Eintracht Frankfurt fährt beim VfB Stuttgart volle Kraft voraus

Der Plan steht: Mit frischem Personal will Eintracht Frankfurt zum Wannsee steuern, und Stürmer Randal Kolo Muani ist auf dem Weg der Besserung schon weit.
Frankfurt - Ob das Pokal-Gen erneut seine Wirkung auf Eintracht Frankfurt entfaltet, ist in diesen Tagen, da der hessische Bundesligist von einer Verlegenheit in die nächste taumelt, die große Frage. Im Stadtwald jedenfalls versuchen sie alles, diesen Flow, diesen Spirit, diese mentale Macht erneut zu befeuern, die die Eintracht in den letzten Pokal-Wettbewerben so sensationell durch Europa hatte fliegen lassen. Sicher ist aber: Auf Knopfdruck funktioniert das nicht. Trotzdem verlangt etwa Kevin Trapp, einer, der viele Schlachten geschlagen hat, nicht die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und zu hadern. „Es ist ein ganz anderes Spiel, das wir mit aller Macht gewinnen wollen. Wir sind immer in der Lage, eine Schippe draufzulegen, denn wir haben den Charakter, um unser großes Ziel zu erreichen.“
Eintracht Frankfurt: Wohl mit Kolo Muani
Die Aussicht, in ein Finale einzuziehen und es womöglich zu gewinnen, dürfte selbst für Spieler, die den Klub am Saisonende verlassen werden, ein zusätzlicher Anreiz sein. Ein Pokaltriumph bleibt stets ein Stern in der persönlichen Erfolgsbilanz, das nimmt einem keiner mehr. Siehe das Beispiel Filip Kostic, dessen Name immer mit dem Triumph von Sevilla verbunden sein wird. Ein Tabellenplatz sieben, acht, zehn verschwimmt da mühelos.
Immerhin hat sich die personelle Situation der Hessen vor dem „Alles-oder-nichts-Spiel“, wie Trainer Oliver Glasner sagte, entspannt. Verteidiger Evan Ndicka wird nach Zwangspause „sehr wahrscheinlich“ zum Einsatz kommen, gerade im Hinblick auf Stuttgarter Standards ist der kopfballstarke Abwehrrecke wichtig. Zudem hat sich Djibril Sow gesund gemeldet, Jesper Lindström steht als Joker bereit. Und die Hoffnung ist berechtigt dass die Frankfurter Lebensversicherung, Randal Kolo Muani, von Anfang an stürmen kann. Seine Blessur an den Adduktoren habe sich gebessert, es sehe gut aus für einen Einsatz, betonte Glasner am Montag, aber „das habe ich auch vor dem Augsburg-Spiel gesagt“. Und dann hatte der mit Abstand beste Torschütze doch passen müssen.
Eintracht Frankfurt will ins Finale
Keine Frage: Die Chancen auf einen Frankfurter Finaleinzug sind um ein Vielfaches höher, wenn Kolo Muani spielt, der in 40 Pflichtspielen 20 Tore und 14 Vorlagen geliefert hat. Ohne den 24 Jahre alten französischen Nationalstürmer ist Eintracht Frankfurt allenfalls die Hälfte wert, wenn überhaupt.
Für die Hessen ist es im Übrigen binnen sechs Jahren die vierte Halbfinalteilnahme - und alle Partien mussten auswärts ausgetragen werden, 2017 in Mönchengladbach (Sieg im Elfmeterschießen), 2018 auf Schalke (1:0), 2020 bei den Bayern (1:2). Für Trainer Glasner ist der Pokal auch eine Möglichkeit, „das Schiff Eintracht Frankfurt durch diesen kleinen Sturm hindurchzumanövrieren“, um endlich in ruhigere See zu steuern. Vielleicht sogar zum Wannsee. (Thomas Kilchenstein)