Kostic und Knauff – die ausgezeichnete Flügelzange der Eintracht

Ansgar Knauff und Filip Kostic prägen das Eintracht-Spiel über die Außen und sahnen Preise ab
Frankfurt – Diese haarige Angelegenheit vom Punkt ist nicht so der Fall von Ansgar Knauff. Einen Herzinfarkt habe er fast bekommen, erzählte der Senkrechtstarter von Eintracht Frankfurt nach dem aufreibenden Elfmeterschießen im Finale gegen die Rangers. Nur vom Zuschauen. Er selbst wollte besser nicht Fuß anlegen. „Bitte, ich nicht!“ Mit diesen Worten bat der Frechdachs vom rechten Flügel seinen Chef Oliver Glasner um kurzzeitige Freistellung vom Dienst. Für den Trainer war daher klar: „Ansgar hätte erst als Elfter geschossen.“ Also noch nach dem Torhüter Kevin Trapp. Ist ja nicht so weit kommen, Trapp hatte es mit seiner Parade vorher geregelt.
Es ist eine Leistung, sich selbst richtig einzuschätzen, auch diese Fähigkeit geht manchen Menschen ab. Für Knauff war diese Aufgabe im Glutofen von Sevilla einfach zu heikel. Es ehrt ihn, das zuzugeben. Ansonsten hat der Grünschnabel nämlich ein gutes, bemerkenswert abgeklärtes Spiel gemacht. „Erstaunlich, wie der Jüngste in diesem Finale aufspielte. Ohne Lampenfieber, er traute sich was“, urteilte die FR in ihrem Klassenbuch und attestierte ihm, „gut dabei“ gewesen zu sein. Zur Verdeutlichung: Der Junge ist im Januar erst 20 geworden, da spielte er noch in der zweiten Mannschaft bei Borussia Dortmund in der dritten Liga. Dann der Wechsel und der kometenhaft Aufstieg.
Ansgar Knauf bei Eintracht Frankfurt – Wie einst Arjen Robben
Der Rechtsaußen, der noch ein Jahr auf Leihbasis in Frankfurt spielen wird und den die Eintracht gerne über 2023 hinaus halten würde, ist nach anfänglichen Startproblemen steil gegangen, hat gerade in der Europa League für Furore gesorgt und maßgeblichen Anteil am Titelgewinn. Gegen Barcelona machte er zu Hause das 1:0 mit einem Schuss in den Winkel, ein Traumtor. Im Halbfinale schockte er West Ham mit der Führung nach 49 Sekunden, prima Kopfball hinein ins Glück. Es war der früheste Europapokaltreffer in der Eintracht-Geschichte. Und im Rückspiel bereitete er mit einem klugen Rückpass den Siegtreffer durch Rafael Borré vor. Viel mehr geht nicht. Der Bursche aus Göttingen hat die Herzen im Sturm erobert. Er kommt an, gerade durch seine offene, sympathische und beeindruckend souveräne Art. Kein Zufall, dass er von der Uefa zum besten Youngster der Europa League gewählt wurde. Ehre, wem Ehre gebührt.
Noch eine Stufe höher steht natürlich sein Pendant auf der anderen Seite. Filip Kostic ist vom Kontinentalverband zum besten Spieler des Wettbewerbs gekürt worden – völlig zu Recht. Der serbische Nationalspieler, Spitzname Maschine, ist nicht nur ein Flankengott, sondern ein Akteur der absoluten Extraklasse. Der Linksaußen hat den FC Barcelona in diesem epischen Viertelfinale in Camp Nou mit zwei Toren und einer Vorlage im Alleingang erlegt, natürlich war er es, der die Eintracht mit seinem Zuspiel auf den Torschützen Rafael Borré im Finale erst ins Elfmeterschießen retten sollte. Dass er vom Punkt auch traf – nicht der Rede wert.
Das Besondere am 29-Jährigen: Er schafft es, die Partien zu dominieren und zu entscheiden, obwohl jeder Gegenspieler, weiß, was er vor hat. Es ist wie seinerzeit bei Arjen Robben: Jeder wusste, was kommt, verhindern ließ es sich nicht. Sollte Kostic die Eintracht verlassen, wäre das ein herber Verlust. Er ist schlicht unersetzlich. Denn einen Besseren gibt es vielleicht irgendwo auf der Welt, aber nicht im Kosmos von Eintracht Frankfurt. (Ingo Durstewitz)