Registrierungssystem, aus. Der Deal platzte, nur logisch. Überhaupt irritiert der Vorstoß der Römer ein wenig, sind deren finanziellen Mittel in den einengenden Zeiten des Coronavirus doch nicht gerade üppig.
Filip Kostic wird sich also wieder eingliedern müssen bei der Eintracht, die Akzeptanz bei den Teamkollegen dürfte dabei das geringste Problem sein. Sie bauten dem Serben schon nach dem 1:1 in Bielefeld verbal eine Brücke, über die dieser im Eiltempo gehen sollte. „Filip hat sich in drei Jahren bei uns nichts zu Schulden kommen lassen. Er wird von uns mit großer Freude wieder aufgenommen“, kündigte Kapitän Sebastian Rode in einer am Dienstagabend versendeten Pressemitteilung stellvertretend an. Auch Trainer Oliver Glasner und Vorstand Markus Krösche äußerten sich wohlwollend über den bis zum Vortag noch wechselwilligen Profi. Er habe Kostic als „einwandfreien Spieler und Menschen kennengelernt“, so der Frankfurter Trainer. Klar ist: Kostic wird für sein Fehlverhalten sicher sanktioniert werden
Im Frankfurter Fanlager sieht die Stimmung wesentlich anders aus, Kostic hat sich seinen guten Ruf binnen weniger Tage stark, ach was, sehr, sehr stark ramponiert. Da werden vorerst auch keine Pressemitteilungen des Klubs weiterhelfen. Viel eher sollten engagierte Leistungen in den kommenden Wochen das Mindeste sein, was Kostic abliefert.
Eintracht Frankfurt: Auch Amin Younes ist noch da
Ebenfalls noch bei der Eintracht unter Vertrag steht Offensivdribbler Amin Younes. Der Wechsel zu Al-Shabab platzte bereits Ende der vergangenen Woche. Younes wieder einzugliedern scheint im Vergleich zu Kostic recht kompliziert, da ist das Binnenklima zu den Kameraden arg belastet worden. Es heißt, Younes wolle es ob fehlender Alternativen dennoch probieren. Gänzlich ausgeschlossen ist ein Wechsel noch in diesem Sommer jedoch nicht. Das Transferfenster in Saudi-Arabien hat bis 18. September offen.
Bereits tags zuvor, am späten Montagabend, verkündete die Eintracht die Verpflichtung von Kristijan Jakic. Der 24-Jährige spielte zuletzt für Dinamo Zagreb und soll im Frankfurter Mittelfeld für die unlängst fehlende „Zweikampfhärte“ (Krösche) sorgen. Der frühere Juniorennationalspieler Kroatiens gilt als für den Gegner unangenehmer Spieler, der in Abwesenheit des verletzten Kapitäns Sebastian Rode an der Seite von Djibril Sow auflaufen dürfte. Jakic unterschrieb einen Leihvertrag mit anschließender Kaufoption. Höhe: vier Millionen Euro.
Anders agierten die Hessen im Falle von Sturmtalent Igor Matanovic. Der deutsche U-18-Nationalspieler mit kroatischen Wurzeln unterschrieb einen Kontrakt bis 2026, soll aber die kommenden zwei Spielzeiten bei seinem Jugendverein FC St. Pauli weiter reifen. Bereits seit seinem achten Lebensjahr kickt der 18-Jährige für die Hamburger, seit vergangener Saison gehört er dem Profikader an. (Daniel Schmitt)